Das britische Duo Autokratz versucht sich auf seinem ersten offiziellen Album „Animal“ neben funktionalem Rave-Gewitter auch an poppigen Electro-Songs. Das macht ihre Musik zwar poppiger und zugänglicher, aber beraubt sie auch an Charakter.
Obwohl Russel Crank und David Cox, besser bekannt als Autokratz, auf dem berühmten Pariser Label Kitsuné veröffentlichen, sind die beiden waschechte Briten. Kennengelernt haben sie sich, so will es die Legende, vor einem Club als einer dem anderen auf die Schuhe kotzte. Statt einer Prügelei fand aber ein ausführliches Gespräch über Musik statt und in weitere Folge gründeten die zwei eine Electro-Band. Schon nach ein bisschen mehr als einem Jahr gemeinsamen Musizierens, veröffentlichten sie ihre ersten Singles und avancierten neben Digitalism durch gezielt eingesetzte New Rave-Distortion-Elemente, Achtziger Jahre-Vocals und rockigen Gitarren-Loops zu den Aushängeschildern des französischen Labels. 2009 haben die Protagonisten des besagten Genres alarmiert durch die musikalische Annäherung des Mainstream-Electro-House die Ästhetik ihres Outputs etwas verändert. Neue Spielarten haben sich aufgetan und es wird weiter nach innovativen Lösungen und Auswegen gesucht. Ed Banger, das Label rund um Justice und Busy P, zum Beispiel versucht sich gerade augenscheinlich an nicht unspannenden HipHop-Electro-Hybriden. Kitsuné, das neben Ed Banger erfolgreichste französische Electro-Label, setzt seit einiger Zeit wiederum vermehrt auf Indie-Pop, im klassischen Sinne.
Auch Autokratz geben auf ihrem neuen Album ungewohnt poppige Töne von sich. Dies zeigt sich nicht nur durch den gezielten Einsatz von songfüllenden Vocals, sondern auch durch Reduktion im Bereich der dreckigen Distortion-Sounds. Was natürlich der „Entwicklung zu einer richtigen Band“ dient (wie die beiden Freunde es im Interview mit The Gap bezeichnen). Das wiederum harmoniert nicht immer gut mit den auf Club-Klimax getrimmten Beats, denen sie nach vor nicht überdrüssig geworden sind. Im Bezug auf Kitsuné und das Rekrutieren einer breiteren Hörerschaft befinden sich Autokratz sicher auf dem richtigen Weg, nur leider wirkt „Animal“ als Ganzes unstimmig. Der goldene Mittelweg zwischen Pop-Band und Electro-Act bzw. Rave und Indie-Pop ist zwar erahnbar, aber noch nicht spürbar –was allerdings ihrer Popularität nichts anhaben dürfte.