Die Abschlussklasse des Modekollegs der Herbststraße legt mit #0817 einen ambitionierten Fashion-Event hin.
Die Frage, wie stark Selbstpräsentation und Marketing Teil der Ausbildung sein sollen, stellt sich momentan in künstlerischen und gestalterischen Fächern stärker denn je. Die SchülerInnen, die gerade dabei sind, das Modekolleg an der Herbststraße abzuschließen, haben bei der Beantwortung dieser Frage das Heft fest in die eigene Hand genommen und eine Mode-Show zur Präsentation ihrer Abschlussarbeiten auf die Beine gestellt.
Bei der groß angelegten Laufstegschau erinnert formal nur die gestelzte Moderation inklusive Begrüßungen von Direktorinnen und Fachvorständinnen an den Mief einer österreichischen HTL. Dass die jungen DesignerInnen ihre Veranstaltung offenbar als Luxus sehen, dessen Frivolität sie mit der Überweisung des Reinerlöses an die Kinderkrebshilfe abbüßen müssen, ist ebenfalls bedenklich. Die Show selbst läuft mit einer frappierenden Professionalität ab, überfordert aber mit der schieren Masse an 35 Kollektionen.
Postmoderne Burka, durchsichtige Bomberjacke
Immer wieder stechen bemerkenswerte Details heraus: die Muster bei Anne Schachner und Lisa Enöckl, die auch einen guten Plastikmantel zeigt; eine geschickt aufgesetzte Tasche bei Cara Lerchl; ein Fransenrucksack bei Jasmin Kapeller, die plastische Überfülle an Tüll bei Moulham Obid; die Mäntel von Viktoria Lindler; die postmoderne Burka mit Pikachu-Strümpfen von Marie-Christine Wilfer; eine durchsichtige Bomberjacke von Lisa Schuster; eine Bluse in transparentem Gelb bei Katharina Polak. Am anderen Ende der Aufmerksamkeitsskala wirken die Kollektionen im besten Fall wie die nächste Strandkollektion von KIK, im schlechtesten wie eine Leistungsschau der Innung für Änderungsschneiderei.
Einige DesignerInnen schaffen es, ihre Kollektionen zu Geschichten zu verdichten, so etwa Vivien Konya mit ihrer virtuellen Sportlichkeit, Sara Martinez Hämmerle mit kühl-dystopischer Space-Age-Streetwear, Zoe Schinner mit rosawolkiger Substanzlosigkeit (die Schlapfen!) oder Theresa Schiestl mit ihrer Mode für moderne Waldelfen. Julia Werner-Meier ist mit frechen Schichten (weiß, orange, kariert), überlangen Ärmeln und Libellenflügeln erfolgreich. Marietta Leist zeigt in ihrem düsteren Projekt viel Haut und arbeitet dabei mit Netz, Schlitzungen und Schrift. Ein Name, den man sich jedenfalls merken kann, ist Albulena Osmanaj, die sich sexualisierter Gewalt gestalterisch nähert, dabei unerschrocken mit fetischisierten Elementen spielt und den Zwang der Mode dem Körper gegenüber thematisch gleich mitnimmt.