Mit einem feinen Gig ließ die Dame von Welt mit viel Gitarren-Arbeit ihre Karriere Revue passieren und jüngere Mitbewerber alt aussehen.
Das Jazz Fest Wien 2011 hat seinen Start mit einem Doppelkonzert von Marianne Faithfull und Matt Dusk erlebt. Im gewohnt unterkühlten Ambiente des Austria Center Vienna machte der Kanadier ganz im Sinne des klassischen Las Vegas den Crooner. Er hat den Ton, wohltuendes Aussehen im sleazy Suit und ein freundliches Gemüt. Nur auch das Problem, dass der von Paul Anka gefeatuerte Michael Buble oder gar ein weniger aktiver Harry Connick Jr. am Platz sind. So strandet er als gekonnter Impersonater eines Sinatra an der Unerreichbarkeit der Vorlagen. Und zeigt mit eigenen Songs im eher poppigen Arrangement, wo sein Weg liegen könnte. Und mit 32 Jahren wären da noch ein paar Chancen.
Geradezu als Counterpart kam die Grandezza der Marianne Faithfull auf die Bühne. Der Schwerpunkt des Abends lag auf dem aktuellen Album "Horses and High Heels", einem starken Statement. Das dürfte einige der schöner gewandeten und umso weniger informierten Gäste geringfügig überrascht haben worauf man vonstatten zogen. Kein Problem, in naher Zukunft werden auch diese "dabei" gewesen sein, wenn man von einem reifen Abend einer Ikone plaudert. Die Sängerin und Schauspielerin mit den Alt-Österreichischen Wurzeln hat schon Mitte der Achtziger den dritten Wechsel in ihrer Karriere hingelegt und mit "Strange Weather" ein Monument geschaffen. Mit beständigen Wechseln zwischen Weimarer Zitaten bis zu durchaus aktuellen britischen Rock der gefinkelten Sorte kann man der Grand Dame wenig bis auf den Lebensstil anlasten. Aber dem verdankt man ja immerhin die wunderbar brüchige Stimme. Ohne Frage nicht auf der Höhe aller Möglichkeiten zelebrierte Faithfull mit einer starken, modernen Band nachdenkliche Balladen wie düstere Monster. Gnädig gab die körperlich geschwächte Wahl-Pariserin in der zweiten Hälfte Meilensteine wie "As Tears Go By", "Sister Morphine", "Broken English" wie auch den Lennonschen "Working class hero", " The Ballad Of Lucy Jordan" oder mit ihrer Version des unveröffentlichten Pink Floyd-Songs "Incarceration of a flower child" den Abgesang auf ihre Generation. Ein würdiger Abend, der erst langsam nachsickert.