Das schlimme an Drogenmusik ist, das sie in den meisten Fällen nur dann wirklich gut klingt, wenn deren Zuhörer selber auf Drogen sind.
Die Giftler von Spacemen 3 brachten die Drogenmusik-Problematik einst mit dem stilprägenden Album “Taking Drugs To Make Music To Take Drugs To“ ziemlich genialistisch auf den Punkt. Der aus dem Mogwai-Umfeld stammende Insulaner Don Nino dürfte sich dieses Credo während der Aufnahmen zu seinem vierten Album “In The Backyard Of Your Mind“ auch sehr zu Herzen genommen haben. Feinsinnig produziert und instrumentiert, besitzt die Platte auch alles, was dem praktizierenden LSD-Reisenden in manische Verzückung setzen sollte. Jede Menge Mystizismus und Syd Barrett-Anleihen, Sitarklänge, Freakfolk-Gitarren, vom Vers-Chorus-Vers Schema befreite Stream-Of-Consciosness Lyrik sowie wiederhallende Echo-Akkorde und synesthätische Tempi-Wechsel laden zum “long strange trip“ ein. Was dem erweiterten Bewusstsein ein heiliger Gral zu schein seit, kann sich in der Alltagswahrnehmung aber schnell als Blechdose entpuppen.
Wenn man illegale Substanzen aus dem Spiel lässt, ist das auch bei “In The Backyard Of Your Mind“ der Fall. Zugegeben: Songs wie “Everything Collapsed All Right“, “She‘s Resisting“, “Free Birds“ oder “Souls In The Parlor“ tragen Größe in sich. Irgendwo zwischen Nick Drake und Robyn Hitchcock angesiedelt, beherrschen sie so ziemlich alle Gepflogenheiten britischer Akustikgitarren-Tradition. Man hört förmlich die Liebe heraus, aus der diese Musik entstanden ist. Zwischen einigem formidablen bis hervorragenden Liedgut klatscht Don Nino allerdings viel zu viel der Psychedelia-Ästhetik in sein Soundgemisch. Das Problem dabei ist weniger die Psychedelia an sich, sondern das, was sie verbergen will. In diesem farbenfrohen Mantel gehüllt, geben die Songs vor, mehr zu sein, als sie eigentlich sind. Denkt man sich die halluzinogenen Ornamente weg und reduziert die Musik auf das Wesentliche, entpuppen sich viele der Liedgerüste als ziemlich durchschnittliches Singer/Songwriter-Material.