Ein beinahe überraschend guter Spielberg-Film über die letzten Monate im Leben von Abraham Lincoln und Politik als System.
Steven Spielberg hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel manieristischen Mist verfilmt. »Lincoln« hätte genauso werden können und ist mit zweieinhalb Stunden Laufzeit nicht gerade schmal angelegt. Und doch: Es ist ein fokussierter, klarer Film über die letzten Monate von Abraham Lincoln und seinen Kampf darum, den 13. Zusatz zur US-Verfassung durchzubringen, der den Sklavenhandel verbieten soll. Spielberg konzentriert sich auf eigentlich wenige Szenen, lässt diese aber breit wirken. Lincoln ist als geralterte Überperson ständig präsent, einzelne Szenen, bringen unterschiedliche Charakterzüge zum Vorschein: Lincolns Hang zum Geschichtenerzählen, aber auch ein Sinn für durchaus bösen Humor, die schwierigen Situationen mit seiner Frau und später seine Durchsetzungskraft und sein Wille. Die Wahl im Repräsentatenhaus kann nur gewonnen werden, wenn auch einzelne Demokraten dem Zusatz zustimmen – und diese müssen auf verschiedene Art überzeugt werden. Daniel Day-Lewis spielt gewohnt körperlich, große Auftitte hat auch Tommy Lee Jones. Als Film überzeugt »Lincoln« durch erprobte Technik und aussagekräftige Reduktion. Fast überraschend gut.