Es gibt Persönlichkeiten, deren Bescheidenheit sie noch gewaltiger macht: Als der 85-jährige Wolf Suschitzky im März nach Graz kam, um bei seinem Tribut persönlich anwesend sein zu können, begegnete das Publikum einem großen, leisen Kameramann und Fotografen.
Nur wenige seiner Arbeiten erlangten Weltruhm (etwa „Get Carter“ von Mike Hodges), doch sind es Künstler wie er, die durch ihre Innovationskraft und ihren wachen Geist ein Medium nachdrücklich beeinflussen. Durch den Bildband „Wolf Suschitzky: Photos“, im klaren Schwarz-Grau-Weiß gehalten, erhält man nun zum ersten Mal die Gelegenheit, sich an den ästhetischen Eckpfeilern seiner umwerfenden Bild-Kompositionen zu delektieren. Die gesammelten Werke spannen einen Bogen von den vibrierenden stadt- und landschaftsarchitektonischen Arbeiten, mit denen der junge Künstler versucht hat, seine neue Lebenswelt Großbritannien zu begreifen, über die zahlreichen exotischen, aber nie exotisierenden Impressionen eines reisenden Mannes, dessen Kamera nie bloßen Affekt, sondern immer auch Struktur einfangen wollte. Der Band schlägt thematische Klammern vor, die jedoch niemals so ausschließlich sind, dass sich der Betrachter nicht eine eigene Katalogisierung überlegen könnte. Letztendlich macht es einen so neugierig auf die Person hinter dem Apparat, dass man die Sammlung klassischer schwarz-weiß Fotografien auch als alternative, als sensorische Biografie des Wolf Suschitzky lesen kann.