Foreigner

Punktgenaue Zeitsprünge

Vom Krautrock inspiriert, von Synthesizern dominiert. Dennoch markiert der Beat den wichtigsten Ankerpunkt eines beinahe gänzlich frei schwebenden Albums.

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Das Werk der in Berlin und Köln ansässigen Formation um Sebastian Blume (Synthesizer) und Jan Philipp Janzen (Schlagzeug/Urlaub in Polen) ist nicht mehr der Sonderfall, wie es noch 2007 ihr selbstbetitelter Vorgänger war. Von der Idee, ein Album mit nur zwei Tracks à 20 Minuten zu veröffentlichen und sich damit konsequent gegen YouTube und das Formatradio zu stellen, hat sich Von Spar verabschiedet. Bestes Beispiel dafür ist die Single-Auskopplung »trOOps«, ein von Bongo-Rhythmen und Handclaps begleiteter funkiger Discotrack, der – für das Album ungewöhnlich – aus dem Stand volle Fahrt aufnimmt. Trotz dieser klaren Einladung an die Hörer ist »Foreigner« alles andere als zugänglich geworden.

Konstant über fünf Minuten benötigen Von Spar für ihre kosmisch anmutenden Klangentwürfe, die im retro-futuristischen Kleid durchwegs wie von einem anderen Stern wirken. Der Vergleich zu Ridley Scotts Science Fiction-Epos »Blade Runner« (1982) drängt sich auf. Basierend auf Philipp K. Dicks Kurzgeschichte »Do Robots Dream Of Electric Sheep?« steuerte Vangelis damals die mehrfach ausgezeichnete Filmmusik bei. Angelehnt an unterkühlte Bilder von Los Angeles schuf dieser eine von Synthesizern durchtränkte Gehörwelt, die zu gleichen Teilen geheimnisvoll wie ungewiss wirkte. Von Spars Kompositionen unterschieden sich davon weniger in ihrer Klangästhetik, als vielmehr im intensiven Gebrauch von Schlagzeug und Beat-Gerät. Dadurch bleibt das Album größtenteils pointiert und dynamisch, ohne sich zu weit vom atmosphärischen Grundgerüst des Vorbilds zu entfernen. Denn trotz rhythmischer Anhaltepunkte sind vor allem die vielen ineinander greifenden Übergänge und die Auflösung von Songtexturen in einen größeren Überbau für das Album bezeichnend.

2010 scheint Von Spar (erstmals ohne Sänger und Gründungsmitglied Thomas Mahmoud) angekommen zu sein. Auch wenn »Foreigner« einige kreative Inspirationen aus der Vergangenheit anhaften, hat das Kollektiv eine spannende Verbindung zu gegenwärtiger, beatlastiger Musik geschaffen. Ein psychedelisches Album, das dem Hörer stets genug Raum zur Interpretation lässt.

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