In den kommenden sechs Jahren erwarten uns knapp 30 neue Superheldenfilme aus den Studios Marvel, DC, Sony und Fox. Die Chancen stehen gut, dass der Hype vorerst ungebrochen bleibt. Anhand von Ant-Man und Co. wollen wir herausfinden, warum das so ist.
Laut Box Office spielte »Avengers: Age of Ultron« am ersten Wochenende international knapp über 200 Millionen US-Dollar ein und reiht sich damit noch vor »The Avengers« und »Iron Man 3« ein. Ende April sind die drei meistgesuchten Titel in der Filmdatenbank IMDB allesamt Superheldenfilme. Neben den Rächern finden sich da »Batman v Superman: Dawn of Justice« und »Daredevil«.
Was macht Superheldenfilme so unwiderstehlich? Wir müssen uns zunächst eingestehen, dass sie viel mehr bieten als bloß gewaltige Action-Spektakel mit leicht nachvollziehbaren Spannungsbögen. Sie haben sich zu einem Lifestyle entwickelt, der Unmengen an Diskussions- und auch Identifikationspotenzial entfesselt. Das gießt sich ungebremst über Social Media-Kanäle aus und wirkt sich schließlich nicht nur auf die Kinokassen, sondern auch auf Mode, Games, Sprache und sogar Gesellschaftspolitik aus.
So wird »Wonder Woman« dann auch zur führenden feministischen Botschafterin erklärt. Im Dokumentarfilm »Superheroes« (2011) werden Menschen aus den USA porträtiert, die die fortgeschrittene Identifikation mit ihren Helden schließlich auch auf offener Straße ausleben. Der Superheld beweist sich als prestigeträchtige Kulturtechnik der Gegenwart. Aus diesem Anlass fünf Superhelden, die die Überlegenheit des Genres und damit einhergehende Streitfragen umreißen sollen.
#1 Ant-Man: Sie sind Rich Kids und Underdogs
Superhelden kommen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten, wenn nicht überhaupt von anderen Planeten. Wer meint, ein authentischer Superheld muss aus der Mitte der Gesellschaft kommen, oder noch besser am unteren Rand stehen, wird eher zu Spider-Man als zu Iron Man tendieren. Neben dem Kampf gegen das Böse plagen Peter Parker noch eine Reihe Alltagsprobleme, was ihm einen speziellen Rang als Ikone verleiht.
Ganz anders hier Tony Stark (Iron Man) oder auch Bruce Wayne (Batman). Zwar sind auch sie gewissermaßen Außenseiter, gehören aber nicht unbedingt zu den Schlechtverdienern ihrer Branche und wären ohne ihre High-Tech-Ausrüstungen wohl nicht die, die sie darstellen.
Ant-Man, ursprünglich Mitglied der Avengers, musste in der aktuellen Filmreihe auf der Ersatzbank ausharren, hat diesen Juli dafür in der Person von Paul Rudd seinen eigenen Filmstart. Auch Ant-Man hat einen fancy Spezialanzug, der ihn schrumpfen und wachsen lässt, allerdings hat er auch schon einiges auf dem Kerbholz. Der inhaftierte Meisterdieb bekommt schließlich eine zweite Chance, um die Welt zu retten. Eines eint ihn mit all den anderen, sei es nun Pressefotograf Parker oder Tony Stark, der sich aus unbändigem Unternehmergeist ein milliardenschweres Unternehmen aufbaut – in allen Fällen schwingt ein wenig vom American Dream mit. Und das gefällt uns eigentlich immer.
#2 The Rocketeer: Sie verdreschen Nazis
Wir lieben es, Helden dabei zuzusehen, Bösewichten kräftig in den Arsch zu treten. Das Bedürfnis nach der Darstellung von Gut und Böse ist groß. Klar formulierte moralische Werte und ein finaler Sieg des Helden über den Bösewicht – nichts macht uns glücklicher.
Diese Formel funktioniert im Superheldenfilm besser als sonst wo. Abgesehen davon ist der Hype eines Superheldenfilms auch abhängig von der Qualität des Bösewichts, ob größenwahnsinniger Wissenschaftler, Halbgott oder Anarcho. Aber was könnte böser sein als Nazis? Auf unzählige Weise haben wir bereits dabei zugesehen, wie Nazis auf der Kinoleinwand zur Strecke gebracht wurden, sei es durch westliche Alliierte oder jüdische Söldner, ob sie nun gerade ein neues Reich hinter dem Mond aufgebaut haben oder zuvor als Untote aus dem Eis gestiegen sind. Natürlich muss es auch einen Superhelden geben, der ihnen das Leben schwer macht.
The Rocketeer (1991) tut das inmitten des Hollywoods der 30er Jahre. Und das in einem Anzug, der ein wenig an Iron Man erinnert und auch dessen Features um kaum etwas nachsteht – bloß noch einen Tick eleganter. Tony Stark wäre blass vor Neid geworden.
Weiter zu schräg, düster, witzig, auch schwach und wie wir sein wollen.