Zehn Jahre Watergate bedeutet zehn Jahre Qualitätssicherung an der Spree. Trotz vieler Scherereien. Dafür sagen Künstler, Freunde und Resident-DJs danke mit 29 exklusiven Tracks.
Eine volle Dekade zu bestehen ist für einen Berliner Club eine amtliche Zeitspanne. Gilt in der Hauptstadt der Clubmusik doch die Faustregel, dass nach vier Jahren alles wieder die Spree runter rinnt. Das Watergate jedoch hat sich fest einzementiert an der weithin sichtbaren Oberbaum-Brücke – obwohl erst kürzlich GEMA-Reform und Wohnbaupläne in der Nachbarschaft für einige Sorgenfalten sorgten. Jedes Wochenende pilgern Technotouristen in dieses ehemalige Zentralfestamt des Minimal Techno, das für seine lichtgewaltige LED-Decke am Mainfloor und seinen Ausblick bekannt ist. Der Film "Feiern" wurde gedreht. Kreuzberg wurde ein Stück weit gentrifiziert. Heute hat das Watergate 18 feste Mitarbeiter. Und fürchtet sich davor, dass Berlin zum neuen Ballermann wird.
Über die Jahre hat das Watergate einen beachtlichen Reigen an Acts geholt, eine eigene Agency sowie ein dazugehöriges Label gegründet und eine eigene Mix-Serie gestartet. Zehn Jahre nach Eröffnung gibt es eine hauseigene Compilation mit 29 exklusiven Tracks. Von Freunden, für Freunde. Das Spektrum ist dabei breitgefächert und so unterschiedlich wie die Abende im Watergate. Alle haben einen gemeinsamen Fokus: Dem Watergate ein Ständchen zu spielen. Neben Arschbomben wie DJ Sneaks "Battle Over" und zeitgemäßen Techhouse-Entwürfen von Mathias Kadens "Sion" werden zu großen Teilen die Feingeister auf die Tanzfläche gerufen. Erinnerungen an die ersten Sonnenstrahlen über dem Wasser, der Blick auf die glitzernden Wellenkämme der Spree sind in manchen Stücken beinahe greifbar. Ryan Crossons "Lost" oder Matthias Meyers "Fallin‘" erzählen derartige Geschichten von Nächten und Tagen, die sich in Klängen, Tönen, Rhythmen und Atmosphären verfestigen.
Die Collector’s Box-Edition enthält außer den 29 Brettern eine DVD mit Interviews, ein Fotobuch mit Flyern und Bildern, eine Dreifach-LP mit ausgewählten Tracks, Poster und einer Gästelisten-Eintrittskarte. Bleibt nicht viel mehr zu sagen als "Gratuliere!" und zu wünschen, dass die GEMA-Pläne mit ihren absurden Wegelagerertarifen für deutsche Clubs sehr bald die Spree runter rinnt.