Sound-Check

Stimmen umgeben uns tagtäglich. Man entkommt ihnen nicht. Doch wie sehr uns Stimmen wirklich beeinflussen, ist uns oft nicht bewusst. Einige Filme haben genau das zum Thema gemacht.

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Wenn man jemanden kennenlernt, findet man diese neue Bekanntschaft oft auf Anhieb sympathisch oder eben unsympathisch. Neben Aussehen und Auftreten beurteilen wir unser Gegenüber dabei auch nach dem Klang der Stimme. Mindestens 40 Prozent macht dieser aus, sagen Studien. Man sollte die Wirkung der Stimme also nie, wirklich nie unterschätzen. Auf der stimmlichen Ebene passiert vieles unbewusst. In diesen Filmen spielt sie die Hauptrolle.

Du klingst wie ein Mädchen

Der Regisseur und Produzent David Thorpe musste sich in seinem Leben oft sagen lassen, dass seine Stimme schwul klingt. Deshalb machte er sich, begleitet von Kameras, auf die Suche nach dem Ursprung seiner Stimme. Das Ergebnis: Die Doku "Do I Sound gay?" Was sorgt dafür, dass eine Stimme als schwul wahrgenommen wird? Gibt es so etwas wie eine schwule Stimme überhaupt? Und warum spricht man wie man spricht? In Interviews mit SprechtrainerInnen und sowohl homo- als auch heterosexuellen Freunden und Bekannten wie Tim Gunn, Don Lemon oder Margaret Cho tastet sich Thorpe an dieses heikle Thema heran.

Man lernt einen schwulen Freund von Thorpe kennen, der sich aufgrund seiner tiefen, männlichen Stimme immer aufs Neue outen muss, während der heterosexuelle Chris am Telefon ständig für eine Frau gehalten wird. Ein Problem, das auch so mancher Musiker kennt. Verwirrungen zwischen männlicher und weiblicher Stimme erlebt auch Nick Pitera gelegentlich. Nur dass er damit berühmt wurde. Er singt das Duett "A Whole New World" aus Disneys Aladdin nämlich mit sich selbst.

In Thorpes Film werden Stimmvorbilder aus der Kindheit als mögliche Gründe für sogenannte Micro-Variations in der Stimme erörtert. Der Ursprung des Stereotyps einer schwul klingenden Stimme könnte sich darin verbergen, dass ihr weiblich klingende Elemente zugeschrieben werden. Diese Zuschreibung wird also einer bestimmten Art zu sprechen von außen übergestülpt. Fazit ist jedoch, dass Stimmen unabhängig jeder sexuellen Orientierung vielfältig und unterschiedlich sind.

Männerdomäne vs. Frauenthema

Diskriminierung aufgrund der Stimme wird in verschiedenen Filmen immer wieder thematisiert. So gut wie jeder hat in "The Kings Speech" mit dem stotternden König mitgefiebert. Gerade sein Sprachfehler macht den Hauptcharakter in diesem Film so real und sympathisch. Auch der Film "In a World" macht eine Ungerechtigkeit in Sachen Stimme zum Thema. Die Regisseurin und Hauptdarstellerin Lake Bell nahm die Tatsache, dass Filmtrailer fast ausschließlich von männlichen Sprechern vertont werden, zum Anlass diesen Film zu drehen. Sie stellte den omnipräsenten Männer-Stimmen eine Geschichte über eine weibliche Sprecherin entgegen. In "In a World" muss sich Lake Bell gegen ihren erfolgreichen Vater – ebenfalls professioneller Sprecher – durchsetzen und ergattert letzten Endes den umkämpften Job: Die Vertonung eines Filmtrailers. Kein Klischee über Stimmen kommt in diesem Film zu kurz – von der weiblichen Piepse-Stimme bis hin dazu, wenn eine Frau nicht sexy klingt.

Was an einer Frauenstimme als positiv oder negativ empfunden wird, wandelt sich so wie auch das Frauenbild selbst. In den vergangenen Jahrzehnten veränderte sich das, was als positiv wahrgenommene Frauenstimme gilt: Sie wurde um einige Hertz tiefer. Studien zeigen, dass Frauen in tieferer Stimmlage als kompetenter und durchsetzungsfähiger wahrgenommen werden.

Immer wieder gibt es neue Stimm-Trends, denen, auch wenn sie gewöhnungsbedürftig klingen, eine positive Wirkung zugeschrieben wird. Gerade heftig diskutiert: Vocal Fry. Ääääääh, ja.

Stimmtrends hin oder her, Stimmen wirken. Und zwar unmittelbar und unvermeidlich. Deshalb werden nicht selten auch Tiere oder Gegenständen in Filmen Stimmen zugeordnet. Das sprechende Auto K.I.T.T. aus Knight Rider ist seit jeher eine Legende. Darüber hinaus soll es sogar möglich sein, sich nur aufgrund der Stimme einer Person in diese zu verlieben.

Ich liebe deine Stimme

Bekannt kommt einem dieses Phänomen eventuell aus dem Film "Her" vor. Der schüchterne, introvertierte Theodore Twombly verliebt sich in Samantha. Das Problem dabei ist nur: Sie ist ein Computer-Betriebssystem. Es mag verrückt klingen aber auch im wirklichen Leben gibt es solche Geschichten. Von einem Mann aus Düsseldorf, der sich in die Stimme des Beamten in der Notrufzentrale verliebt und deshalb immer und immer wieder dort angerufen hat zum Beispiel. Eine ganz gewöhnliche Liebesgeschichte aus dem 21. Jahrhundert also?

Für die Darstellerin von Samantha in Her, Scarlett Johansson, ging die Geschichte nicht ganz so rosig aus. Ihre Nominierung für den Golden Globe als beste Nebendarstellerin wurde abgelehnt, da sie den ganzen Film lang nicht zu sehen war.

Dieser Beitrag ist im Rahmen eines Praxis-Seminars am i>Institut für Journalismus & Medienmanagement der FHWien der WKW entstanden.

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