JMSN tourt gerade durch Europa und stattete gestern dem Fluc einen Besuch ab. Wir haben das Ausnahmetalent zum Gespräch gebeten, um uns die Lösungen für so manche Rätsel um seine Person zu geben.
JMSN (sprich: Jamerson) ist ein richtig edler Tropfen. Der musste reifen, und genau das tat der aus Detroit stammende Multiinstrumentalist Christian Berishaj auch seit er mit zwölf anfing, Musik zu machen. Über Jahrzehnte hat er sich durch alle möglichen Genres (darunter auch Poppunk) hin zu super sexy und durchdachtem R&B gearbeitet.
Berishaj hat seine talentierten Finger bei verschiedensten Projekten im Spiel, und es verwundert, dass sein Name hier zu Lande noch nicht allen ein Begriff ist – JMSNs soulig-glatte Stimme könnte aber bekannt vorkommen. Wenn man genau hinhört, findet man sie auf Kendrick Lamars "Good Kid, M.A.A.D City", bei Kaytranada oder J.Cole.
Man könnte leicht auf die Idee kommen, JMSN sei zu gut, um wahr zu sein. Doch es wird schnell deutlich, dass hier ein authentischer und eben sehr talentierter Künstler am Werk ist, hinter dem kein Major-Label die Fäden zieht. Das betont er auch sehr gerne. Mit punkiger Anti-Haltung macht er von der Produktion bis zum Video vieles selbst, und fährt damit ziemlich gut.
Crazy, sexy, cool im Fluc
"Life is crazy, sexy, cool", sagte JMSN gestern, und bestätigte das mit seiner Bühnenpräsenz – jeder Menge 90s-Anleihen und viel Sex. Schlagzeug und Bass wurden von nicht minder großartigen Musikern besetzt und endlich segnete er die Crowd auch mit seinen hingebungsvollen Moves zu "’Bout it". Alle waren glücklich, sogar er selbst.
Im Interview erzählte er uns vorher wie es ist, den Großen den Rücken zu kehren und machen zu können, was er will.
Deine Moves sind nicht von dieser Welt. Wie hast du gelernt, so zu tanzen?
Ich mache es, ohne darüber nachzudenken. Niemand hat es mir beigebracht, ich fühle es einfach. Ich tanze nur allein zu Hause, aber ich übe nicht wirklich. Es kommt immer auf den Song an. Wenn er gut ist, muss man tanzen.
Auf deinem aktuellen Album "It Is." bringst du diese ganzen R&B und 2000er Elemente wieder an die Oberfläche. Was hast du damals gehört?
Ja. Aus dieser Zeit gibt es viele richtig gute Sachen. Ja Rule mit Ashanti ist wohl einer meiner Lieblingsacts.
Alle deine JMSN Alben hast du auf deinem eigenen Label White Room Records veröffentlicht, in vorigen Projekten hast du mit Major-Labels gearbeitet. Was hast du daraus gelernt, und welche Vorteile hat es für dich, unabhängig zu releasen?
Ich hab aus der Arbeit mit ihnen vor allem gelernt, welche Vorteile es hat, wenn du mit einem Indie-Label arbeitest. Nicht alles was du machst, muss durch die Hände einer Menge Leute gehen, bevor du es veröffentlichen kannst. Independent ist Freiheit, zu produzieren, was du willst. Der größte Vorteil ist, dass du viel schneller vorankommst, weil du nur deine eigenen Erwartungen erfüllen musst. Ich fordere von mir selber, immer das Beste zu tun, was ich musikalisch tun kann.
Du stellst also sehr hohe Erwartungen an dich selbst?
Ja, das tue ich. Das Wichtigste ist mir, mich konstant weiterzuentwickeln, immer mehr der zu werden, der ich wirklich bin.
Diese Weiterentwicklung merkt man auch auf deinem letzten Album. Es klingt viel organischer als die alten Sachen, du hast Streicher und diese ganzen Instrumente. War das eine bewusste Entscheidung?
Nein. Ich denke, der Grund dafür ist einfach meine Evolution als Künstler. Das Album war ein logischer Schritt in die richtige Richtung, hin zu dem, was ich machen will.
Dabei war es vor allem wichtig, noch bessere Ressourcen um mich zu haben, ich hab mit vielen sehr guten Musikern zusammengearbeitet.
Wird es so weiter gehen? Es wirkt, als würdest du dich ständig neu erfinden.
Es ist ein Prozess. Ich frage mich ständig, was ich als nächstes machen will. Ich will Dinge ausprobieren und mich nicht auf irgendetwas festlegen. Aber dieser organische Sound wird bleiben. Die neuen Sachen werden noch mehr in Richtung Blues gehen.
Ein Nebenprojekt auf deinem Label ist Pearl. Auch dein Support Act, Alexa Demie, ist Teil davon. Um was geht es dabei?
Es ist für alles da, was bei JMSN keinen Platz hat. Ich wollte viele verschiedene Vocals dabei haben und jungen Künstlern die Möglichkeit geben, etwas zu veröffentlichen. Es gibt viele frische Talente da draußen.
Du hast ein riesiges Kreuz auf deiner Brust tätowiert und es kommt auch in deinen Videos immer wieder vor. Warum?
Es gefällt mir einfach. Es ist ein Symbol für das Fundament, das ich mit JMSN zu bilden versuche.
Vielen Dank für deine Antworten!
Wer jetzt traurig ist, gestern im Fluc nicht dabei gewesen zu sein, dem sei seine gerade veröffentlichte Performance "Live in North Hollywood" ans Herz gelegt.