Roboterapokalypse im Wilden Westen. Wenn diese beiden Welten miteinander kollidieren, befinden wir uns in „Westworld“. Der Film aus dem Jahr 1973 hat es in Graz letzet Woche wieder auf die Kinoleinwand geschafft – im Rahmen der Ausstellung „Roboterträume“.
Die Entwicklung von humanoiden Robotern hat in der Geschichte des Science Fiction immer wieder Stoff für existenzielle Fragen und moralische Dilemmas geboten. „Ich denke, also bin ich“, zitiert der Android Pris den Philosophen René Descartes in Ridley Scotts „Blade Runner“ aus dem Jahr 1982. Zwei Jahre später gibt Autor William Gibson mit seinem Roman „Neuromancer“ den Anstoß für die „Cyberpunk“-Bewegung. Darin wird eine Dystopie konstruiert, in der die Grenzen zwischen Mensch und Maschine radikal verschwimmen. Die Ursprünge dieser Thematik reichen noch weit zurück in die Geschichte, über Fritz Langs Stummfilm „Metropolis“ (1927) bishin zu Mary Shelleys „Frankenstein“ (1818).
Roboterschafe
Trotz stetigem Fortschritt ist man in der Robotik noch nicht ansatzweise so weit wie in den Visionen der Science Fiction-Autoren. Und auch der Tag des Jüngsten Gerichts, verursacht durch die Rebellion der Maschinen, scheint noch nicht in Sicht zu sein. Dennoch liegt es zurzeit gerade wieder im Trend über Künstliche Intelligenz zu sinnieren. Einen Anstoß dafür gibt die momentan laufende Ausstellung „Roboterträume“ im Grazer Kunsthaus. Schon der Titel spielt auf die Fragestellung an, ob Künstliche Intelligenz imstande ist zu träumen. Diesen Stoff hat schon 42 Jahre zuvor Science Fiction-Autor Philip K. Dick in einem Buch verarbeitet. Sein Roman „Does Androids dream of Electric Sheep?“, der ihn zu einer Kultfigur der 68er-Bewegung gemacht hat, ist später adaptiert worden und als „Blade Runner“ in die Kinos gekommen, in dem Harrison Ford vier Androiden durch ein im schummrigen Film Noir-Look gezeichnetes L.A. im Jahre 2019 jagt.
Als veranschaulichendes Medium dieser Materie hat sich das Kino schon immer angeboten und so ist es nicht weit hergeholt, dass das Grazer KIZ Royal Kino noch bis zum 20. Dezember im Rahmen von „Roboterträume“ eine Reihe ausgewählter Filme zum Thema zeigt. Auch wenn er wunderbar ins Programm gepasst hätte, befindet sich „Blade Runner“ leider nicht darunter. Dafür aber James Camerons „Terminator“ und „Terminator 2: Judgment Day“ sowie Steven Spielbergs „A.I. Artificial Intelligence“. Mit „The Wizard of Oz“ ist schließlich auch ein alter Klassiker dabei.
Westworld
Ein besonderes Programm-Schmankerl ist Michael Crichtons Science Fiction-Film „Westworld“ aus dem Jahr 1973. In einer unbestimmten Zukunft können Reiche ihren Urlaub je nach Wahl im Wilden Westen, im Mittelalter oder im Römischen Reich verbringen. Diese drei nachgebauten Welten vereint der ultimative Vergnügungspark Delos. Die Besucher schlüpfen in die Rollen von Revolverhelden, Ritter oder Herrscher. Für besonderen Realismus sorgen die Statisten, ausschließlich Androiden, an denen sich die Gäste hemmungslos auslassen können – Unterhaltung der extravaganten Art. Der Spaß hört auf, als die Roboter außer Kontrolle geraten und beginnen zurückzuschlagen.
Im Gegensatz zu den Androiden in „Blade Runner“, dem T-800 oder dem Cybertronic David aus A.I. werden den Robotern in „Westworld“ keine menschlichen Fähigkeiten wie das Entwickeln von Gefühlen zugesprochen. Sie auszuschalten löst somit kein moralisches Dilemma aus. Die Problematik hier ist schlicht, dass die Wissenschaft zwar imstande ist Großes zu erschaffen, allerdings längerfristig nicht die Kontrolle darüber behalten kann. Die Androiden werden schnell zur Gefahr, am Ende steht es 1:0 für die Maschinen.
Crichtons Film zeigt, wohin technologischer Fortschritt gekreuzt mit einer über alle Stränge schlagenden Hedonismus-Gesellschaft führen kann. „Westworld“ ist damit ein weiteres Beispiel dafür, wie Science Fiction aufregend gemachte Gesellschaftskritik sein kann. Der Film selbst geht dann nach gutem Spannungsaufbau etwas vorschnell zu Ende. Sehenswert bleibt er, besonders für Fans von älterem Science Fiction-Kino.
The Wizard of Oz
Mo, 20.12.2010, 18.00 Uhr. KIZ Royal Kino Graz.
Die Ausstellung „Roboterträume“ ist noch bis 20.02.2010 im Kunsthaus Graz zu sehen.