Eine Supergroup jazzt krautige Electronica mit verhallten Synthesizern, Afrobeats und engelsgleichem Gesang auf. Ultraista bugsieren elektronischen Pop ein Stück weit Richtung Zukunft.
Ultraista als Supergroup zu bezeichnen ist eigentlich etwas überzogen. Wenn sich Leute wie Nigel Godrich (Produzent von Radiohead oder Paul McCartney) und Joey Waronker (Szene-Drummer von Beck, R.E.M. oder Atoms For Peace) zusammentun und mit der Künstlerin Schrägstrich Sängerin Laura Bettinson eine Band gründen, geht das mit zugedrücktem Auge schon als Supergroup durch. Soundseitig und erfahrungstechnisch sind die Musiker sowieso mit sämtlichen Wassern gewaschen. Es wundert also kaum, dass der Output nicht nur hochmusikalisch, sondern auch fortschrittlich geraten ist. Ultraista machen Jetztmusik. An der Herausforderung, zeitgenössischen und gleichzeitig innovativen Pop zu machen, scheitern sie nicht. Die Band verschmiert Genres und Ästhetiken wie Hauntology, 2 Step, Techno, Afrobeat, Synthie-Pop oder Krautrock zu einem dichten Klanggemälde. Verwandte gibt es wie in jeder Familie auch hier. Soundmalerisch verschwägert ist man mit Acts wie Four Tet, Caribou oder auch so manchem Post-Dubstep-Projekt. Der Erstgenannte steuerte auch gleich einen Remix als Vorbote zum Album bei.
Dass Broken Beats, krautige Electronica und verhallter Dreampop aktuell für unzählige Electronic-Acts zum guten Ton gehören, ist kein Geheimnis. Viele hübschen ihre Popmusik derzeit mit diesen Sounds auf. Ultraista drehen ihre Tracks aber weiter als andere und geben sich nicht mit diesem ästhetischen Standard zufrieden. Das Debüt sprüht vor Vielschichtigkeit. Hinter jeder Synthie-Fläche und hinter jedem Beat zwiebeln sich Unsummen an Geräuschen, Effekten, Klängen und minimalistisch eingesetzten Instrumenten hervor. Das zeichnet neben den loopartigen und poppigen Gesangsparts und den gefinkelten Beat-Texturen die Musik von Ultraista aus. Die Tracks sind auf einem hohen produktionstechnischen Niveau unaufgeräumt, aber trotzdem nicht überladen. Sie überfordern das Ohr nicht und bleiben so auch für an Pop gewohnte Hörer konsumierbar. Darin liegt die Stärke dieser Musik.
Ein bisschen mehr Pomp hätte dem Album teilweise nicht geschadet. Trotzdem kann man Ultraista nicht übertriebenes Understatement vorwerfen. Ein breit aufgestelltes, spannendes Popalbum zu machen, ist die Königsdisziplin in Sachen Produzententum. Nigel Godrich, Joey Waronker und Laura Bettinson haben sich mit diesem Debüt bereits gekrönt.