Bohemian Rhapsody – »Wach« von Der Nino aus Wien

Das bereits siebte Studioalbum von Der Nino aus Wien bietet neben reichlich Experimenten auch gutes, knackiges und wunderbares Altbekanntes: assoziativ betextete Nummern für Poesiealben und Brust-Tätowierungen.

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© Pamela Russman

»I’m not like everybody else«, im Chor vorgetragen, ist nicht zuletzt deshalb das zynischste Lied der an selbsthassendem Liedgut nicht gerade armen Kinks. In seiner puren Botschaft passt sie natürlich zum größten Wiener Popstar des letzten Jahrzehnts. Die Wahrhaftigsten der 60er-Jahre stehen Nino teilweise Pate für sein nunmehr siebtes reguläres Studioalbum. Im Gitarrentraum »Sandy Simmons« – Kennern ist die Dame schon aus der Vorgängeralbumhälfte »Träume« bekannt – zitiert er das ähnliche »Too Much On My Mind«. Nur, das »And there’s nothing I can say« passt dann gar nicht dazu. Denn: Nino Mandl hat natürlich einiges zu sagen. Er tut das wieder dialektfrei, auch wenn vor allem die Wienerischen Lieder – insbesondere der letztjährige Überhit »Praterlied« von der EP »Adria« und das Top-3-Album »Unser Österreich« – die großen Erfolge der letzten 35 Monate seit dem hochdeutschen Doppelschlag »Bäume« und »Träume« markierten. Gerade jetzt, wo Dialekt Trumpf ist, wo Spezln wie der Voodoo abräumen, ist das eine konsequente und daher richtige Entscheidung. Genau wie die Wahl des Hyper-Erfolgsproduzenten Paul Gallister, der neben Amadeus, ESC-Auszeichnung und Platin jetzt auch einen Österreichischen Filmpreis rumstehen hat.

Ausgeschlafen

Sein »Wach« ist, das darf man durchaus nicht missverstehen, »poppiger« geworden, ist sozusagen die Vermischung dessen, was man beim letzten Mal noch trennte – aber halt schon mehr »Träume« als »Bäume«. Da gibt es durchaus auch Raum für Experimente, für elektrisch anmutendes Schlagzeug (»Tränen machen wach«), für Psychedelisches (»Sei froh«) oder Sitar-Spaghetti-Western (»Sunshine Blues«). Dennoch sind, was nicht anders zu erwarten war, vor allem die klassisch-morbid-existenzialistischen Gitarren-»Balladen«, die seit jeher den größten Reiz ausmachten, die Einserscheiben. Ganz vorne: »Die Bohème«, der ein »ewiges und nebliges Hoch auf die Bohème« ausspricht und mit Streicherbegleitung an die Allerschönsten des Œuvres erinnert und sich mit seiner assoziativen Betextung nahtlos darin einreiht. Nicht zuletzt deshalb ist »Wach« trotz dezentem Exotenfaktor eine sichere Bank.

»Wach« von Der Nino aus Wien erscheint am 7. April 2017 bei Problembär Records. Am selben Tag findet in der Arena Wien das Release-Konzert statt. Weitere Konzerttermine: 8. April, Graz, Orpheum — 20. April, Linz, Posthof — 22. April, Timelkam, Gei Club — 5. Mai, Feldkirch, Saumarkt — 19. Mai, Klagenfurt, Stereo — 4. Juni, Amaliendorf, Pfinxt’n Festival — 29. Juni, Maria Anzbach, Zum goldenen Löwen.

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