Schöne Doku über das Älter-Werden und den Umgang mit alten Idealen. Was passiert wenn Punks Eltern werden?
Fuck. Das andere F-Word: Father. Andrea Blaugrund Nevins begleitet in ihrer Doku duchaus bekannte Musiker aus dem Punk-Business (Ja, es geht auch um Musik als Geschäft) dabei, wie es ist vom anarchistischen Saufkopf mit hohen Anti-Estabilshment-Idealen zum Vater zu werden. Mit dabei: Pennywise, Black Flag, Blink 182, Rancid, Rise Against und viele mehr. Das ist zu Beginn erwartungsgemäß lustig, wenn Fat Mike überlegt wie er seiner 4-jährigen Tochter seine Bondage-Tattoos erklärt, Gedanken über den Sprachgebrauch angestellt werden (»The word fuck will bring us all together as humans.«) oder NoFX in Erinnerung an Michael Jackson »Fuck The Kids« anstimmen. Später schlägt die Stimmung um, und Nevins zeichnet ein Generationenportrait von Musikern, die in desolaten Verhältnissen aufgewachsen sind, deren Väter und Eltern eben nicht für sie da waren. Punk (gern hier Techno, etc …einsetzen) wurde zu einer Ersatzfamilie mit besseren Werten, Zusammenhalt und sicher teilweise ungesunden Nebenwirkungen (Alkohol, Drogen, Gewalt). Eine Generation die nicht zuletzt fortwährend daran arbeitet es anders und besser als die eigenen Eltern zu machen. Zuerst mit den Mitteln von Punk, später selbst als Elternteile. Am Ende verlässt Jim Lindberg Pennywise, weil er bei seiner Familie sein will, statt weiter dauerhaft zu touren. Aber welcher Elternteil versteht nicht, wenn er den Film am Ende ein bisschen cheesy zusammenfast: » Maybe that’s how we change the world; instead of writing a punk-rock song, maybe we just be better parents.« Kitschig? Klar. Aber deswegen nicht falsch. »The Other F-Word« hätte sehr langweilig und voller Selbstlob sein könnne, ist aber unterhaltsam und lebensnah. Auf die Gefahr hin manche Platte danach nicht mehr auf die gleiche Weise hören zu können.