Wenn die besten Zeiten bereits vorüber sind und das Hamsterrad seine Runden dreht: Schwermütig-leichtfüßiger Twee/New Wave-Pop für Nostalgiker und Träumer.
Die düstere Vorahnung, das die besten Zeiten bereits vorüber sind, streift jedes Erwachsenenleben dann und wann. Gefangen in einem Alltag, der sich als Hamsterrad entpuppt, ist die Flucht nach vorne auf einmal keine Option mehr, wartet dort doch nur das nächste Hamsterrad darauf, bestiegen zu werden. Stattdessen finden melancholische Träumer wie die Sad Captains ihr Seelenheil in der Introspektion. Das Zurückschauen ist die favorisierte Zeitbetrachtung der Londoner Band, die mit "Best Of Times" ein vordergründig bestechend schönes Werk liefert. Dem Albumtitel folgend wirken die Songs wie Bilder aus einem verstaubten, alten Fotoalbum.
Der Sound, der sich irgendwo zwischen dem kopfhängenden, ultramelodiösem Indie-Pop von Orange Juice, den Smiths und Yo La Tengo verortet, ist warm, schüchtern, freundlich und Herzöffnend. Songs wie "Wide Open", "In Time" oder "Familiar Ghosts" klingt wie eigentlich wohlbekannte Pop-Perlen, die die Geschichte vergessen zu haben scheint. Wäre da nicht die hochpolierte Studiotechnik, die den Aufnahmen einen kontemporären Charakter zuschreibt, täte man sich schwer, “Best Of Times“ nicht als Anthologie einer vergessenen 80er Jahre Twee Pop/New Wave Band zu sehen. In unschönen Worten könnte man aber auch sagen: My Sad Captains machen Musik, die die Welt nicht braucht – da sie schon in tausendundeiner Variation gehört, gelobt und geliebt wurde.
Da die Welt aber auch so schon voller unschöner Worte und Taten ist, soll diese Kritik auch nur als Fußnote verstanden werden – denn was am Ende aus den Boxen kommt, ist zu schön, um zu hassen. Menschen mit Hang zu Nostalgie und schwermütig-leichtfüßigem Songwriting werden mit “Best Of Times“ ganz wunderbare Stunden zuhause verbringen. Der Rest ist vorgewarnt, sich nicht weiter über den x-ten Aufguss altbewährter Sounds zu beschweren.