Die Pixies sind zurück – und recyceln sich selbst.
Da ist es also: Nach einer Comeback Tour und vier Comeback EP‘s folgt das unweigerliche Comeback Album: Die Pixies sind wieder da! Ohne Kim Deal, aber mit (inzwischen wieder gefeuerter) Gastsängerin, die sich redlich Mühe gibt, cool as Kim Deal zu sein. Es ist ein Projekt, das zum funktionieren verdammt ist: Es sind die Pixies, Mann! Nur wenige Bands haben sich eine dermaßen große Fangemeinde anerzogen – eine Fangemeinde, die die Chance auf neuen Output prinzipiell so sehnsüchtig feiert wie die Brüder Jehovas den jüngsten Tag.
Jetzt ist er da, der neue Output, und beim ersten Hördurchlauf ist man irgendwie selig, als ob eine große Jugendliebe nach vielen Jahren plötzlich wieder erwartungsvoll vor einem steht. Doch wie in der Liebe bleibt die Frage: Kann die Anfangs-Euphorie dem Alltag standhalten? Für erste Ernüchterung sorgt dabei schon die Tracklist: Wer als Fan die vier Vorab EP‘s kennt, wird auf dem Album keinen neuen Song mehr finden.
Betrachtet man das selbstbetitelte Comeback-Werk im Kontext zum Legenden-bildenden Pixies-Kanon, macht sich eine leise, brummige Enttäuschung breit. Dabei beginnt alles wirklich charmant: “What Goes Boom“ ist formschöner Dada-Pop, der auf dem letzten „echten“ Pixies Album “Trompe Le Monde“ aus dem Jahr 1991 nicht unangenehm aufgefallen wäre. Großartig catchy sind auch die Songs “Greens and Blues“, “Another Toe In The Ocean“ und “Indie Cindy“ geraten. Frank Black klingt hier so frisch, pointiert und juvenil, als ob in seiner Zeitrechnung keine zwei Dekaden vergangen wären. Leider bauen diese zwei Dekaden, die zwischen Legende und Kontemporarität stehen, in weiterer Folge eine sehr hohe Mauer, die Band und Hörer einander mehr und mehr entfremdet. Die restlichen acht Tracks des Albums sind nicht mehr als stereotype Recycling-Ware, die darauf wartet, vergessen zu werden. Das Songmaterial wird austauschbar – und ist Lichtjahre von zeitlosen Klassikern wie “Debaser“ oder “Gouge Away“ entfernt.
Was bleibt, ist die Frage, warum Comeback-Alben stets enttäuschen müssen. Liegt es an der hohen Erwartungshaltung als Fan, die man den altverehrten Künstlerinnen und Künstlern als schweres Gewicht auf die Schultern hievt? Ist es die Band selbst – die, wissend, das sie nichts und niemanden mehr etwas beweisen muss – in Mittelmäßigkeit und Selbstbeweihräucherung versinkt? Oder ist es gar die Erwartungshaltung des Rezensenten, der seine musikgewordene Jugendliebe nach vielen Jahren wieder sieht, um dann zu merken, das die Person langweilig, vorhersehbar und alt geworden ist?