Dass das literarische Debüt „Verbrechen“ des Berliner Anwaltes Ferdinand von Schirach derart einschlägt, war natürlich nicht zu prognostizieren.
45 Wochen hielten sich die trocken, lakonisch verfassten Fallbeispiele aus seiner Praxis in der Spiegel-Bestsellerliste. Die wahren Geschichten wurden gar in 25 Länder verkauft und der 46-jährige ist nun Staranwalt und Starautor in Personalunion. Weil Schirach in über zwei Jahrzehnten als Anwalt einiges erlebt hat, kann nun nachgereicht werden. Natürlich entwickeln auch seine „neuen“ Fälle diese süchtig machende Sprach-Verve. Reduktion als Heilmittel gegen genrebedingte, kriminalpsychologische Fabulierspiele. Der kleine Flirt mit dem Ungeheuren, der Spaß daran die Grenzen des Rechtsrahmens auszuloten, ziehen – auch wenn nun oft mal das Überraschungsmoment fehlt – also nach wie vor in ihren Bann. Die eindeutig besseren Geschichten finden sich aber, wie bei solchen zu prolongierenden Erfolgsbüchern üblich, im ersten Teil. Flott und zügig weiterlesen geht sich trotzdem aus.