Neues Buch, neue Show, haufenweise Konzerte. Auf Austrofred wartet ein geschäftiger Herbst. Wir trafen ihn zum Leberkäse-Bingo und einem Gespräch über "Wetten dass …?", Denkmäler und Dialekte.
Der Austrofred hat ein Buch geschrieben. Das ist jetzt nichts Neues für den Freddie Mercury Impersonator und kommt ungefähr alle zwei Jahre vor. Diesmal ist es allerdings ein wenig anders. Das Buch „Pferdeleberkäse“ ist eine Sammlung von Kurztexten, die sich im Laufe der Jahre so angesammelt haben. Essays, Reportagen, Auftragsarbeiten, ja selbst Kritiken finden sich darin.
Lesenswert? Allemal, weil die Storys im Schnelldurchlauf und äußerst dicht zeigen, was das Universum der Kunstfigur bewegt und zusammenhält. Alltagsphilosophie, tiefe Erkenntnisse und höherer Blödsinn stehen gleichberechtigt nebeneinander. In den schönsten Momenten trifft Irrsinn auf Humanismus und nicht selten wird mit scharfem Blick, gut versteckt hinter Nostalgiebrillen, die Popkultur-Gegenwart seziert. Von „Wetten, dass …?“, über Gut Aiderbichl, Schwarzenegger, Hundertwasser, bis zu Liebe, Tod und Gigs als Hochzeitssänger ist alles möglich. Oder: „Der Mensch ist wie eine Pizza Calzone – man sieht nicht in ihn hinein.“ Grund genug, sich mit Franz Adrian Wenzl zu treffen. Der Sänger von Kreisky – das ist kein Geheimnis – ist seit rund eineinhalb Jahrzehnten als Austrofred unterwegs.
Ein großer Plastiksack
Zum Interview beim Leberkas Willi, einer kleinen Leberkäselabestation mitten im Wiener Bezirk Josefstadt, bringt der 39-jährige Wenzl einen großen Plastiksack mit. Der Leberkas Willi ist übrigens gleich direkt neben einem McDonald’s. „Super, das Geschäft hier wirkt ja, als ob es in den McDonald’s hinein gebaut wurde“, kommentiert Wenzl die architektonischen Gegebenheiten. Internationales Fastfood trifft auf regionales Fastfood. Eine Analogie, die dem Musiker sichtlich gefällt. Dann kramt er ein wenig in seinem Plastiksack herum. Darin sind die Utensilien, die er für die Verwandlung zum Austrofred braucht. Spandex-Hose, gelbe Lederjacke, Ballettschuhe, Gel, ein Handspiegel und ein frischverpackter Schnauzer. Das Sackerl und sein Inhalt riechen ein bisschen wie die Faschingskisten und Karnevalkartons im Keller. Nur ein bisschen strenger vielleicht. Gekonnt schneidet Wenzl jedenfalls den Bart auf der Seite links und rechts ab, klebt ihn sich auf die Oberlippe und verschwindet dann kurz hinter der Rigipswand im Geschäft, die den Lokalteil vom Lager trennt. Es ist Vormittag und noch relativ wenig los beim Leberkas Willi. 16 Sorten brutzeln hier im Ofen gerade gemütlich vor sich hin, als Austrofred hinter der Wand hervorkommt und fragt, wie denn das Interview angelegt ist. „Soll das mehr Austrofred, oder mehr metamäßig werden?“ Hmm. Es gibt zwar einiges an Fragen, aber, wie so oft, halt keinen richtigen Plan. Das hilflose Schulterzucken quittiert der Champion mit einem Nicken.
Dein aktuelles Buch heißt „Pferdeleberkäse“. Du verwurstet darin – der Leberkäseproduktion nicht ganz unähnlich – altes Material und machst was Neues daraus. Wie stehst du zu Resteverwertung?
Wenn etwas gut ist, dann soll man es nicht wegschmeißen. Ich bin grundsätzlich ein nachhaltiger Mensch und wenn ich schon so gute Artikel schreibe, schmeiß ich sie nicht weg. Jetzt hab ich diese Aufsätze und Reportagen eben in einem Buch gesammelt und es ist faszinierend, weil es mein eigenes philosophisches Werk über Jahre zusammenfasst und dokumentiert. Manches mag ich vielleicht in der Zwischenzeit anders sehen – aber: Ich habe nichts geschönt.
Fußt das Prinzip Austrofred mitunter nicht auch auf Resteverwertung, schließlich bedienst du dich ja an dem, was Queen und Austropop so hinterlassen haben?
Da weiß ich jetzt nicht, ob das unbedingt die Reste sind oder vielleicht nicht doch die Filetstücke? Ich würde es eher so sehen: Ich greife mir das Beste einfach heraus. Bei Austrofred ist die Kalbsnuss und nicht Leberkäs drinnen.
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