Talents to watch 2017 – Musik, die in diesem Jahr groß werden wird

Heiß!

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© Youtube, MOTSA: Christopher Glanzl

 

MOTSA

Wenn Valerio Dittrich aka MOTSA so weitermacht wie bisher, steht ihm ein erfolgreiches Jahr 2017 bevor. Nachdem sich das Wiener Talent bereits durch Veröffentlichungen auf Fatboy Slims Southern Fried Records einen Namen gemacht hat, erschien kürzlich seine vierte EP – dieses Mal bei seinem eigenen neugegründeten Label. Petricolour ist melancholischer aber dennoch eindringlicher und tanzbarer Elektro Sound, dazu die Stimmen von Sophie Lindinger (Leyya) und David Österle (Hearts Hearts). Einfach gut. – Magdalena Meergraf

Like Elephants

Wer FM4 hört, dem sind sicher auch schon einmal Songs der fünfköpfigen Indie-Pop Band Like Elephants untergekommen. Die Oberösterreicher machen Dreampop, wie man ihn aus seinen Ursprungszeiten in den Achtzigern und frühen Neunzigern kennt. Letztes Jahr veröffentlichten sie ihr erstes Album namens Oneironaut bei Noise Appeal Records. Der Titel lässt sich mit Traumreisender übersetzen – passt genau zu den dezenten, sphärischen Klängen und mit Hall unterlegte Vocals. – Magdalena Meergraf


Leyya 

Ok, zugegeben, das ist vielleicht keine allzu große Überraschung. Leyya spielten sich im letzten Jahr durch diverse (Showcase-)Festivals, verbesserten ihre Live-Performance und haben nebenbei mit Butter auch noch einen großartigen Song releast. Aber so viel nur zu Leyya selbst, das zwar als Projekt durchaus beobachtenswert ist, aber fast noch zurückfällt, wenn man die beiden Musiker und ihren aktuellen Output einzeln betrachtet. Sophie Lindinger wirkte stimmlich an Tracks von MOTSAs neuer EP mit, Marco Kleebauer ist „nebenbei“ auch noch bei Ant Antic involviert, die man ebenfalls nur feiern kann. So viel heimische, musikalische Großartigkeit sollte man sowohl einzeln, als auch im Doppel immer im Blick haben.– Yasmin Vihaus

Cigarettes After Sex

Unter der Betitelung »Newcomer« wird gern vieles in einen Topf geworfen, das alles neuester »Hot Shit« in der Welt der Pop-Eintagsfliegen gedealt wird. In dieser Kategorie wären Cigarettes After Sex wohl fast schon wieder Fehl am Platz. Rund um Gründer Greg Gonzales haben die vier nämlich schon längst ihre Kreise im World Wide Web gezogen und ihre Youtube-Jünger um sich geschart – ihr melancholisches Meisterwerk »Nothing’s Gonna Hurt You Baby« strotzt mit knapp 38 Millionen Views nur so von Klicks. Ein Erfolgsrezept der noiren Indie-Combo ist definitiv Gonzales adrogyne Ausnahme-Stimme, die irgendwie an den Rhye-Gott Mike Milosh erinnert, nur anders, und sich über den ambienten Klangteppich hebt. Cigarettes After Sex gehören zu der geheimen Band-Kategorie, die man sich lieber still und heimlich in völliger Isolation anhört als. Mit den zwei veröffentlichten EPs I. und K. fehlt nun nur noch das Debütalbum, das für 2017 angekündigt ist – es kann sich also nur noch um Monate handeln. Wem das allerdings nicht reicht, kann sich den 27. April schon mal rot im Kalender einringeln, denn da gibts von den Texanern im Flex so einiges auf die Ohren. – Michaela Pichler

Tents

Tents machen Musik, die dich in eine warm-wohlige Hülle taucht, in der sich deine Mundwinkel langsam, stetig, sanft und gleichzeitig nicht zu weit nach oben ziehen. Dieses Gefühl ist genau das, was wir brauchen, um gut durch das Jahr 2017 zu kommen. Zugegeben, Tents werden in den kommenden 12 Monaten vermutlich nicht alle Charts erobern, aber sie haben Potenzial, langsam und stetig die Herzen der Menschen gewinnen. Ihre kürzlich veröffentlichte EP und das überaus charmante Video sind erste Schritte auf dem Weg dazu. – Yasmin Vihaus

Oberst & Buchner

Man kennt sie in der Wiener Szene vielleicht schon länger – gerade jetzt genauer hinzuschauen, lohnt sich bei Oberst & Buchner aber dennoch. Gemeinsam mit ihrem Kollektiv Heimlich haben die beiden Wahl-Wiener im letzten Jahr einen wunderbaren Mikrokosmos für Downtempo in Wien geschaffen, der immer mehr Menschen zu begeistern weiß und Clublocations in Wien an ihre räumlichen Grenzen bringt. An Motivation, diesen Raum mit eigener Musik zu füllen, fehlt es nicht: Kürzlich haben Oberst & Buchner ihr neues Live-Setup präsentiert, in den kommenden Monaten folgen Releases bei verschiedenen Labels. Wer die beiden in nächster Zeit heimlich beobachtet, wird langsam lieben lernen. – Yasmin Vihaus

Mavi Phoenix

Nein, es braucht keine Glaskugel, um es zu wissen. Ein Blick auf Youtube genügt: Dort „Mavi Phoenix Quiet“ eintippen und staunen. Die Linzerin bleibt mit ihrer aktuellsten Nummer zwar ihrem Stil treu, hat ihn aber verfeinert und gleichzeitig geschärft. Was man da nun hört und sieht ist wahrlich unverwechselbar. Ihre außergewöhnliche Stimme, die großartige Produktion und die ganze Ästhetik fügen sich hier zu etwas zusammen, was den Grundstein für eine große internationale Alt-Mainstream-Karriere legen kann. Weiters wurden kurze, anliegende, weiße Radlerhosen noch nie besser getragen. – Amira Ben Saoud

Der Ringer

Die Spatzen pfeifen es schon länger von jeglichen Dächern: Die Gruppe Der Ringer wird 2017 die Band sein, die alle Rahmen sprengen, Grenzen zwischen Kunst und Kommerz ausloten und in allen Jahresbestenlisten – vom lokalen Schmierblatt bis zur wirklich relevanten Musikmagazin-Intelligenzija  –vertreten sein wird. Auf dem Ende Januar auf dem gegen künstlerische Ausfälle gefeiten Qualitätslabel Staatsakt erscheinenden Debüt »Soft Kill« werden keine Gefangenen gemacht, ganz dem Titel verpflichtet werden Ohrenzeugen in den gefälligen Sog aus sphärischem Indie-Geschrammel, verschleppt-experimentellem Lounge-Pop und trippigem Schlaumeier-Art-Rock gezogen, langsam in Watte gepackt und ganz sanft, aber glücklich, wieder ausgespuckt. Die Hamburger sind also wie geschnitzt für jene, denen Trümmer zu selbstverliebt-brav, alle Nachmacher der Hamburger Schule zu wertkonservativ und Bilderbuch zu funky sind. Gute Voraussetzungen also, die am 19. Februar auch das Wiener Rhiz in Staunen versetzen werden. – Dominik Oswald

Back To Felicity

Man kann von Oberösterreich an sich halten was man will, auch wenn das nicht sonderlich viel ist. Aber: Abzüglich der großen Metropolen des heimischen Pops winkt dem Nahen Westen Österreichs durchaus ein Stockerlplatz der musikalischen Nährböden des Landes. Dabei denkt man sowohl an große Stars, aber etwa auch an die leider etwas verschollenen Francis International Airport. Auch die Mühlviertler Gruppe Back To Felicity strebt nach internationalem Glamour, nach zwei Kurzspielplatten erscheint am 10. Februar das Album-Debüt »Dystopia«. Lumpen ließ man sich für dieses nicht, für die Regler und Knöpfe wurden mit Zebo Adam, Alex Tomann und Julian Hruza gar wahre Experten für Hits, Hits, Hits verpflichtet. Musikalisch gebietet sich das dann als klassisch-frickelnder Synth-Indiepop mit die Watchability steigerndem weiblich-männlichem Zwiegesang, der die allergrößte Geste nicht scheut und auf ebensolchen Bühnen und Fernsehkasteln ähnlich gut funktioniert wie in schäbigen Kaschemmen. – Dominik Oswald

Gurr

Bereits der Supportliebling von Bleached und Best Coast, die Größen des roughen California Girl Pops: Gurr. Kein Wunder, wenn zwei Freundinnen eine Band gründen und gemeinsam Zeit an der Westküste verbringen, hört sich Garage aus Berlin viel mehr nach First Wave Gurrlcore aus Los Angeles an. Dass es zwischen ihnen passt, merkt man an allen Ecken, der Gesang ist genauso harmonisch wie ungezwungen – dazu kommen zurückhaltende aber doch psychedelische Gitarren und Basssounds. Trotz allem Sonnenschein kommt die rotzige Attitude der Wahlberlinerinnen spätestens durch, wenn sie bei #1985 den Typen besingen, den sie immer in ihrer Lieblingsbar sehen. Gurr gehören zu der Sorte, der man alles abnimmt – das SXSW ist auch schon aufmerksam geworden und hat sie eingeladen. Die Reise kann man sich aber sparen, indem man am 23. Februar einfach ins Rhiz geht. – Sabrina Lehner

Flut

Cyper Space 80s Punk mit Vokuhila und Vocoder, Flut spielen mit der visuellen und tonalen Ästhetik der 80er. Sie kreieren im Interweb eine eigene Welt die in Neonlicht und VHS-Flimmern glänzt, in die man eintauchen kann. Irgendwo zwischen Kraftwerk und Austro-Pop bewegt sich der Sound von Flut, der mit theatralischen Texten über Stillstand und Stagnation gefüllt wird und mit pulsierenden Synthesizern und verzerrenden Vokodern eine Synthese eingeht. 2016 schon Österreich-Support von Drangsal und am Waves als heimlicher Favorit gehandelt, ahnte man schon den aufkommenden Hype. Der grafisch durchgestylte 80er-Kosmos wächst bei jeder Auskopplung des bevorstehenden Debuts. Die Vermarktungsprofis haben inklusive raren Bonustracks zwar erst drei Singles veröffentlicht, wissen aber jetzt schon wie man am besten Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das Konzept geht auch live auf, wenn Sänger Johan gleichzeitig in zwei Mikros singt, seine Stimme sich spaltet, roboterähnlich aus den Verstärkern hallt und sich das Soundspektakel über die Crowd legt. Sollte man auf jeden Fall im Auge behalten! – Sabrina Lehner

Levin Goes Lightly 

Bislang kursiert nur ein knapp zweiminütiger Trailer im Internet, der GA PS ankündigt, doch die beiden vorangegangen Alben „Dizzy Height“ und „Neo Romantic“ lassen auf Großes hoffen. Der Stuttgarter Musiker und Künstler Levin Stadler ist Levin Goes Lightly und das ist Wave-Pop mit massig Erinnerungspotential an David Bowie. Düster, eindringlich und melancholisch. Und wer anderes sollte bei dieser Platte seine Finger mit im Spiel haben als Max Rieger (Die Nerven und All diese Gewalt)? – Tobias Siebert

Parcels

Eine Band! Was Parcels machen, ist nicht unbedingt revolutionär, aber sie liefern die nötige Prise Feel-Good-Glitzer, die es für einen leichteren Einstieg ins neue Jahr echt dringend braucht. Fünf lässige Feschacks, mit wallenden Haaren und blauen Augen, aus Byron Bay, Australien. Da kann man sich den Sound eigentlich schon recht gut vorstellen. Sie klingen ein bisschen wie eine Jungle/Tame Impala Paarung, funky as fuck, und extrem entspannt. Nur weniger psychedelisch, eher nach „Get Lucky“-Daft Punk. Der Einfluss von Label Kitsuné ist deutlich hörbar. Ihr Stil ist außerdem nicht von dieser Welt. Nach der Highschool sind die Burschen nach Berlin gezogen, und pendeln seitdem in die Heimat oder touren durch die Gegend. Wer wie ich nicht warten will, die Beachboys unter freiem Himmel auf irgendeinem hedonistischen Festival zu sehen (sicher super): Sie supporten ihre Labelkollegen Two Door Cinema Club auf der kommenden Tour, im Februar sind sie mit ihnen im Gasometer. Debütalbum ist unterwegs. – Pia Gärtner

H.E.R.

Dunkelblauer Hintergrund und nur eine (ziemlich kurvige) Silhouette am Cover, drinnen atmosphärischer RnB vom Feinsten, der gar nicht nach Newcomer klingt. Ziemlich mysteriös gibt sich H.E.R., ein Akronym für „Having Everything Revealed“ – nur die Musik natürlich – mehr muss man eh nicht wissen von ihr, sagt sie selber in einem der wenigen Interviews. Bei der ganzen Anonymität wirken die sieben Songs auf der Debüt-EP„Volume 1“, Ende letzten Jahres bei RCA  Records (!!!) erschienen, doch recht persönlich und textlich fast poetisch statt naughty. Die PR-Aussendung dazu enthielt gar keine weiteren Infos. Sehr clever. Mit dem Understatement und dieser Stimme kommt sie ganz bald ganz weit und mehr als die 1900 Follower auf Facebook.
Die Gute bringt uns scharfe female Drake Vibes, sie covert ihn auch und macht hier ausnahmsweise kein Geheimnis aus ihrem Vorbild. Alles frisch, unaufgeregt und 2017-tauglich. Most sexy Song und seit dem ersten Hören in meinem Ohr: „Facts“. Volume 2 wird heuer gespannt erwartet. – Pia Gärtner

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