Flüchtlinge polarisieren – bei uns und in ganz Europa. Joko & Klaas haben vorgestern klare Worte gegen Hassposter in sozialen Medien gefunden: "Nennt euch wie ihr wollt, Ihr bleibt erbärmliche Trottel, die sich auf Kosten der Ärmsten der Armen profilieren wollen". Damit sind sie aber nicht die einzigen, die das Thema aufgreifen.
Wer in Sozialen Medien aktiv ist, kennt die Postings zur Flüchtlingsdebatte, die wütend machen, die man nicht glauben will, oder die einfach nur traurig stimmen. So sammelt beispielsweise die Plattform eaudestrache.at seit geraumer Zeit Postings, die direkt ausgedrückt einfach nur unter aller Sau sind. Über 1000 Wortmeldungen à la "Erschiesst sie, nur so werden es weniger." oder "Gas… reihenweise weg mit dem Dreckspack!" finden sich dort ohne Kommentar und mit Link zum Originalposting.
Wie groß der Hass auf Menschen sein kann, die aus Kriegsgebieten flüchten und ohnehin nichts haben, zeigte sich auch gestern wieder, als ein Transporter mit etwa 70 toten Flüchtlingen auf der A4 entdeckt wurde. Was die einen schockiert, verleitet andere zu verbalen Freudensprüngen oder politischen Debatten über Grenzsicherheit.
Während sich immer mehr Menschen bemüßigt fühlen, ihren verbalen braunen Dünnschiss im Netz zu verbreiten, äußern sich seit geraumer Zeit auch immer wieder Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, zu diesem Thema. Joko und Klaas haben gestern sehr deutlich gemacht, wie sie zu dem Thema stehen und in einem für ihre Verhältnisse ungewohnt ernsten Video eine klare Position bezogen: "Entfolgt uns bei Twitter, entfreundet uns bei Facebook, überzieht uns mit einem Shitstorm. Keine Quote und kein Shitstorm können jemals so schlimm sein wie der Applaus von Leuten, die auch dann laut klatschen, wenn ein Flüchtlingsboot mit 800 Menschen im Mittelmeer versinkt." Mit diesem öffentlichen Bekenntnis gegen Fremdenhass sind sie allerdings zum Glück nicht die ersten und auch nicht die einzigen.
Bereits zuvor hatte die deutsche Journalistin Anja Reschke in der ARD dazu aufgefordert, den Mund gegen Hass aufzumachen. Das Video auf Youtube hat über 400.000 Views – die Kommentarfunktion darunter wurde mittlerweile blockiert. Aus Gründen, vermutlich.
Musikalisches "Refugees Welcome"
Ebenfalls ein klares Statement setzte die Band Deichkind, die bei der diesjährigen Echo Verleihung einheitlich mit Sweatern und Hosen mit der Aufschrift "Refugees Welcome" erschienen. Die kann man jetzt auch im Merchandising Shop der Band kaufen – die Erlöse gehen dabei an den Verein ProAsyl. Integration auf eine ganz besondere Art versuchten die Fantastischen Vier. Sie luden zu ihrem Konzert in Hamburg Flüchtlinge aus benachbarten Asylheimen ein. "Als Band, die mit Smudo ja in Hamburg zu Hause ist, sagen wir selbstverständlich ‚Refugees Welcome’", erklärten sie ihre Intention.
Und in Österreich?
Aber nicht nur in Deutschland äußern sich Prominente zur aktuellen Flüchtlingsdebatte. Der österreichische Kabarettist Thomas Stipsitz veröffentlichte schon im Juni ein Video, in dem er die Situation der Flüchtlinge thematisiert und mit Textzeilen wie "Und i frog mi woher kumt der Zorn? Glaubst du wirklich dass dir der wos nehma wü?" auch auf die aktuellen Hasstiraden eingeht. Das Video hat mittlerweile fast 400.000 Views und wurde mehr als 8.000 Mal geteilt.
Ebenfalls viral wurde ein Posting von ZiB-Moderator Armin Wolf, in dem er in einem für soziale Netzwerke sehr langen Text, über die Gründe für die aktuelle Angst vor Fremden und über die geschichtlichen und politischen Entwicklungen, die zur aktuellen Situation führten, schrieb.
Auch die Bloggerin Madeleine Alizadeh von DariaDaria, deren Blog immerhin auf 250.000 Klicks im Monat kommt, hat durch viele einzelne Beiträge und einen offenen Brief an das Innenministerium auf die aktuelle Situation in Traiskirchen aufmerksam gemacht.
Dass nicht nur Personen in der Öffentlichkeit eine Stimme haben, zeigen im Moment zahlreiche Demos, das ebenfalls viral gewordenen Posting der Freiwilligen Feuerwehr in Feldkirchen oder die Schweigeminute für Traiskirchen, die mittlerweile die österreichischen iTunes Charts gestürmt hat.