Auf den ersten Blick hat die kleine schleswig-holsteinische Gemeinde Wacken für den aufgeklärten Weltbürger wenig zu bieten. Die Bewohner richten ihr Leben nach alten Bauernweisheiten, verbringen den Feierabend in der örtlichen Kneipe oder kommen an den Wochenenden zur gemeinsamen Messe in der Kirche zusammen. Doch einmal im Jahr belagern Heerscharen schwarz gekleideter Eminenzen die umliegenden […]
Auf den ersten Blick hat die kleine schleswig-holsteinische Gemeinde Wacken für den aufgeklärten Weltbürger wenig zu bieten. Die Bewohner richten ihr Leben nach alten Bauernweisheiten, verbringen den Feierabend in der örtlichen Kneipe oder kommen an den Wochenenden zur gemeinsamen Messe in der Kirche zusammen. Doch einmal im Jahr belagern Heerscharen schwarz gekleideter Eminenzen die umliegenden Felder und feiern sich und ihre Helden beim größten Heavy-Metal Festival der Welt: dem Wacken Open Air. Die südkoreanische Regisseurin Sung-Hyung Cho, selbst zwischen zwei Kulturen aufgewachsen, zeichnet in ihrem Dokumentarfilm das friedliche Nebeneinander zweier kultureller Konzepte nach. Am deutlichsten wird dies in dem Bild, wie die ortsansässige Blaskapelle vor versammelter Anhängerschaft zum weltumarmenden Stelldichein bittet. Im Vordergrund wippen rüstige Damen und Herren zu ihren Lieblingshits, während dahinter eine wild gewordene Meute zum Takt der Musik ihre Haarpracht in Bewegung bringt. Ansonsten wird auf überdeutliche Metaphern verzichtet. In weitwinkligen Tableaux, die der Wirklichkeit ihren dokumentarischen Mehrwert abringen, interessiert sich Sung-Hyung Cho mehr für das Leben auf dem Lande, als die ausgelassene Metal-Fraktion. Diese treten erst gegen Ende als Kuriosum einer langsamen und geordneten Welt in Erscheinung.