Tarwater erfinden fremde Welten, verweben Indie- und Folkfundus mit elektronischen Einsprengseln und verzichten auf Futurismus.
Das Berliner Duo Tarwater gibt es schon seit 1995 und zehn regulären Studioalben. Auch auf Nummer 11 verweben akustische Sounds aus dem Indie- und Folkfundus mit elektronischen Einsprengseln, verzichten dabei aber auf kühle, technoide Sounds. Der Begleittext zum neuen Album will eine Rezeptionsanleitung liefern: Synästhesie – das Sehen fremder Welten mittels akustischer Reize. Diese fremden Welten liegen nicht zwangsweise in der Zukunft.
Das zeigt auch der Film „Der Adler ist fort“, den Mario Mentrup und Volker Sattel zur Musik gedreht haben. Der spielt auf dem nächtlichen Berliner Alexanderplatz und lässt in seiner Schwarz-Weiß-Ästhetik die Grenzen zwischen den 20er Jahren und der Jetztzeit verschwimmen. Musikalisch setzen Tarwater auf ein dichtes Rhythmusgeflecht, viel Bläser und die markante Stimme von Ronald Lippok. Manchmal erinnert das ein wenig an die Folk-Experimente von Califone. Und das ist als großes Kompliment gemeint.