Seit 2009 entsteht die Seestadt Aspern, eines der größten europäischen Stadtentwicklungsprojekte der 2010er Jahre. Wie hat sich dieser neue Stadtteil bisher entwickelt?
Es sind 19 U-Bahn-Stationen, die die Station Karlsplatz von der Station Seestadt trennen. 19 Stationen also, die einen von den Prunkbauten der inneren Bezirke zu den modernen Neubauwohnungen der Seestadt bringen. Noch bevor die U2 ihr Ziel erreicht hat, nimmt man den extra für den Stadtteil geschaffenen See wahr, der sich vor den ersten Bauten erstreckt, und mit dem die Stadt Wien den hier erschaffenen Stadtteil stark beworben hat. Rund um die bisherigen Wohnhäuser erstreckt sich jedoch bisher nur die Leere, Felder und noch mehr Felder, kurz vor Ankunft wähnt man sich schon in Niederösterreich.
Keine Schlaftstadt
Das Konzept zur Seestadt Aspern im 22. Wiener Gemeindebezirk wurde 2007 vom Wiener Gemeinderat beschlossen. Denn Wien wächst, und in den inneren Bezirken ist oft nicht mehr genügend Platz, um Wohnraum für aktuelle und zukünftige WienerInnen zu schaffen. Das Areal wurde früher mitunter als Flugfeld genutzt, nun sollen hier in den nächsten 20 Jahren 20.000 Menschen leben und arbeiten. Eine Schlafstadt sollte vermieden werden, sprich die Seestadt soll nicht nur Wohnort für PendlerInnen sein, sondern eine eigene Infrastruktur aufweisen.
Neu trifft auf neu
Betritt man die ersten Gassen und Plätze der Seestadt, trifft man auf die ersten Zeugen davon: Ein paar Lokale, einen Bäcker, ein Gesundheitszentrum mit verschiedenen ÄrztInnen gibt es bereits, auch eine Bank, Spar und einen Bipa. Weitere kleinere Läden, wie etwa der Candy Shop, die Buchhandlung Seeseiten und das Fahrradgeschäft United in Cycling haben ebenso bereits geöffnet. Und auch ein Hundefrisörsalon hat es in die Seestadt geschafft. Die Wohnhäuser sind alle modern und unterschiedlich gestaltet, viele in kühles Weiß gehalten, eines sogar komplett in Dunkelblau. Die Gassen dazwischen sind bewusst eng gestaltet und sollen italienisches Flair imitieren. Beton gibt zwischen den Grünflächen jedoch auch, und die Kräne sind Zeugnis dafür, dass die Seestadt Aspern noch im Entstehen ist.
Der Seestadt auf den Spuren
Städte befinden sich ständig im Wandel, Neues ersetzt Altes, Geliebtes verschwindet mitunter, ehemals triste Stadtteile werden zu angesagten (und damit einhergehend: teuren) Trendvierteln. Doch wie lebt es sich in einem Stadtteil, der vor ein paar Jahren noch nicht vorhanden war? The Gap versucht dieser Frage in den folgenden Artikeln nachzugehen. So werden wir etwa einen Blick in die Vergangenheit werfen und aufbereiten, was es an diesem Ort vorher alles gab. Wir werden uns anschauen, wie es sich als Kind oder als StudentIn hier so lebt. Und wir werden uns auch mit Kultur und Politik in der Seestadt Aspern auseinandersetzen. Dabei wird unser Projekt wie die Seestadt Aspern selbst wachsen. Und Artikel für Artikel, jetzt und auch in der Zukunft, werden wir versuchen, diesen Stadtteil journalistisch einzufangen.
Barbara Fohringer, redaktionelle Leitung
Die Checklist fürs erste Mal Seestadt Aspern
Seit 2014 kann man in der Seestadt wohnen, arbeiten und baden. Du hast es trotzdem noch nicht wirklich hingeschafft? Nur gut, dass wir schon dort gewesen sind und zehn kuriose (und famose) Eindrücke gesammelt haben – mit wunderbaren Fotos von Erli Grünzweil.