Der endlose Sommer der unerfüllbaren Träume: Bossa Nova-Folk mit Südsee-Melancholie.
Was für ein trauriger Kitsch: “Black Mold Grow“ beginnt mit Mickey Mouse Vocals, einem Pianospiel wie von den Beach Boys und jeder Menge tenderness – und plötzlich schießen dem Song sexy Soul-Harmonien und ein lethargischer Disco-Groove wie Tränen aus den Augen. Der aus Florida stammende David Levesque spielt unter dem Künstlernamen Levek seine eigene Interpretation des niemals endenden Sommers nach. Dabei verliert er sich oft in leichtfüßigen Reminiszenzen. Wie Morgentau perlt das Glück von den Blättern. Das wunderhübsche Folk-Kleinod “Canterbury Bell“ klingt wie Nick Drake, wenn er aus Südamerika käme und statt todgeweihtem Blues den Bossa Nova im Blut gehabt hätte: “Perfection of a moment, you see the dirt you‘re dragging inside“.
Lyrisch geht es meist um die ganz üblichen, klein-großen Dramen: Geschichten über verwelkende Liebe, Freundschaft und Verrat, über poetische Verstrickungen und pubertäre Romantik. Es sind die großen, ernst gemeinten Gesten in den süß-bitteren Tönen, die “Look A Little Closer“ stark und schwach zugleich machen.
“Terra Treasures“ überschwemmt die Bühne mit einem sorgenfrei schwingenden Karibik-Pop. Es ist ein Kopfkino fürs Herz, nicht für den Verstand. Das dringlich schön durchkomponierte Bossa Nova-Folk-Konzept von “Girl In The Fog“ schmeichelt den Südseeassoziationen unter dem Zeichen des vergehenden Sommers: es ist ein wenig so, als höre man einer melancholischen, erwachsen gewordenen Version des “Monkey Island“ Scores zu. Der Strand, der Horizont, das weite Meer, ein endloser Sonnenmeer unerfüllter Träume liegt vor einem. Eine ruhevolle Leichtigkeit wohnt den Songs dennoch nie inne.
Es kommt kein “Healing“ auf einen zu, auch wenn das Licht noch so dringlich auf die Spuren im Sand deutet. Sie verlaufen nicht nach vorne, sondern zurück, ins Vergangene, in die Unmöglichkeit, dieses eine Gefühl, das man so vermisst, wieder zu erreichen. Doch statt daraus eine Prozession zu machen, überführt Levek die diversen menschlichen Hoffnungs-Mäkel in Melodien, die so durchtränkt von der verführerischsten aller naiven Sehnsüchte sind – jene Unmöglichkeiten, die man aus Disney-Zeichentrickfilmen der Jugend ins Älterwerden mitgenommen hat. “Look A Little Closer“ besitzt Höhen und Tiefen: die Fabel über das Happy End, die Aufrichtigkeit der Liebe, der Mär, dass das Gute das Schlechte besiegt. Es ist alles da und alles so schön, und alles falsch. Doch Levek erzählt diese Lügen mit einer so tragenden Begeisterung, das man sich aus ihnen ein Schaumbad machen und darin bis zum Kopf versinken möchte. Es ist die Platte der unerfüllbaren Träume.