Traditionsbewusster Indie/Songwriter-Pop aus Frankreich, irgendwo zwischen Konsens-Gitarrenpop und großer, melodieseliger Sehnsucht.
Maison Neuve aus Paris besingen altbekannte Themen: Stadt und Land, Kindheit und Erwachsenwerden, Bewegung und Stillstand. Auch die Stilmittel, derer sich die Band bedient, sind keine Neuen: 80er-Jahre Melancholie-Gesang, dunkel gestimmte Gitarren und trockene Drums treffen auf majestätische Melodien, die die düsteren Gedanken aus der Denkerstirn vertreiben sollen. Musikalisch treffen hier frankophiler Songwriter-Pop und melodienverliebter Indie amerikanischer Bauart aufeinander. In guten Momenten (“Jojo“, “Sweetsoul“, “The Wrong Class“) klingen Maison Neuve dabei wie eine künstlerisch wertvolle kontinentaleuropäische Antwort auf Arcade Fire. In den weniger begnadeten Abschnitten (“You Are My Prohet“, “Under Skies Of Fire“, “Touched In The Heart“) leidet deren Debütalbum “Joan“ allerdings an zu offensiv gespielter Copy/Paste-Dramaturgie, die den bekannten musikalischen Idolen – Jesus & Mary Chain, Built To Spill, Modest Mouse – viel zu stark ergeben ist.
Schlecht ist “Joan“ trotzdem ganz und gar nicht: Vor allem die französischsprachigen Lieder “Au Large De La Ville“ und “L‘Attraction Terrestre“ sind ganz wunderbare Stücke, denn hier klingen Maison Neuve fest in sich selbst verankert – traditionsbewusst, was die Popmusik der letzten drei Dekaden anbelangt, aber selbstsicher genug, um die Tradition als Podest zu sehen, von dem aus sie ihre ganz persönliche Version der großen, melodieseligen Sehnsucht verbreiten können. Mehr frankophones Liedgut dieser Art und weniger internationalen Konsens-Gitarrenpop hätten der Platte sehr gut getan, um unter den hunderten ambitionierten Indie-Startup-Bands der letzten Jahre etwas deutlicher hervorzustechen.
