Wie wird Mode produziert? Wie produziert Mode uns? Was tun? – Mit diesen Fragestellungen beschäftigen sich die Studierenden des ECM-Masterlehrganges. Wir haben die Leiterin der Ausstellung, Beatrice Jaschke, zum Interview getroffen.
Mode ist ambivalent. Durch sie verleiht man seiner Persönlichkeit Ausdruck. Gleichzeitig fördert sie jedoch soziale Ungleichheit und auch Ausbeutung. Die Studierenden des ecm-Masterlehrganges der Universität für angewandte Kunst, beschäftigen sich daher im Rahmen ihres aktuellen Ausstellungsprojekts "Für Garderobe wird nicht gehaftet. Widerständiges in Mode und Produktion", mit der Schnittstelle zwischen Mode, Kunst und Produktion.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Aspekte des Widerständigen gegen turbokapitalistische Produktion, Normierungen, Genderrollen und etablierte ästhetische Bilder in der Mode.
Wir haben die Leiterin der Ausstellung, Frau Mag. Beatrice Jaschke, getroffen, um über das von vielen als oberflächlich abgestempelte Thema "Mode" zu sprechen.
Wer seid ihr und was macht der ecm-Masterlehrgang genau?
Der ecm-Masterlehrgang für Ausstellungstheorie und Praxis ist ein zweijähriger Lehrgang an der Universität für angewandte Kunst Wien. "ecm" steht dabei für Educating, Curating und Managing, wobei bei uns der Schwerpunkt sicher in Educating und Curating liegt, das heißt im Vermitteln und Kuratieren von Ausstellungen. Natürlich braucht man dafür auch gewisse Management-Tools. Das besondere an dieser Ausbildung ist, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Bereichen kommen. Es entstehen dabei internationale und heterogene Gruppen, die im Rahmen der Ausbildung auch selbst eine Ausstellung konzipieren und kuratieren.
Euer aktuelles Ausstellungs-Projekt trägt den Titel "Für Garderobe wird nicht gehaftet. Widerständiges in Mode und Produktion". In welchem Kontext stehen dabei Mode und Produktion?
Das Interessante an unseren Lehrgangsausstellungen ist, dass wir versuchen ein Thema aus den unterschiedlichsten Perspektiven zu beleuchten. In diesem Fall haben wir auf das Thema Mode und Produktion gesetzt. Auf der Angewandten gibt es eine Mode- Kostüm und Kunstsammlung, aus der wir schöpfen können. Es geht bei der Ausstellung sehr um die Schnittstelle zwischen Mode und Kunst. Wir beschäftigen uns aber auch mit der Produktion und deren Bedingungen, sowie mit der Identitätsfrage "Wie produziert Mode uns?".
Ja, wie produziert uns Mode eigentlich?
Diese Frage stellt sich mannigfaltig. Ganz praktisch gesehen geht es um die eigene Identität. Was für ein Typ bin ich, was passt zu mir? Wie kann ich mich durch Mode ausdrücken? Interessant ist auch, welche Genderfragen dabei aufkommen. Wir haben uns dabei mit Personen aus der Kunst beschäftigt, wie etwa mit Jakob Lena Knebl. Auch das Männerkorsett von Vivienne Westwood, ist ein großer Bestandteil unserer Ausstellung. Das Korsett ist Unisex und daher für Frauen und Männer gedacht.
Welchen Einfluss hat Mode auf die Genderrolle? Coco Chanel kann man ja als Pionierin der Damenhose ansehen.
Das stimmt. Man könnte auch ganz klar die Minirock-Revolte nennen. Mit Mode kann man Normen lösen.
Was ist das Widerständige in Sachen Mode?
Es geht uns dabei um Umbrüche und die Geschichte von Mode. Wir haben einige Ausstellungen zum Thema Mode analysiert. Es gibt viele, welche tolle Designerinnen und Designer aufzeigen und auch welche, die sich kritisch mit der Produktion von Mode auseinandersetzen. Uns fehlte aber bei allen Ausstellungen die Schnittstelle, wo beides stattfindet. Deshalb gehen wir auch verstärkt auf Widerständiges in der Produktion ein.
Auf eurer Instagram-Page findet man Fotos mit sogenannten "Hangtags". Was hat es damit auf sich?
Das war eine Idee, um Aufmerksamkeit zu erregen. Die Hangtags sollen einen Flyer ersetzen. Diese Hangtags kann man irgendwo in eine Garderobe oder Geschäfte hängen und die Leute finden darauf Informationen zur Ausstellung.
Also wenn man so einen "Hangtag" sieht, macht man ein Foto und stellt es zur Verbreitung auf Instagram?
Genau, das wäre optimal.
Denkst du, dass auf Instagram ein falsches Bild von Mode vermittelt wird?
Ich denke schon. Bilder produzieren Fantasien und wir kennen alle diese superschlanken Models aus der Werbung. Im Rahmen der Vorbereitung unserer Ausstellung, hat sich eine Gruppe mit "Adbusting" beschäftigt. Wir wollen damit aktivierende Maßnahmen setzen.
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