Die New Yorker Folk-Szene Anfang der 60er Jahre, ehe Bob Dylan alles veränderte, zeigt starke Parallelen zu manch aktuelleren Musikdiskussionen – bevor das Internet endgültig alle Spielregeln umgeschrieben hat
Llewyn Davis ist ein nicht mehr ganz junger Folk-Musiker, der versucht, sich nach dem Freitod seines Musik-Partners auf eigene Beine zu stellen. Er geht dabei keine Kompromisse ein, würde seine Musik nie verraten und ordnet sein Leben dieser selbst gewählten Definition von Authentizität unter. Er schläft auf Sofas, hat recht wahllos Sex mit Leuten, die ihm Unterschlupf gewähren und bringt Chaos nicht nur in sein eigenes Leben. Die Coens schufen hiermit ein Zeitporträt der urbanen US-Folkszene Anfang der 60er Jahre. Bob Dylan taucht am Ende auf und wird viel verändern. Manch angerissenes Thema wird wohl heute noch in Musikkreisen diskutiert, andere haben sich durch das Internet für immer verändert. Die Brüder bieten in ihrer Geschichte den für sie immer noch typischen Humor und landen ein paar Besetzungs-Coups (Adam Driver oder auch Justin Timberlake als leicht beschränkte Musiker). Ungewöhnlich auch die Mischung aus Anfang und Ende des Films, die sich treffen und in einem New Yorker Umfeld bleiben und den Road-Movie-Elementen dazwischen, die Llewyn nach Chicago führen. Erzählt wird dabei kein Handlungsbogen, sondern das Porträt einer Zeit und eines Umfelds.