Unsere AutorInnen blicken zurück auf das Musikjahr 2015. Ganz persönlich. Die besten Songs. Die besten Alben. Und was sie sonst noch so bewegte.
Stefan Schallert
Alben Floating Points – Elaenia
Meine unangefochtene Nummer eins heuer: Die Percussions, die Keys, die Streicher – arrangiert in erfüllter Symbiose. "Elaenia" passiert dort, wo sich Intelligent Dance Music und Jazz treffen. Destroyer – Poison Season
Ziemlich smart ist auch Dan Bejar aka Destroyer. "Poison Season" – obwohl es von den meisten als schwächer als sein Vorgänger "Kaputt" angesehen wird – hat mich das ganze Jahr nicht verlassen – ohne dass ich genau wüsste wieso. Muss an den Streichern liegen. Oder am Saxophon?
Sufjan Stevens – Carrie & Lowell
Ja, ich gebs zu. Egal was Sufjan Stevens heuer geliefert hätte, es wäre wohl in dieser Liste gelandet. Fanboy. Schuldig. Und anfangs war auch ich von Carrie & Lowell etwas enttäuscht. Nach dem fulminanten "Come on Feel the Illinois" und dem expressionistischen "The Age of ADZ" gibt sich Stevens so ruhig und so kleinlaut, wie seit seinen Anfängen nicht mehr. Die Intimität, die er jedoch durch seine Kindheitserinnerung erzeugt, schreibt ein ganz neues Kapitel, das sich als Kleinod zwischen Giganten entpuppt. Viet Cong – Viet Cong
In einer lau(t)en Sommernacht im Chelsea noch Viet Cong, heute aus politischen Gründen Band ohne Namen haben die vier Kanadier meinen Glauben and die etwas härteren Töne wiederbelebt. Nachhaltig.
Father John Misty – I Love You, Honeybear
Meine Gefühle gegenüber Father John aka Josh Tillman fassen sich wohl (leider) am besten mit dem Unwort "Boycrush" zusammen, aber er hat mich irgendwie schon um den Finger gewickelt, der bärtige Dandy. In einem Jahr, das von Anfang an Satire auf den Deckel geschrieben bekam, hat "I Love You, Honeybear" das richtige falsche Statement geliefert und das charmanteste Grinsen aufgesetzt. Songs Floating Points – Silhouettes
Das 10-minütige Opus Magnum der besten Platte des Jahres.
Mac DeMarco-Tage sind gute Tage, auch heuer wieder. In seinen eigenen Worten:
"Come on, give this Loverboy a try
I put the sparkle right back in your eyes
What could you lose?"
Paul De Jong – This Is Who I am
Unter dem Strich wohl meine Lieblingsnummer heuer (auch weil's kaum einer kennt). Paul de Jong ist Cellonist und wohl verrückt. "This Is Who I am" ist das finstere Kuriositätenkabinett, welches einen Karneval aus Louisiana begleitet – magisch anziehend, schön und hässlich zugleich und jedenfalls genial. Broken Social Scene – Golden Facelift
Theoretisch gesehen noch 2014 (30.12.2014), war "Golden Facelift" Broken Social Scenes Feedback zum vergangenen Jahr und seinem Wahnsinn. Es hat mich jedoch das ganze Jahr hindurch begleitet und war zu keiner Sekunde nicht dem Zeitgeist entsprechend.
DIIV haben das Album geschrieben, auf das ich seit ihrem sensationellen Debüt "Oshin" gewartet hab. "Is The Is Are" wird nicht mehr lange auf sich warten lassen und Dopamine lässt mich hoffen.
5 Momente 2015
Top Radio Moment: OE1 – Zeitton – Recondite
Ich gebs zu ich hör so gut wie nie Radio und dann eher kein OE1, umso mehr war ich überrascht, dass sie sich eine Stunde zeitgenommen haben um den verrückten Elektropioneer Recondite zu porträtieren.
Top Live Moment: Arena Wien – Sun Kil Moon
Man hätte es eigentlich wissen können, doch als Grumpy old Mark Kozelek zufällig jemanden aus dem Publikum fischt für Sonny und Chers "I Got You Babe" hätte keiner gedacht wie großartig das eigentlich werden würde.
Top Hashtag Moment: #refugeeswelcome
Man hat viel geschimpft und viel geflucht und sich auch in seiner Solidarität entfremdet, aber nebenher wurde von den Bahnhöfen und Grenzübergängen auch ein ganz anderes und wunderschönes Signal gesendet: #trainofhope
Top Gap-Cover: Die Wahrheit im Witz
Für mich persönlich war Satire 2015 so präsent wie nie und das ging anscheinend auch dem Kollegen Vogt so, der dann eine ganze Coverstory dazu verfasste:
Top Youtube Moment
Weniger ein Moment, als ein ganzer Channel hat mich heuer auf Youtube glücklich gemacht: In A Nutshell – groß geworden mit dem Versuch die Flüchtlingskrise zu erklären, haben mir die Designer des Channels inzwischen die ganze Welt näher gebracht.
Pia Gärtner
Alben
Jamie xx – In Colour
Es war eine gute Idee von Jamie, ein Solo-Album zu produzieren. Ein Erinnerungsalbum. Beim ersten Hören schon so zurückversetzt. Sehr bunt, Nostalgie, und viele, viele Good Times mit diesem Werk. Danke dafür. Xxxx.
Selah Sue – Reason
Selah Sue ist eine gute Frau, man ist vielleicht eifersüchtig, weil sie soo super ist, aber man kann nicht anders als sie zu LIEBEN. Ein solides und stimmungsvolles Album. Happy End.
Rangleklods – Straitjacket
Wieder Dänemark. Ihre Shows waren grandios, dieses Album ist es ebenfalls. Die Grandiosität ziehen die zwei kühlen Hotties mit ihrem Pop-Elektro-Stuff auf Straitjacket wirklich radikal durch.
Maribou State – Portraits
Ein sehr facettenreiches Debüt. Man wird zu den verträumten Portraits und der Remix Version auch im kommenden Jahr noch durch die Straßen tanzen können. Das funktioniert besonders gut, wenn das Wetter schöne Farben am Himmel macht.
Bilderbuch – Schick Schock
La grande finale: Dazu muss man nicht viel sagen. Alle hatten heuer Spaß mit Schick Schock. Songs Liss – Try
Funky fresher Shizzle aus – wo sonst – Dänemark (Man hätte auch Australien denken können). Liss sind sehr jung und außerdem Spezln von Jungle. Hätte mir fast eine Hüftverletzung zugezogen, weil ich zu Try immer so Beckenbewegungen machen muss. Da kommt hoffentlich bald mehr.
Ta-ku – Love Again feat. JMSN & Sango
Auf einem Festival im Sommer hat mir jemand, der mich wegen meinem Blumenrock angesprochen hat, seinen Freund Ta-ku vorgestellt. Ich hab nur nicht überrissen, wer er ist, bin dann erst später drauf gekommen und könnt mich dafür immer noch in den Arsch beißen. So bin ich jedenfalls cool geblieben, ha. Ta-ku ist der Lovedoctor, dieser Song das stark pathoshältiges Schmerzmittel.
Der Name Azarel bezeichnet in der islamischen Traditionsliteratur den mālik al-maut (Engel des Todes), sagt das Internet. Ok, man könnte auch an einen Israeli Badboy mit geheimnisvollen Augen denken, wenn man diesen Track hört. Und Hummus. Ein gschmackig-düsteres Elektroding jedenfalls.
Superego ist ein supergroovie Ohrwurm, der auch nach Wochen nicht fad wurde.
Tame Impala – Let it Happen Soulwax Remix
Tame Impala sind wie ein Boomerang. Zu viel des Guten blablabla, hat einmal jemand gesagt. Auf einem rostigen Moped war ich vier Monate auf einer Pazifikinsel unterwegs, barfuß, mein Bewusstsein erweiternd. Dabei sehr oft diesen psychodelic bliss im Ohr. Passte gut. Irgendwann konnte ich den Song aber echt nicht mehr hören und musste den Tellerrand gegen den harten Boden tauschen. Dann kam dieser Remix. Top 5 Girls Voices Hannah Reid
Ich bin sonst härter, aber London Grammar haben mir am Melt Tränen in die Augen getrieben und auch andere Körperfunktionen spielten wegen Reids Stimmgewalt verrückt. Die Sterne funkelten, die Kräne spuckten Feuer. Ich hatte einen Moment.
M.I.A.
Sie war schon immer eine coole Sau, aber heuer kam sie mit "Borders" daher und stellte die Fragen, die wir uns 2015 wohl alle stellten. Politics, what's up with that?
Vivienne Westwood
Bei der COP21 protestierte die Designerin für den Klimaschutz, bad ass gurl der Fashionwelt. Stellvertretend für alle, die das taten, ist sie eine Heldin.
Grimes
Ich bin doch nicht die einzige, die sich manchmal wünscht, Grimes zu sein. Sie hat mit "Art Angels" gezeigt, dass Weiterentwicklung wichtig ist. Dass heuer das Jahr des Sich-Neu-Erfindens war, und man sich immer wieder aus Schubladen befreien muss, oder so.
Nai Palm (Hiatus Kaiyote)
DAS ist eine Stimme. Neo-Soul-whatever-mindblower. I dig ya style, mate. Außerdem hatten sie das steilste Albumcover des Jahres. Australien, da kommt alles her, was geil ist. Merkt euch das!
Kevin Reiterer
Alben Floating Points – Elaenia
Unglaublich fein, exakt und penibel aufbereitetes Debüt, oft euphorisch und stets elegant. Bekommt zu Recht eine orchestrale Aufführung spendiert.
Foals – What Went Down
Beste Kombination aus großen Singles, gigantischen Live-Perfomances und einem rundum kompakten Album.
Bilderbuch – Schick Schock
Experimentierfreudiger und reduzierter Pop, tolle visuelle Aufbereitung, Ohrwürmer en masse. Bleibt wohl einige Zeit als Maßstab.
Levon Vincent – Levon Vincent
Raue, harte und dreckige Techno-Momente mit Dub-Einschüben, dazwischen sphärische und erhabene Soundscape-Produktionen.
Jamie xx – In Colour
Die besten Laid-Back-Summertunes, viel UK-Dance-History und mächtige Hymnen. Songs
Stärkstes Statement zum (Un-)Thema des Jahres – Heldenplatz, Gänsehaut.
Hot Chip – Dancing In The Dark (Bruce Springsteen Cover)
Wer außer Hot Chip kann den Boss und LCD Soundsystem in einem Song covern?
Größter Pop des Jahres. Bonus Version hier.
Beste verschwommene Erinnerungen.
Gewaltiger Track, Grime kommt 2016 groß, versprochen. Muss man 2015 gesehen haben
Inside Out
Übergroßes Thema mit viel Liebe zum Detail und Scharfsinn ausgearbeitet. Best Pixar seit mindestens Wall-E.
The Jinx
Wenn die Dokumentation im echten Leben anklopft...unheimlich.
Kung Fury
Großes Zeitreise-Kino mit nordischen Göttern, Nazi-Schergen und viel 80ies-Trash. Stilsicher liefert David Hasselhoff den Soundtrack-Ohrwurm dazu.
#Varoufake
Hat er jetzt oder hat er nicht? Völlig egal, größter TV-Moment im deutschen Fernsehen.
7 Days In Hell
Großartige Mockumentary zum längsten Tennis-Match der Geschichte – zum Niederknien. Pun intended.
Benji Agostini
Alben Tame Impala – Currents
Tame Impala haben sich 2015 großteils von ihrer psychedelischen Seite getrennt und es war die beste Entscheidung, die sie treffen konnten. Mehr Pop, weniger Gitarren und vor allem Hits, Hits, Hits. Mehr braucht das Album des Jahres nicht.
Bilderbuch – Schick Schock
Arschwackeln, Autotune, Sexiness. Bilderbuch haben verstanden, was 2015 ausmacht und sind damit zu Helden der österreichischen Musik aufgestiegen. Zu Recht. "Schick Schock" ist ihr Meisterwerk.
Wandl – Rap Remixes Vol. 1
Wandls Rap Remixes hat ein paar Songs für mich unhörbar gemacht. Seine Jazz-Versionen von Biggie Smalls, Danny Brown, Crack Ignaz klingen einfach besser als die Originale. Danke?
Deerhunter – Fading Frontiers
Deerhunter sind zum Glück von ihrem Punk-Trip wieder runter gekommen und haben mit "Fading Frontiers" ihren Ruf bei mir gerettet.
Beach House – Depression Cherry
So viel hauchen über liebliche Melodien und Kinderkeyboard-Drums gab's sonst nirgends. Dass sie zwei Monate später noch ein (sehr gutes) Album rausgehauen haben, macht "Depression Cherry" nicht weniger imposant. Songs Drake – Hotline Bling
Nicht nur Song, sondern auch Meme des Jahres.
The Weeknd – Can’t Feel My Face
Immer schön, wenn es Songs schaffen Kritiker, Mainstream und Szene zu zusammenzubringen.
Das Cembalo ist zwar das schlimmste Instrument, das je erfunden wurde. Julia Holter darf es verwenden, wenn dabei Songs wie "Feel You" rauskommen.
Zum zweiten Mal auf der Liste. Keine anderer hat diesen Spot deserved.
Hörst du Moneyboy? Nope. Kannst du Choices auswendig? Yup.
5 ärgste Sachen 2015
Yung Hurn/Berg Money Meltdown
Pratersauna Shutdown-Ankündigung
Flüchtlingskrise
Apple Watch
Xavier Naidoo
Amira Ben Saoud
Alben Young Thug – Barter 6 "I got like 5 million and 12 hundred thousand hoes", singsangt Thugger auf "Dome" und der Moment, in dem ich realisierte, dass ich eine davon bin, war kein leichter – könnt ihr Staiger fragen. Aber jetzt hab ich das verkraftet und werde mir den Namen des verrücktesten (und besten) Rappers 2015 demnächst auf die Stirn tättowieren. Sheesh. Zugezogen Maskulin – Alles brennt Real Talk: Ich dachte ja die längste Zeit, Zugezogen Maskulin sind irgendwie bescheuert. Sorry. "Alles brennt" ist ein großartiges, absolut eigenständiges Musik-Speedboat, navigierend zwischen Ernst und Spaß, an dem K.I.Z-Album ordentlich vorbeirasend. Präsens-Partizipien sind auch super seiend. Crack Ignaz – Kirsch Man kann jetzt diskutieren, ob "Geld Leben" die Komplett-Kollabo mit Wandl, nicht das musikalisch interessantere Album ist, aber come on, "Kirsch" macht einfach so viel mehr Spaß. Zuckerl, Schlecker, einfach bisschen Bauchi streicheln, in der Sonne liegen und 1 Gödlife haven. Respekt dafür, dass der "König der Alpen" sich nicht zu cool dafür war, auch im Pop-Topf zuzugreifen. Kendrick Lamar – To Pimp A Butterfly Statement des Jahres. Empress Of – Me Ich wollte hier ja eigentlich mit Vince Staples' großartigem Album Summertime '06 schließen. Aber irgendwie lief Empress Ofs "Me" doch einen Tick öfter. Ja, es ist ein bisschen Gen Y, ein bisschen postmoderne Geworfenheit, ein bisschen "Scheiße-was-mach-ich-mit-meinem-Leben-und-klingt-es-eh-nicht-zu-blöd-dass-ich-mich-das-frage-weil-ich-ja-doch-zu-cool-bin-dafür"-Musik. Läuft halt bei mir. Songs Skepta – Shutdown Stormzys Shut Up ist zwar die Grime Nummer, die ich das Jahr am öftesten gehört habe, aber Skepta ist einfach der König – trus mi daddi! Seinen in weiße Hosen gekleideten Popsch hat er sich jahrelang abgearbeitet, um dem Genre die Breitenwirkung zu verschaffen, die es jetzt endlich hat. So verdient, bruh. Wahnsinniger Track. Bombastisches Video. Erstklassiger Style. Kali Uchis – Sycamore Tree Eine ziemlich eigenartiges Acapella-Stück, vermutlich geschaffen, um durch das obligate Remix-Treatment auch in musikalische Gefilde transportiert zu werden, die sonst nicht das von Kali Uchis sind. Die macht jedenfalls großartigen Pop. Sycamore Tree ist auch in seiner Original-Version ohne Beat ein kleines, untypisches Meisterwerk aus einer anderen Welt. The Weeknd – Can't Feel My Face Bestes. Jamie xx ft. Young Thug & Popcaan – Good Times Es ist einer dieser Songs, bei dem man sich wünscht, ihn immer wieder zum ersten Mal hören zu können. Oh my Gosh, was für ein Gefühl. Dieser Track hat den Sommer eingeläutet und ihn immer wieder verlässliche gerettet. Keine Party, kein Set, kein Tag ohne "Good Times". Post Malone – White Iverson "I got me some braids and I got me some hoes" – fasst mein 2015 perfekt zusammen. 5 Namens-Vorschläge für die kommenden Wanda-Alben, die wie "Amore" und "Bussi" alphabetisch geordnet sein und aus 5 Buchstaben bestehen müssen
Crack
Duttl
Elend
Ficki
Marco (da konnte er nicht mehr warten)
Dominik Oswald
Alben Dagobert – Afrika
Dagobert, der Schweizer Dandy von Weltformat, ist der Mann des Jahres! Sein Album ist heuer unübertroffen, Welthit reiht sich an Welthit, lyrische Großtaten allesamt. Verborgen tieftraurige Hymnen für die Ewigkeit.
Love A – Jagd und Hund
Die Makellosen des deutschen Postpunks, heuer Germany’s most hating. Das vertonte Anti mit ausgestrecktem Mittelfinger gegen die eigenen postmateriellen Comfort-Zonen sämtlicher Blasen.
Grant – Grant
Wenn dieses ganze Neo-Austro-Ding ein Ding ist, dann sind Grant die Hoffnungsträger, die Geheimtipps. Irgendwann, wenn das alles vorbei ist, werden alle Grant gekannt haben wollen. Zurecht.
Die Nerven – Out
Stammgäste der own private Jahrescharts, mit dem dritten Album vielleicht endgültig am Zenit angekommen. Der schönste Krach des Jahres. Entschleunigt, aber aktueller denn je. Die Blaupause eines Genres.
Chaplin – Im Taxi hinter der Tram
Du weißt, dass du ein Album sehr gerne magst, wenn du extra im strömenden Regen Straßenbahn fährst, damit du rausschauen, das Album in die Ohren stöpseln und dein ganzes Lebens neu denken kannst.
Songs
Die Buben im Pelz – Venus im Pelz
Der großen Vorgabe um Meilen voraus, ist die mit dem Refrain für Generation gesegnete Hymne der sadomasochistischen Düsterkeit der beste Fuchs-Song seit »Das Feuerwerk ist vorbei«. Und das heißt was.
In seiner naiven Absurdität herausragend, begleiten die aufgeblasensten Backen des Jahres (siehe Video) die beste gesangliche Leistung des Jahres. Das ist kein Schlager, das ist ganz ganz große Kunst.
Die dringlichste Indie-Gitarre des Jahres trägt die wunderbare Vertonung der alt-slawischen Sage, mit Sätzen für die Ewigkeit: »Ich putz ihm Schuh’, ich putz im Haus, ich fick ihm die Dämonen raus, im Wahn sagt er vielleicht „Ich liebe dich“«.
Voodoo Jürgens – Heite grob ma Tode aus
Im Mai kommt endlich, endlich das Album, die Zeichen stehen verdammt gut auf 10/10. Das ist der Superheld, das ist der Mann, den Wien verdient. Voodoo Jürgens ist gekommen, um die Tschecheranten zu retten.
Julian & der Fux – Stadt, Land, Frust
JuFu sind weiterhin die Großmeister der elektronischen Großstadtballaden. Die Vertonung des Lebensgefühl der 2010er Jahre, hörbar überall und jederzeit. Besondere Empfehlung: Montag früh, am Weg zur Arbeit.
Unfaire Alben (Covers, Rearrangements, Compilations)
Ernst Molden & Der Nino aus Wien – Unser Österreich
Das meistgehörte Album glänzt neben der bluesigsten Gitarre 2015 vor allem mit der Songauswahl von Molden und Mandl, die es tatsächlich schaffen, ihre Vision von einigen der Lieder zur bestmöglichen Version zu machen.
Die Buben im Pelz – Die Buben im Pelz & Freundinnen
Die Idee ist nahezu größenwahnsinnig, die Umsetzung dafür umso besser. Etwas desillusionierend ist die vermeintliche Kernaussage: Ob New York 1967 oder Wien 2015: Die Beschissenheit der Dinge ändert sich wohl nie.
Various – Schnitzelbeat #2 / You’re The Only One
1964-1970: Die zweite Volume sucht sich die besten Jahre der Rockgeschichte aus und schürft wieder einiges an die Oberfläche. Dieses Mal sind die Stücke mitunter etwas bekannter, etwa von den Meadows oder den Slaves.
Worried Man & Worried Boy – Worried Man & Worried Boy
Väter und Söhne können sich nicht nur hassen, sondern auch gemeinsam musizieren, wie hier die Janatas. Es ist kein neues Stück dabei, die alten Worried Men Skiffle Group Stücke erfahren aber ihre berechtigte Wiederauferstehung.
Der Nino aus Wien – Home Recordings
Die Bonus-CD des von den Songauswahl her eher unsäglichen Nino-Best-Of lässt tief ins Private von Hirschstetten blicken. Schätze für Nino-Connaisseure, für andere wohl mitunter unhörbar. Aber was verstehen die schon.
Stefan Brückler
Alben Alabama Shakes – Sound & Color
Die Kombination aus Rock, Funk und der souligen Wahnsinnsstimme von Sängerin Brittany Howard hat mich gleich beim ersten Mal Hören gepackt, allen voran der Powersong "Don´t Wanna Fight". Blur – The Magic Whip
Eines der Comebacks des Jahres. Die Britpop-Heroen Blur haben sich wieder zum Quartett zusammengerauft und ein tolles Album mit nur wenigen Krachern und vielen ruhigen, verspielten, teils sphärischen Tracks kreiert, stark. Editors – In Dream
Die Editors schaffen es immer wieder zu überraschen und jedes Album anders klingen zu lassen. Diesmal ging es nach dem gitarrenlastigen "The Weight Of Your Love" wieder mehr in Richtung Elektronik. Mit großen Songs wie „Ocean Of Night“ oder "Marching Orders", getragen von Tom Smiths Bariton und unverschämt eingängigen Melodien, für mich eines der besten Alben des Jahres. José González - Vestiges & Claws
Sein drittes Soloalbum bietet gewohnt sanft-melodische Songs, von González großteils alleine im Heimstudio aufgenommen, und ist geprägt von seiner unverwechselbaren Stimme und dem typischen Nylon-Akustikgitarrensound.
Lieutenant – If I Kill This Thing We’re All Going to Eat For A Week
Bei den Foo Fighters steht er als Bassist im Hintergrund, bei seinem ersten Soloalbum übernimmt Nate Mendel die Rolle des Songschreibers & Sängers und überrascht mit einem gelungenen Debütalbum, das so gar nicht nach seiner Stammband klingt sondern weit mehr im Indierock-Bereich angesiedelt ist. Den besten Song „Belle Epoque“ feuert er gleich zum Einstieg ab, und die Auszeichnung für den längsten und originellsten Albumtitel gebührt ihm sowieso. Songs Ash – Cocoon
Dass die Band aus Nordirland bereits über 20 Jahre auf dem Buckel hat, hört man ihnen nicht an. Bei „Cocoon“ klingen sie frisch wie eh und je, und live verschmolzen sie heuer zusammen mit We Are Scientists zur spaßigen Supergroup „Wash“. Boy – We Were Here
Unaufdringlich schöner Titelsong des neuen Albums der beiden Damen von Boy. Foals – Mountain At My Gates
Kurz und bündig, einfach einer der stärksten Songs 2015. Gleich im Jänner 2016 spielen die Foals live im Gasometer. Scott Matthew – Skyline
Melancholie in ihrer schönsten Form, dargeboten vom Australischen Singer/Songwriter Scott Matthew, der im Dezember ein wundervolles Konzert im Wiener WUK gab. Wanda – Bussi Baby
Griffige Texte und extrem eingängige Mitsingrefrains, das Erfolgsrezept von „Amore“ wird auch beim Nachfolgealbum „Bussi“ und Songs wie „Meine beiden Schwestern“ oder „Bussi Baby“ fortgesetzt. Skandalvideo ? Naja... Top 5 Konzerte (außerhalb von Österreich) Blur – Hyde Park, London, Juni 2015
Zunächst strömender Regen, schließlich eine laue vorsommerliche Nacht und ein euphorisches Publikum, das ihre Helden feiert, die wiederum ein Sammelsurium aus neuen und großteils alten Pophits liefern, Hammer! Eagles Of Death Metal – KOKO, London, Juni 2015
Aufgrund des Blur-Konzerts nach London begeben und entdeckt, dass am Anreisetag die EoDM konzertieren. Hin zur ausverkauften Location, überteuertes Ticket auf der Straße erworben und im aus allen Nähten platzenden KOKO ein explosives Set der Amerikaner erlebt. An diesem Abend mit Josh Homme an den Drums (und noch fern der Geschehnisse im Pariser Club Bataclan ein paar Monate später). Foo Fighters – Mercedes Benz-Arena, Berlin, November 2015
Dave Grohl veranstaltet auf der “Break A Leg”-Europatour sein eigenes “Game Of Thrones” und spielt die Konzerte mit Gipsbein auf einem fahrbaren Thron. Auch wenn dies anfangs ein wenig irritierend wirkt, gibt’s wohl kaum jemanden, der auch sitzend so abgeht wie Grohl. Die Show ist ein Best of durch alle Alben, was will man mehr? Nun ja, vielleicht beim nächsten Mal doch wieder einen laufenden Frontman. Im Dezember feuerte die Band übrigens noch die EP „Saint Cecilia“ mit fünf grandiosen Songs raus, ein Geschenk der Foo Fighters an ihre treue Fangemeinde zum 20-jährigen Bandjubiläum. David Gilmour – Royal Albert Hall, September 2015
Der ehemalige Gitarrist und Sänger von Pink Floyd, mit fast 70 Jahren der mit Abstand älteste Interpret dieser Liste, lieferte 2015 mit „Rattle That Lock“ ein gediegenes Album ab, das nebst Gilmour-typischen Rockepen auch mit Folk und Jazz liebäugelt. Highlights daraus, vor allem aber Pink Floyd-Klassiker wie “Money” oder “Wish You Were Here” live zu erleben, und das noch dazu in der altehrwürdigen Royal Albert Hall, war absolut beeindruckend. U2 – Mercedes Benz Arena, Berlin, September 2015
Für ihre letzte Tournee sind U2 von den Riesenstadien wieder in „kleinere“ Hallen zurückgekehrt und präsentierten sich rockig wie schon lange nicht mehr, ein wenig Rückbesinnung auf die Punkrock-Ursprünge der Band, inklusive erblondetem Bono und einer genialen Bühnenshow.
Jakob Bouchal
Alben
No na. Das beste, schönste, wichtigste Album des Jahres.
Floating Points – Elaenia
Minimalistisch-sphärische Klangwelten auch mal völlig ohne Beats, dazwischen jazzige Schlagzeugfeuerwerke: das Debütalbum des britischen Produzenten und Neurowissenschaftlers (kein Scherz!) Floating Points. Apropos: nachdem ich wochenlang auf die Platte gewartet hatte kam das Paket dann mit handschriftlichem Vermerk „Austria, not Australia!“ an.
Jamie xx – In Colour
An Jamie führt auch heuer kein Weg vorbei, wie gesagt.
Vessels – Dilate
Post-Rock, Industrial, Techno? Völlig genrebefreit und weitgehend instrumental verschwimmen einzelne Tracks zu einem Gesamtkunstwerk zwischen fragilem Pantha Du Prince Geklöppel und melancholisch-euophorischer Abrissstimmung nach Mogwai-Manier.
Romare – Projections
Wenn sich Produzenten von Clubmusik an die Königsdisziplin „Album“ wagen geht das oft schief. Gegenbeispiel des Jahres: eine spritzige Melange aus Jazz, Funk und House die in verschwitzten Clubs genau so funktioniert wie hier am Schreibtisch – obwohl ich bereits nach der Hälfte des Albums meinen Kaffee gegen einen Vodka Tonic tauschen will. Songs
David Bowie – Blackstar
Dystopisches Ambiente und Vanitas-Symbolik, ein Song im Song, Referenzen an die eigene musikalische Vergangenheit, überhaupt: genug Material, um ein ganzes Album zu füllen. David Bowies 10-minütiges Opus, mit ganz viel Abstand der Song des Jahres.
James Blake – The Sound Of Silence
Hello darkness my old friend. Der Meister der Dissonanzen haucht im Rahmen einer BBC Radio 1 Session dem zeitlosen Epos von Simon & Garfunkel neues Leben ein: eine Interpretation so intim wie persönlich, ohne überzogenem Pathos, zerbrechlich und berührend Kendrick Lamar – How Much A Dollar Cost
K-Dots fiktive Begegnung mit Gott ist übrigens auch Barack Obamas Song des Jahres. Wir könnten jetzt natürlich darüber reden was das für Hip Hop im Allgemeinen bedeutet – was mich aber weit mehr interessiert: Präsidententocher Malia ist bekanntlich Fan der Pro Era Crew, die aber wiederum Beef mit Kendrick hatte. Familiäre Differenzen im Weißen Haus? Na gut, lassen wir das...
Ages feat. Johannes Eder – Chances
Großartige (wahrscheinlich weil komplett oberösterreichische) Kollaboration von Ages, der musikalischen Neuerfindung des A.G.Trios und Johannes Eder (genau, der von Catastrophe & Cure). Wer alle Referenzen an Intros von TV-Serien im Musikvideo erkennt bekommt von Matthew McConaughey eine Figur aus einer Bierdose gebastelt.
Dave Douglas & Shigeto – Cardinals
Jazz-Trompeter Dave Douglas und Soundtüftler Shigeto wurden im Rahmen eines Red Bull Music Academy Events miteinander verkuppelt, herausgekommen ist dabei unter anderem dieses Juwel. Improvisation versus Quantisierung - ein beeindruckendes Dokument des Aufeinandertreffens zweier völlig unterschiedlicher Welten.
Lisa Schneider
Alben
Django Django – Born under Saturn
Jeder hat so ein Album, das in einem alten, einfachen CD-Player in einem Raum der Wohnung steht, den man zwar oft nutzt, sich aber nicht die Mühe macht, die CD oft zu wechseln. Bei mir war das mein kleiner, grauer bester Freund im Badezimmer. Gefüttert mit Django Django. Welche Tänze ich zu diesem fabelhaften Album um fünf Uhr früh noch aufgeführt habe. Danke dafür.
Youth Lagoon
Ist wohl so ein heißer Tipp, auch gleich noch für 2016, weil Youth Lagoon im Chelsea seine erste Wiener Liveshow spielen wird. Ein bisschen überartifiziell sind diese elektronisch übersteigerten Pophymnen, voll Pathos und Klischee. Irgendwas an seinem Outfit wird beim Auftritt wahrscheinlich golden sein. Oder glitzern. Macht nichts. A) ist gold/Glitzer super und B) ist das ein Album des Jahres. Mit Abstand.
Bob Moses – Days Gone By
Das sind die, die Gitarrensongs mit Elektrobeats überzogen haben. Und auch ein bisschen dazu singen. Da sind die beiden jungen Kanadier zwar nicht die ersten, aber die ersten, die das seit Langem richtig gut machen. Das ist so Musik zum vier Uhr früh Heimspazieren. Zur Einstimmung auf Django Django also.
Gengahr – A Dream Outside
Die Gitarre ist in UK noch nicht tot, das gehört eh zum Allgemeinwissen. Dass sich die jungen Gitarrenbands gegenseitig auffressen, auch. Gengahr hatte die schärfsten Zähne und mitunter eines der besten Debuts aus der britischen Hauptstadt.
Tame Impala – Currents
Aufgelegt. Und vielleicht ein bisschen fad. Aber hier noch einmal: Heirate mich, Kevin Parker. Songs All we are – Keep me alive
Duettgesang Mann/Frau kann eben fast immer was. Wenn sie dann noch gut singen, noch mehr. All we are, Paradebeispiel musikalischer Globalisierung (Bandmember aus Norwegen, Irland, Brasilien!), zaubern hier: ehrlich, verträumt, schönstes.
Ich freue mich schon immer sehr, wenn meine fast schon neurotische Scouting-Tour quer durch die österreichische Pampa aufgeht. Da versteckt sich großartiges Shoegaze-Potential im Tiroler Ländle. „Sun Sun Sun“ von Molly, einem Duo, das halt einfach mal nur aus Gitarre und Drums besteht, ist verzerrt, voll von Hall, überzogen, überproduziert und grandios.
Mein Lied für eine einigermaßen beschissene Zeit. Ich vergöttere es immer noch? Nuff said.
Swim Deep – One Great Song And I Could Change The World
Have I said why I love the sunrise? It’s cause it’s only gonna get lighter.
Die wohl verrückteste Band Wiens hat ihr verrücktest mögliches Debut gedropped. Glanzstück bleibt Air. Sogar in Fantasiesprache gesungen.
5 LPs/EPs aus Österreich
Hearts Hearts – Young
Hearts Hearts machen das, was ich mir vielleicht von einem neuen Radiohead Album gewünscht hätte. Geh, Schmarrn. Eigentlich finde ich Hearts Hearts besser als Radiohead.
Leyya – Spanish Disco
Der Bombast: „Superego“. Das aber auch beste am Album: der Nonsenstitel.
Catastrophe & Cure
Besser als Nummer eins, weniger Pop, mehr tief. Immer noch schön, aber nicht mehr schön glattpoliert.
Inner Tongue
Das ist so gut! Das ist so gut.
Mile Me Deaf – Eerie bits of future trips
Letzte Zeilen hier an den österreichischen Kevin Parker, wenn wir schon dabei sind. Wolfgang Möstl kriegt jetzt zwar keinen Antrag von mir, aber ein absolutes Lieblingsgeständnis für dieses Album. Mit Abstand das von mir am häufigsten gehörte 2015.
Florian Kölsch
Alben Sufjan Stevens – Carrie & Lowell
Ich liebe Sufjan Stevens schon seit Jahren. Auf „Carrie & Lowell“ wirkt es nun, als sei er nach Hause gekommen. Er bietet klassischen Folk wie auf „Seven Swans“ mit Texten, die tief in sein Seelenleben blicken lassen. In einem Song singt er: „You checked your texts, while I masturbated“. Das ist immens ehrlich, irgendwie traurig, aber, gepaart mit Sufjans Musik und Stimme, auch sehr schön.
Grimes – Art Angels
Großartiges Album. Großartige Frau. Großartiger Pop, der dann irgendwie doch keiner ist. „REALiTi“ ist ein Jahrzehntsong. Habe auf dieser Seite aber eh schon meine positiven Gefühle zu dem Album niedergeschrieben. Julia Holter – Have You in My Wilderness
Hielt ich Julia Holters Musik zeitlebens für etwas zu verkopft, fanden wir anscheinend auf „Have You in My Wilderness“ einen gemeinsamen Nenner. Der Hall wurde weniger, die Hits dafür umso zahlreicher. Das Album kann getrost als meine größte Positivüberraschung dieses Jahr durchgehen.
Panda Bear – Meets The Grim Reaper
Selbst wenn das, was Noah Lennox auf „Meets the Grim Reaper“ macht, manchmal wie Gejodel klingt (Höre: „Boys Latin“) – man drückt ein Auge zu und genießt. Dafür liebe ich seinen himmlischen, Beach Boys-liken Gesang zu sehr. Und im Großen und Ganzen war „Grim Reaper“ auch sehr gut. Ob als Panda Bear oder im Animal Collective – Lennox ist und bleibt einer meiner Lieblingsmusiker.
Viet Cong – Viet Cong
Viet Cong. Der verdammt nochmal geilste Bandname aller Zeiten. Gut, jedenfalls seit Joy Division. Und dann haben die auch noch so Wahnsinnssongtitel wie „Bunker Buster“. Hach, die geben keinen Fuck. Und die Mucke geht auch voll rein – richtig guter Post-Punk, geht nach vorne. Update, September 2015: Durch Druck der Öffentlichkeit wird der Bandname abgelegt – es wurde noch kein Ersatz bekanntgegeben. Das Album wird trotzdem noch lange in Erinnerung bleiben.
Songs
„I heard about a whirlwind that’s coming round / It’s gonna carry off all, that isn’t bound“. Der Satz, der im „Currents“-Opener „Let It Happen“, den Bruch mit dem Gewesenen ankündigt. Mit „Currents“ hoben sich Tame Impala auf eine neue musikalische Stufe – eben weil sie zeigten, dass sie mehr können, als den 70’s Retro-Rock à la Led Zeppelin. I’m glad, that it happened.
Die Fleißbiene unter den Indie-Acts 2015: Beach House. Zwar vermochte keines der beiden neuen Alben den Meisterwerken der Band („Teen Dream“ (2010), „Bloom“ (2012)) das Wasser zu reichen, doch gab es auch hier einige Schätze zu entdecken. Mein persönlicher Favorit: „PPP“ von „Depression Cherry“. Beim Hören des Songs stelle ich mir gerne vor in Slow-Motion von einer Klippe zu springen – und während dem schönen, ausufernden Outro tief in den Ozean einzutauchen. So sphärisch, so schön. Kurt Vile – Pretty Pimpin‘
Wenn ich ehrlich bin, bin ich auch nach all den Jahren eigentlich immer noch auf der ganzen 90er Jahre-Schiene hängengeblieben – war doch der Einfluss der Genres meiner musikalischen Sozialisation (Grunge, Alternative Rock, Britpop) letztendlich riesengroß. Aber schön, dass es so Acts wie Kurt Vile gibt, die musikalisch (und in Kurts Fall auch optisch) dieser Zeit, in all ihrem Slackertum, noch frönen.
Einziger deutschsprachiger Mitstreiter: Die Schnipos. Das Lied war mein absoluter Ohrwurm 2015. Ich lief wochen- ja sogar monatelang durch die Gegend und pfiff dieses Lied. Manchmal sang ich sogar den Text: „Flatrate an der Cocktailbar, oh wie schön ist Panama. Cluburlaub in der Karibik, die Sorgen sind hier klein doch die Cocktails sind riesig.“ Selten hat Mucke so viel Spaß gemacht.
Der essentielle Moment in diesem Song ist eine kurze Stelle bei Minute 2:55 (circa). Zuvor noch ein Upbeat-Piano-Jam, entwickelt sich das Lied zu einer intimen Ballade, die den Hörer mit einer Gänsehaut zurücklassen wird (ich hatte jedenfalls eine (mehrfach)). Besonders toll ist das dazugehörige Video P.T. Andersons, bei welchem man Newsom durch New York folgt.
5 Dinge, die 2015 schön machten (ohne Zusammenhang) Der Film „Love & Mercy“.
Toller Film! Und gebt Paul Dano endlich mal einen größeren Filmpreis (Oscar). Der Typ hatte so viele gute Rollen in den letzten Jahren. Er war wahnsinnig gut als Brian Wilson.
Der Instagram-Account von Father John Misty
Er liked eigentlich nie Bilder auf Instagram – außer von der Seite @pizza. Voll gut, ich liebe Pizza. Father John hat übrigens auch ein tolles Album gemacht dieses Jahr (nicht in der Liste ).
Der Stefanie Sargnagel-Hype.
Beste Frau auf der Welt. Und die Welt ist halt eh Facebook.
Ich hab Sufjan Stevens (endlich) live gesehen (Admiralspalast, Berlin).
Es war wunderschön. Hab voll geheult („John Wayne Gacy, Jr.“). Er hat auch das neue Album komplett gespielt.
Es wurde 2015 ein neues Animal Collective-Album für 2016 angekündigt.
Bin voll Fan, wie ihr ja vielleicht noch wisst.
Man kann ja über vieles motzen, aber das Musikjahr 2015 war ungewöhnlich stark und zwar in so einigen Genres. Das macht es natürlich umso schwieriger nur 5 Alben, 5 Songs und 5 andere Gönnungen auszusuchen und diese zu begründen. Wir haben unsere AutorInnen dennoch sanft dazu gezwungen, genau das zu tun. Absprachen wurden striktestens untersagt, um im Nachhinein feststellen zu können, ob wir alle denselben Geschmack haben oder nicht. Tatsächlich gibt es einige Favoriten. Die Floating Points erfreuen sich großer Beliebtheit, The Weeknd kommt in einigen Listen vor, Tame Impala und Jamie xx sind natürlich dabei.
Unsere Choices im Detail gibt es in der Gallery nachzulesen. Yup!
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