Das Gewicht ein Film zu sein – Guillermo Del Toro erfüllt mit »Pacific Rim« alle Erwartungen und betoniert einen Action-Film in den Blockbuster-Sommer, der sein Gewicht und seine Ziele angenehm ernst nimmt.
»Pacific Rim« ist der angesagte Sommer-Blockbuster. Kino als Kulturtechnik, Schauwerte und Kinetic in absoluter Höchstform – und: Konzentration. Nichts an diesem Film will mehr sein, nichts lenkt davon ab.
Dabei gibt es gefühlt und bereits gelesen hunderte Ansätze die sich formulieren ließen. Beispiele: Der Film bedient sich sowohl asiatischer als auch amerikanischer Blockbuster-Traditionen. Der Film verzichtet auf letztlich auf eine Romanze, es gibt nicht mal einen Kuss. Der Film behandelt Frauen- und Männerfiguren erstaunlich gleich – es gibt nur fast keine Frauen. Ron Perlman ist nicht nur ein gern gesehener Del Toro-Schauspieler, sondern einer von mehreren Seriendarstellern (Charlie Hunnam »Sons Of Anarchy«, Diego Klattenhoff »Homeland«), die hier statt Stars eingesetzt werden. »Pacific Rim« ist kein Post-9/11-Film und gemessen am Setting, spielt das Militär eine erstaunlich kleine Rolle – Am Ende braucht die Menschheit analoge Technologie (und Kernkraft). Manches ist zu komplex, als dass das Hirn eines Menschen dafür genügen würde.
Keinen dieser Ansätze nimmt der Film wirklich ernst und auch als Kino-Geher – ja, »Pacific Rim« ist einer der Filme, die auf der großen Leindwand und in 3D noch mehr Sinn machen – ist man gut damit beraten, keinen falschen Fährten zur Interpretation zu folgen.
Worum sich die Story dreht: Riesige Monster treten durch ein Portal und aus dem Meer und zerstören immer wieder Städte und ganze Landstriche. Die Menschen bauen ebenso riesige Kampfmaschinen, um den Ungeheuern etwas entgegen zu setzen. Ein Teil der Begeisterung für den Film rührt wohl auch von daher, welche der üblichen Fallen der Film dabei vermeidet – also zum Beispiel einer der wirklich üblen Event-Movies der letztem Monate zu sein. Dabei gibt es im Mittelteil schon einiges an kritikwürdigen Szenen und Dialogen: Figuren mit tragischen Vergangenheiten, humorvoll-überdrehte Charaktere und natürlich nerdige Wissenschaftler. Es ist letztlich eine Stärke des Films alle Zuschreibungen und eindeutigen Positionen zu verweigern.
Dass der einflussreiche Games-Entwickler Hideo Kojima (»Metal Gear Solid«) sich auf Twitter als »Pacific Rim«-Fan outete, legt auch folgende Überlegung nahe: Während es bei Games üblicher ist, zwischen Narration und Gameplay zu unterscheiden und die Frage zu Stellen, was im Zentrum des Spiels steht, ist es bei Filmen unüblicher etwas anderes als die Narration in den Vordergrund zu rücken. »Pacific Rim« aber ist einer der Filme, dessen Film-Sein wichtiger ist als seine Erzählung und sein Setting – bei beidem wurden Chancen vertan, ohne dem Ergebnis maßgeblich zu schaden. Umso wichtiger ist es, dass »Pacific Rim« vieles mit dem dazugehörenden Gewicht ausstattet: Die Größe der Ungeheuer und Maschinen ist ebenso wenig egal, wie deren Zerstörungsgewalt. Kollege Jonas Vogt nennt das ganz richtig „engineer porn meets destruction porn“.