Dank der „König der Besessenen“-Erweiterung ist „Destiny“ ein bisschen mehr das, was es von Anfang an sein wollte.
Es gäbe noch keine Worte für das, was Destiny sein würde. Hier entstehe ein neues Genre und auch gleich ein Epos, der in einigen Jahren in einem Atemzug mit Pop-Kult wie „Star Wars“ genannt werden würde – was vor etwas mehr als einem Jahr über „Destiny“ zu hören war, hätte die Welt der digitalen Spiele nachhaltig erschüttert. Hätte – wenn es auch tatsächlich so gekommen wäre.
Letztlich war das sündteure neue Werk der »Halo«-Macher dann ein Ego-Shooter mit Rollenspiel-Mechaniken. Zumindest auf den ersten und den zweiten Blick. Einige wenige Story-Missionen in sich schnell wiederholenden Umgebungen, ein paar Multiplayer-Varianten und sehr viel repetitives Gameplay mit Suchtpotenzial für all jene, die die richtig tolle Ausrüstung haben wollten. Zwei Add-Ons haben daran nicht viel geändert und – so viel vorweg – auch nach „König der Besessenen“ ist „Destiny“ immer noch „Destiny“.
Große Versprechen rund um Spielwelt und Handlung haben aber Hoffnungen geweckt, hier epische Geschichten zu erleben und faszinierende Charaktere kennenzulernen. Aber Pustekuchen. Mehr als ein paar Monolog-Brocken waren im ursprünglichen „Destiny“ nicht zu finden und versteckte Hinweise auf größere Zusammenhänge innerhalb des Spieluniversums musste man sich selbst zusammenkratzen.
Mit „König der Besessenen“ hat „Destiny jetzt mehr klassisch erzählte Handlung bekommen, aufwändige Cut-Scenes inklusive. Und dank diverser Dialoge werden auch die Charaktere etwas greifbarer. Die Spielwelt sollte sich zwar immer noch hüten, sich mit „Star Wars“ und ähnlichem vergleichen zu wollen, aber sie hat zu leben begonnen und weckt so ein bisschen mehr die Neugier der Spielenden.
Wichtiger sind aber die Neuerungen im Spieldesign und in erster Linie in der Charakterentwicklung. Hier ist endlich jene Freiheit eingezogen, die dem angepeilten Entdeckungsdrang zu Grunde liegen sollte: Während früher klar vorgegeben war, was zu tun ist, um im späteren Spielverlauf noch voranzukommen, stehen jetzt viele Türen offen. Wer nicht kompetitiv spielen will kann das auch sein lassen, um sich etwa den Patrouillen zu widmen oder die Story-Missionen noch einmal zu spielen – jede Herangehensweise wird in ausreichendem Maß mit guter neuer Ausrüstung belohnt und hat so ihren längerfristigen Nutzen.
Was „Destiny“ immer schon war, wurde mit der neuesten Erweiterung ein gutes Stück verbessert. Aber vor allem nährt „König der Besessenen“ auch die Hoffnung, dass „Destiny“ noch werden könnte, was es ursprünglich wohl sein wollte.
»Destiny: König der Besessenen« ist bereits erhältlich.