Hermes Phettberg ist ein Elender. Das versteht er aber auch im positiven Sinn – denn solang dieses Elend in einem paar sexy Blue Jeans steckt ist alles okay. Walter Fröhlich hat dieses Elend in all seinen Facetten in Comic-Form verpackt.
Obwohl er seit seinem Schlaganfall nicht mehr wirklich sprechen kann, hat Hermes Phettberg noch sehr viel zu sagen. In seinem neuen Comic, das er gemeinsam mit dem Zeichner und Freund Walter Fröhlich konzipiert und kreiert hat, zum Beispiel, aber auch in Interviews – denn er ist ein Exhibitionist, auch – und in letzter Zeit vor allem – in seelischer Hinsicht.
Witze und Elend
Wenn sich Phettberg in Interviews schon selbst als Witzfigur bezeichnet ist der Weg zur Comicfigur auch nicht mehr weit. Das sollte er auch nicht sein, denn Phettberg ist mittlerweile alles andere als gut zu Fuß unterwegs. In solchen Fällen hilft ihm dann Walter Fröhlich, im echten Leben und auch beim Comic, in dem er ein Gesamtbild des Happening-Künstlers, Talkmasters und Schriftstellers gebastelt hat, das – wenn man sich darauf einlassen möchte – alle Facetten des Elends einfängt.
Anlässlich ihres Crowdfunding-Projekts haben wir das Dream-Team zu seinem Comic befragt und zwei ähnliche Perspektiven in zwei verschiedenen Sprachen bekommen. Das Interview ist dabei irgendwie selbst schon Kunst.
Wie ist die Idee zu dem Comic überhaupt entstanden? Von wem ging die ursprüngliche Idee aus?
Hermes: Jedenfalls nicht von mir. Walter Fröhlich hält sich schlank, und seine Blue Jeans würden mir so taugen, wenn er mir Anzeichen gäbe, ihn "ausgreifen" zu dürfen…
Walter: 2012 hat Hermes anlässlich der Aufführung von "Der Papst ist kein Jeansboy" von Sobo Swobodnik im Kino am Spittelberg an alle seine Mail-Kontakte seine Gestionen geschickt. Die Gestionen sind eine Art penibles Tagebuch, ein philosophischer Radebruch inkl. Speiseplan und Medikamentenliste. Schon nach den ersten Zeilen hatte ich Comicbilder im Kopf. Es hat dann noch eine Zeit gedauert, bis ich mich diesem heiklen Thema annähern konnte und Hermes die ersten gezeichneten Seiten geschickt habe.
Was zeichnet für sie beide als Künstler die Comic-Form aus?
Hermes: Über Sir Walter Fröhlich weiß ich nichts zu sagen. Aber ich bei mir verwahre mich striktest dagegen, dass ich ein "Künstler" sei!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Ich bin ein viel zu fauler Bauer aus Unternalb. Die Zeichnungen Walter Fröhlich’s gefallen mir lustigerweise sehr, denn ich steh‘ im Zentrum und bin daher voller Voreingenommenheit.
Walter: Comic ist so ziemlich die vielschichtigste Kunstform die es gibt! Die reicht vom witzigen Strip bis zur multimedialen Avantgarde. Das Schlimme ist halt, dass die meisten Leut sich nur für Asterix und Superman interessieren, deren Autoren zweifelsfrei zum Teil herrausragende Werke vollbracht haben, aber eben nur ein winziges Segment des breiten Spektrums Comic bieten.
Wie hat die Zusammenarbeit ausgesehen? Erzählt mal so aus eurem ungefähren Tagesablauf.
Hermes: Auf jeden Fall bin ich eine ordentliche Witzfigur: Wenn ich mich in mir so anschaue, lacht alles in mir über mich!!! Rein technisch ist Facebook eine göttliche Maschinerie. Da ich aber nicht Gott sein darf, lehn‘ ich sicherheitshalber Facebook ab. Vielleicht kommt es vom Konkurrenten, dem Teufel? Zudem ist Walter Fröhlich so schön… und ich bin so schiarch. Und ich war mein Leben lang noch nie liiert. Gottseidank, leidergottes
Walter: Da mir der Hermes für den Comic absolut freie Hand gelassen hat, gibt es eine enge Zusammenarbeit erst seit dem Crowdfunding, wo ich im Moment als sein Schriftführer und Botschafter agiere. Hermes lehnt Facebook ja entschieden ab, macht aber für dieses Projekt eine Ausnahme. Die Reaktionen auf seine plötzliche Facebook-Präsenz sind überwältigend. Es melden sich persönliche Freunde und alte Bewunderer. Zudem hat sich ein Filmemacher mit einem neuen Projekt bei ihm gemeldet und eine ziemlich bekannte Metal-Band aus Hamburg möchte einen Video-Clip mit ihm drehen.