Ausgepudelt

Die Spielwiese der Hamburger Schule, die Kinderstube von Helena Hauff. Dem Golden Pudel Club droht in seiner jetzigen Form das Aus.

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Eine weitere Hamburger Institution steht vor dem Abgrund. Der Golden Pudel Club wird zwangsversteigert. Dem vorangegangen ist ein jahrelanger Streit zwischen den beiden Teilhabern Rocko Schamoni, auch bekannt als Mitglied von Fraktus und Studio Braun, und Wolf Richter Bruder des Malers Daniel Richter.

Der urbane Ausverkauf

Club- und Kultur-Standorte haben es in Hamburg nicht ganz leicht. Vor der Roten Flora tobte zeitweise ein Kleinkrieg zwischen Autonomen und der Stadt, wo sogar verdeckte Ermittler zum Einsatz kamen. Der Erhalt des Gängeviertels musste mühsam erkämpft und der bereits abgeschlossene Kauf durch einen Investor aufgrund des öffentlichen Drucks rückabgewickelt werden. Der legendäre Molotow Club musste einer Neubebauung weichen. Mit dem bevorstehenden Abriss der Sternenbrücke im Schanzenviertel werden die legendäre Astra-Stube oder der Waagenbau verschwinden. Hamburg ist sehr baueifrig und verlässt sich dabei oft auf Großinvestoren, die wenig Interesse an dem Betrieb von Kulturstätten haben. Wiewohl sie dann gern herunter gekommene Viertel aufwerten dürfen.

The freaks are alright

Beim Golden Pudel Club spielt der Gentrifizierung keine direkte Rolle. Ein symptomatisches Schauspiel ist das Ganze aber doch. Während Schamoni, dem der unter Teil der Immobilie und somit der Club gehört, den Pudel als nichtkommerzielles Kulturobjekt sieht und dementsprechend betreiben will, hat Richter mit seinem Gastronomie-Betrieb im oberen Teil andere Interessen. Jetzt geht nichts mehr zwischen den Streitparteien. Das Amtsgericht Altona weist den Pudel nun zur Zwangsversteigerung. Was für den Charakter des Golden Pudels eher nachteilig sein dürfte.

Der „Pudel Verein für Gegenkultur“ (Verfüge) hinter dem Schamoni, die Goldene Zitrone Schorsch Kamerun und Geschäftsführer Viktor Marek stehen, sagt dem künftigen Käufer jetzt schon einmal den Kampf an. „Denk mal darüber nach, mit wem du dich hier anlegen willst“, skandieren sie in einem Protestvideo ihrer Kampagne „the freaks are alright“. Ihre Abneigung gegenüber Investor-Interessen machen sie unmissverständlich klar: „Wer uns kaufen will, muss Hundefutti mögen. Wer uns fressen will, wird sich die Verdauung verderben.“

Stress ned

Clubkultur hat es nicht nur in Hamburg schwer. Auch in Wien mussten viele Clubs schließen. Während manche Clubsterben rufen und beklagen, dass einem Steine in den Weg gelegt werden würden, sprechen andere nur von Marktbereinigung und behördlichen Auflagen, die eben für alle gelten, aber international nicht unüblich sind. Einen ähnlichen Fall gab es in Wien allerdings nicht.

Schamoni und seine Verfüge sind ebenfalls entschlossen dem Kultur-Ausverkauf entgegenzuwirken. "Unsere bedrohte Haltung wird sich mit eurer eigenen Investoren-Magensäure mischen. Dagegen sind Bauchspeicheldrüsenkrebs und Lehman Brother-Pleite ein süßer, kleiner Schnupfen!"

Electronic Beats hat eine Crowdfunding-Kampagne zum Erhalt des Golden Pudel Clubs gestartet. Funding-Ziel € 800.000. Der Pudel weist darauf hin, dass die Kampagne nicht von ihm ins Leben gerufen wurde.

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