Microsoft veröffentlicht mit „Rare Replay“ 30 Rare-Spiele aus den letzten 30 Jahren in einer Spielesammlung. Nicht alles ist heute noch genauso attraktiv, die Sonderstellung des britischen Studios wird aber unterstrichen.
Digitale Medien neigen zur Auslöschung ihrer eigenen Vergangenheit . Während in Stein gemeißelte Informationen Jahrtausende lesbar bleiben und Papier je nach Qualität und Druck im besten Fall zumindest hundert(e) Jahre, sind digitale Informationen oft schon nach wenigen Jahren wertlos. Sind sind zwar auf ihren Datenträgern vorhanden – aber es fehlen die nötigen Abspielgeräte. Dies gilt umso mehr für Videospiele. Denn selbst wenn alte Spiele auf Disketten und Cartridges noch existieren und gelesen werden können, Steuerung, Geschwindigkeit und andere Eigenschaften der Rechner haben sich so sehr geändert, dass sie praktisch unspielbar sind. Auch deswegen gibt es mittlerweile Museen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben nicht nur die Spiele, sondern vor allem auch deren Abspielgeräte zu pflegen und den Zugang zu Ihnen sicher zu stellen.
»Rare Replay« ist so ein Museum. Zu Spielen gibt es hier 30 Titel aus der Vergangenheit der britischen Etwickler. Und ja, mindestens ein herausragenedes Rare-Spiel fehlt. »Goldeneye« brachte Ende der 1990er-Jahre endlich Egoshooter zwingend auf eine Spielkonsole. Das Bond-Abenteuer fesselte mit akuratem Gameplay und den aus dem Film bekannten Schauplätzen. Vor allem aber bot es im Vielspieler-Modus die Möglichkeit für unendlich viele Duelle vor dem Bildschirm. »Goldeneye« passt – da hat Rare schon ganz recht – nicht ganz ins Portfolio, wurde außerdem von Nintendo gepuplished und die haben vielleicht bis noch heute die Rechte.
Große Augen und Humor
Bleibt die Frage, was Rare-Spiele ausmacht. Scherzhaft wird oft behauptet, es seien die großen Augen der Charaktäre. Sehr wohl zu den Kriterien zählt aber wohl das Bemühen in den Spielen genügend Humor unterbringen, nicht alles ganz ernst zu nehmen – und doch technisch erstklassige Leistungen abzuliefern. Bedient hat sich Rare dabei oft auch bei den Ideen anderer, hat Genre-Spiele veröffentlicht. Aus heutiger Sicht sind dabei die meisten Games, die vor Mitte der 90er erschienen, nur mehr als Geschichtsstunde interessant und unterhalten nur mehr bedingt – was in erster Linie an der oft ziemlich hakeligen Steuerung früher Spiele liegt.
Absolut großartig bleiben die N64-Titel, die dann folgen. »Perfect Dark« als Nachfolger von »Goldeneye«, die »Banjo-Kazooie«-Reihe als für manche besserer 3D-Plattformer als »Mario«, das kindgerechte Grusel-Abenteuer »Grabbed By The Ghoulies« und der ausgerechnet auf Nintendo erschienene, absolut unkorrekte und derbe »Conkers Bad Fur Day«. Die Xbox 360-Titel wie »Kameo« zum Launch hielten da noch mit – dann wurde es bis auf Ausnahmen leider eher ruhig.
»Rare Replay« macht Freude und großartige Spiele wieder zugänglich. Und auch wenn man einen Teil davon höchstens einmal öffnet, um einen Blick darauf zu werfen, so zahlt sich diese Spielesammlung auf jeden Fall aus. Es ist ein Blick in die Spielgeschichte, bevor einzelne Reihen wie »Call of Duty« und »GTA« auf der einen Seite und großteils austauschbare Casual Games vieles dominierten.
»Rare Replay« ist bereits für Xbox One erschienen.