Anchor What? Will Ferrell kehrt mit formschönem Bürstenschnauzer wieder als Ron Burgundy auf. Eine Dekade später die Fortsetzung ohne dem schalen Geschmack des Aufgewärmten, dafür mit Wahnwitz und Staraufgebot.
Er geht auf die 50 zu, hat sich aber bei allem Professionalismus das kindlich unbeschwerte Gemüt bewahren können. Will Ferrell hat sein Handwerk in der beinharten Mühle von »Saturday Night Live« gelernt, jedoch ungleich mehr in seinem Schaffen die schrägen Sideways kultiviert. Selbst in der sowieso schon abgedrehten Comedy-Riege um Jack Black, Ben Stiller, Vince Vaughn oder die Wilsons hat er beständig mehr Pfeffer im Ärmel. Nur ein Jahr nach seinem kommerziellen Durchbruch auf Hollywood-Level legte Ferrell 2004 ambitioniert »Anchorman: The Legend of Ron Burgundy« vor. Und blieb vorerst mal stecken. Der Film frischte später über den Zweitmarkt auf und geriet zum Slowburner. Dazwischen tauchte Ron mal als Obama-Fürsprecher auf. Um lächerliche 50 Millionen Dollar wurde »Anchorman 2: The Legend Continues« gedreht, die Hälfte hat man schon in der ersten Woche eingespielt.
Drama Baby! Burgundy als fescher Nachrichtensprecher samt Moderatoren-Anspruch führt den Schnauzer inklusive hedonistischem 70er-Mind in den 80ern gestrandet aus. Immerhin hat ihm seine Frau Christina Applegate den Job abgejagt, selbst für den überhobenen Suizid reicht die Coolness nicht mehr. Der Mann ist down n out, eine Hollywood-Fabel sorgt für die Second Chance. Durchaus der Zeit entsprechend wird laufend ebenso gegen die aktuelle Medienbranche ausgeteilt. Quotengeilheit schiebt den eigentlichen Anlassfaktor News gen die Klippe, Hauptsache Sprecher und Worte hören sich gut an. Rafreider schau owe vom Berg. Traurig. Anprangernd. Wenn der geschürzte Schwinger tief liegt, kann man gut nach oben austeilen. Geschmacklosigkeit ist Trumpf, Sex ist für den Mann da, Testosteron beats Etikette, Penetration statt Konvention. Beherzt lächerlich, denn Klasse haben wir sowieso. Ferrell sucht den Gatsch wie das Zitat, weidet jeden Fauxpas mit den starken Paul Rudd und Steve Carell zur Seite genüsslich langsam aus, lässt die Peinlichkeit unbarmherzig stehen. Plus ganz großes Finale inklusive Starauflauf, abstrusen Wenden, Instant-Klassikern des modernen Nuschelns, Pauken und Pamphleten. Weit über dem Kiffer-Level der 80er gelagert, feine Klinge schon mal anbei, ganz ohne handzahm. So gehört das. Beim Speiben nicht freundlich wegdrehen oder devot in den Nacken ablegen. Straight in the face. Blaaaack!