Ssss

Martin L. Gore und Vincent Clarke von Depeche Mode machen Techno. Und das gar nicht mal so schlecht, wie man vielleicht befürchten könnte.

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Wenn alternde Herren plötzlich das Gefühl entwickeln, Musik zu machen, die am Puls der Zeit steht, kann das manchmal fürchterliche Konsequenzen haben – man erinnere sich an David Bowies teilweise üblen Drum‘n‘Bass-Experimente aus den 90ern. Mit “Ssss“ versuchen sich die beiden Depeche Mode Halbgötter Martin L. Gore und Vincent Clarke unter dem Insignien-Namen “VCMG“ an einer harten Dark-Techno-Instrumentalplatte. Dass das Experiment glückt, ist wohl auch dem Fakt zu danken, das Techno ja selbst bereits über zwei Dekaden Lebenszeit auf dem Buckel hat. “Ssss“ wird ganz sicher keine Innovationspreise gewinnen – überzeugt aber mit pulsierenden, hinterfotzigen Beats auch 2012 noch als inspirierende Tanzmucke.

Neben Clarke und Gore legten das deutsche Elektro-Urgestein Stefan Betke (aka Pole) sowie der britische Soundtüftler Timothy Wiles (XOQ aka Überzone) ihre Hände an den Sound an. Heraus kam ein geschliffener Elektronik-Diamant, von dem man eher annehmen würde, das er in einem verdrogten Untergrundlabor von manischen Club-Kindern als in einem teuren Londoner Soundstudio unter der Federführung alteingesessener musikalischer Koryphäen entstanden ist. Die zehn Tracks des Albums sind, so O-Ton der Künstler, aus der gemeinsamen Liebe zum Techno-Untergrund entstanden – und hören sich genau so an: Exzellent platziert, programmiert und sich mit dem Stream Of Consciousness verbindend, der Nachts die Synapsen zum Brennen bringt. Das ist nicht frisch, dafür aber trocken, fräsend und sinister.

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