Unsere Autoren blicken zurück auf das Jahr 2014. Ganz persönlich. Die besten Songs. Die besten Alben. Und was sie sonst noch so bewegte.
Nicole Schöndorfer
SONGS: Ariana Grande feat. The Weeknd - Love Me Harder Das ist der beste Pop-Song des Jahres. Das werden so auch mindestens zwei weitere Redakteure angegeben haben. Warum? Ariana super, The Weeknd super, Lyrics super, Beat super, Refrain super, Bridge super und seitdem das heiße Video mit Ariana als Miezekatze draußen ist, auch Video super. Gegen einen solchen Song kann einfach jedes noch so komplizierte, (pseudo-)intellektuelle Thom Yorke-Gedöns heimgehen. #sorry #notsorry Sia - Chandelier "Schändelehüüü." Need I say more? Eben. Rustie feat. Danny Brown - Attak "Attak" ist die vielleicht beste Kollaboration des Jahres. Das Glasgower enfant térrible der Elektronikszene und der zerrupfte US-Rapper mit der Zahnlücke passen zueinander wie, äh, Justin Timberlake und Pharrell Williams? Der Song selbst ist penetrant, laut, schnell, wahnwitzig. Auf manchen Parties erntet man dafür entsetzte Blicke. Aber hey. Hudson Mohawke - Chimes Who! Who! Who! SOHN - Artifice SOHN hätte genauso gut in alle drei Listen gepasst. "Tremors" war großartig und ein bisschen zum Verlieben ist er sowieso. Weil Brite und urlieb. Trotzdem ist "Artifice" als Song einfach wichtiger und wuchtiger. Seine Vehemenz erschlägt einen. Definitiv der Pop-Song des Albums. ALBEN: FKA Twigs - LP1 War die schöne Tahliah Barnett letztes Jahr noch auf sämtlichen To-Watch-Listen, wird sie jetzt Ende 2014 in allen Best-Of-Katalogen aufscheinen. Zu recht. Was für ein wahnsinnig perfektes Debüt. Dass Zerbrechlichkeit, Flüstern und Flehen eine solche Wucht und Energie haben können, ist bemerkenswert. Mal abgesehen von der makellosen Produktion, den aufregenden Songs und den großartigen Videos. Mah, Twigsi. Jungle - Jungle Jungle konnte man dieses Jahr ohne Probleme fünf bis zehn Mal live sehen. Im Rückblick sollte man das auch wirklich getan haben, denn die beiden Briten mit den lustigen Bomberjacken sind nicht nur auf Platte fantastisch. Aber da auch. Und im Szene-Club und beim Open-Air-Festival am Meer. Trotz Schnürlregen und mit Holi-Farbgatsch angeschmiertem Publikum. Wild Beasts - Present Tense Zum Glück war das Album so gut, dass daran selbst die beiden unter- bis mittelprächtigen Live-Shows im Sommer nichts ändern konnten. Überlebensgroße Pop-Hymnen waren das. Zweistimmig außerdem. Auch der East India Youth fand ihre wilden Synth-Bomben steil, hat er doch einen fabelhaften Remix zu "A Simple Beautiful Truth" gemacht. So. East India Youth - Total Strife Forever Was für eine Überleitung, yeah. Sohn-Chum William Doyle (ja, jeder ist gut mit Sohn, wissen wir) hat uns heuer ziemlich umgehauen. Was hat dieser Mensch da bloß gemacht? Wir fragen uns das, weil es so neu ist. Die Tracks auf "Total Strife Forever" glitzern allesamt, spannen an, machen wach. Ein bisschen Traum-Musik ist das. Dann fängt er auch noch an, zu singen. Das ist dann wirklich unfassbar schön. Arca - Xen Düstere Poltergeist-Ästhetik abseits von plakativen Aphex Twin-Vorbildern. Arca ist wahrscheinlich dieses Jahr das, was Oneohtrix Point Never letztes Jahr war. Ziemlich guter Audio-Grusel also. MUSIK-CRUSHES: Lykke Li Niemand auf der Welt ist so wunderschön traurig wie Lykke Li. Kwabs Seit seinen heißen Tanz-Moves beim Waves Vienna arg in love. Zum Glück sagt selbst die heilige BBC, dass man 2015 viel von ihm hören wird. Also auch sehen. Das ist gut. Sinkane Der Süße mit den bunten Espadrilles hat diesen Sommer einmal ein Konzert in der Grellen Forelle gegeben. Es waren kaum Leute da, das war seltsam. Aber dafür haben alle, die da waren das knallviolette "Mean Love"-Vinyl gekauft. "Thank you, Nicole" steht da jetzt auf dem Cover, hihi. Nazar Die Autorin wird von Menschen nach der Telefonnummer von Nazar gefragt, weil sie ständig Interviews mit ihm macht. Es waren eigentlich zwei. Innerhalb eines Monats halt, oke. Beide waren wahnsinnig beeindruckend. Und dass unter den 34 Accounts, denen er auf Twitter folgt, auch @nicole_schoen ist, ist schon ein bisschen klass. Redinho Auch eine Waves Vienna-Liebschaft. Die ganze mit Mädchen vollbesetzte Galerie hat der charmante Londoner mit seiner One-Man-Show im Porgy & Bess dahingerafft. Darunter auch Kollegin Amira Ben Saoud. Hashtag heiraten. Alle Texte von Nicole Schöndorfer. Die Autorin auf Twitter.
Dominik Oswald
SONGS Der Nino aus Wien – Bäume Die bestmögliche Schlussnummer für die Playlist zu jedem Beziehungsmonatstag. Schöner, wahrhaftiger, epischer und realistischer geht ein Song über Treffen im Donauplex kaum. Ja, Panik – Au Revoir Über weite Strecken ist »Libertatia« einfach nur enttäuschend, we don’t need no disco. Aber dafür sind mit »Au Revoir« und »Post Shakey Time Sadness« zwei Welthits oben. Ganz ohne Disco. Schnipo Schranke – Pisse Ein bisschen 80ies ist er ja schon, dieser ordinär-verschrobenen Chanson-Punk-Pop. Aber die Fragen sind halt genau die richtigen: »Warum schmeckt’s, wenn ich dich küsse, untenrum nach Pisse?«. Worried Man & Worried Boy feat. Der Nino aus Wien – Der schönste Mann von Wien Also irgendein Mann – vielleicht sogar der schönste dieser Stadt – hat 2014 echt alles richtig gemacht, hier im Verbund mit Vater & Sohn Janata. Album kommt dann im Februar, hört man. Wanda – Luzia Im Schatten all dieser Monsterhits, die das Debüt zu bieten hat, gedeiht der schnellste aller Wanda-Songs. Mit Stampfern und dem herzhaftesten Chor Wiens: »Na gib ihm!«. ALBEN Der Nino aus Wien – Bäume Bis dato Ninos Opus magnum. Keiner war heuer lyrischer, träumerischer, unglücklicher, verliebter und ja, wunderbarer, als Nino auf dem folkigeren seiner beiden Alben 2014. Element of Crime – Lieblingsfarben und Tiere 2014 waren ja irgendwie alle mal wieder verliebt, auch EoC. Die haben da den Zeitgeist erkannt und ihrer makellosen Diskografie einen weiteren zeitlosen Klassiker hinzugefügt. Die Heiterkeit – Monterey Für viele ist der monoton-genervte, Sehnsuchtspop ja so gar nichts. Aber es gab heuer kein besseres Album, um mit Damenspitz und Kettenrauch auf eiskalten Balkonen zu stehen. Wanda – Amore Neben Nazar DER österreichische Hype des Jahres. Sowas geht nur gut, wenn die Hits da sind. Und wie die da sind. Eels – The Cautionary Tales of Mark Oliver Everett Vielleicht das beste und suizidalste Eels-Album seit Blinking Lights. Für den ultimativen Wristcutter’s Guide ist es dann doch zu optimistisch, wie 2014 eben. TOP NEW TV-SHOWS 2014 Fargo Der größte Serien-Konsens 2014, für Fans, Kritiker und Emmys. Immer spannend, immer quirky. Man hat ständig das Gefühl, dass man hier State Of The Art sieht. Silicon Valley Schmähbruder Mike Judge setzt seine IT-Comedy im elektronischen Eldorado an. Der Kampf gegen die Windmühlen der Branchenriesen fordert dem Roflcopter einiges ab. lol. The Knick
Period-Piece-Medical-Drama, für das Clive Owen, wenn es normal läuft, schon mal einen Platz in der Vitrine räumen kann. Besonders gut und beachtenswert: Musik und Stille. Bösterreich War wohl DIE Aufreger-Serie des ORF, die Kritik vernichtend, aber einhellig: Ansatz gut, aber halt nicht lustig. Aber es gibt ja noch mehr. Hier: Ofzcarek, Abspanne, Musik. Mike Tyson Mysteries Mike Tyson, seine Tochter und ein Taube (!) lösen in elf Minuten gemeinsam Fälle im Scooby-Doo-Stil. Das ist so bescheuert, so nonsensual, das ist so typisch Adult Swim. Alle Texte von Dominik Oswald.
Amira Ben Saoud
SONGS Fontarrian – Wait For Me Ein Track, der sich selbst nachläuft. Wiederholung schafft Dichte trotz Reduktion. Wird und wird einfach nicht langweilig. Kiesza – Hideaway Oohh, Ahh, Ahh, Oohh aus vorbeifahrenden Autos, aus Franz Lichteneggers Mund, als DJ Tool, wenn der Abend gerettet werden muss. Hideaway war nicht zu entkommen und das hat auch so gepasst. 2015 würden wir die 90er trotzdem gern nicht mehr sehen. DJ Snake, Lil Jon – Turn down for what Eigentlich ja schon 2013, geknallt hat's inklusive bestem Video seit Menschen gedenken dann 2014. Aber man glaubt sowieso, es gab das Lied schon immer. Seinabo Sey – Younger In Schweden war so viel los dieses Jahr. Tove Lo, Mapei, Erik Hassle – alle exzellent. Aber keine Single übertrifft an Großartigkeit Seinabo Seys Younger. Diese Stimme, dieser Marsch-Beat und dann die steilen Geigen. So viel gut. Mila J – Smoke Drink Break Up RnB hat 2014 schon etwas ausgelassen. Mila Js Schuld war es nicht. Die hat nämlich mit dieser einen Nummer einen Instant Classic abgeliefert inklusive Drogen, Liebe und Drama. ALBEN Best Meta: Arca – Xen Schreckliche Versuche, riesige Mörser, das Mischen von Substanzen, das Reiben von Metall auf Metall. Arca hat versucht, Musik zu machen und dabei Gold geschaffen. Xen ist kühle, glänzende Alchemie im Nirgendwo des Post-Internets. Best Babo: Haftbefehl – Russisch Roulette Für den Goethe aus Offenbach ist die Sprache auch nur eine Nutte, die er benutzen kann, wie er will. Wer mit dem Penis schreibt, braucht eine neue Grammatik. Russisch Roulette würde aber auch rein instrumental funktionieren. Alles stimmt. Best Disney: Ariana Grande – My Everything Ariana hat 2014 oft dafür gesorgt, dass man sich wie eine fröhliche, rosa Zuckerwatte fühlte. Auch wenn es unmöglich ist zu verstehen, was dieses kleine Wesen da trällert, muss neidlos eingestanden werden: die Hitdichte ist auch ohne Artikulation grande. Best Beat: Sango – Da Rochina 2 Unglaublich viel Output bei unglaublich viel Qualität. Nicht nur bei seinen Mixes hat Sango 2014 gezeigt, wie sich Future Bass sinnvoll weiterentwickeln kann. Da Rochina 2 bringt Urlaubsgefühl mit Substanz in den Club. Best Sex: FKA twigs – LP1 Die Salome der Post-Moderne tanzt auf LP1 auf dem schmalen Grat zwischen Verführung und Zurückhaltung und fordert dabei am meisten von sich selbst. LP1 ist nicht einfach und doch zugänglich, seiner Zeit verpflichtet, aber ewig. 5 MUSIKTRENDS 2014 Gesäße und Lieder über Gesäße Samples von französisch sprechenden Frauen Alle gehen mit ihren Stimmen so komisch rauf Diese Hi Hats überall Flexin' Alle Texte von Amira Ben Saoud. Die Autorin auf Twitter.
Manuel Fronhofer
SONGS Future Islands – Seasons (Waiting On You) Samuel T. Herrings elastische Beinarbeit und sein live immer wieder in finsteres Grölen abrutschender Gesang haben den Future Islands nicht nur unter David-Letterman-Sehern große Beliebtheit beschert. Mit „Seasons (Waiting On You)“ gibt’s ihren Synth-Pop in Form eines unzweifelhaften Über-Hits. Morrissey – I’m Not A Man Ja, die spanischen Gitarren und die breitbeinige Kraftmeierei seiner Band hätte es nicht gebraucht, aber das Album „World Peace Is None Of Your Business“ geht schon okay. Und mit „I’m Not A Man“ hat es einen eindeutigen Höhepunkt, in dem Morrissey sich selbstbewusst und mit Nachdruck von männlichen Klischeebildern distanziert. Isolation Berlin – Alles grau Die fluffigen Orgeltupfer zu Beginn der zweiten Isolation-Berlin-Single können (und wollen) nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Alles grau“ mit Todessehnsucht und Selbstaufgabe kokettiert. Dunkle Gedanken, intensive Musik. Rio Reiser und der frühe Ambros ergeben dabei als Referenzen durchaus Sinn. Deers – Bamboo Ana Garcia Perrote und Carlotta Cosials haben mit „Bamboo“ eine wunderbar rumpelnde Debütsingle vorgelegt. Ein Kleinod, das es sich zwischen Lo-Fi- und Sixties-Pop gemütlich macht und bei dem eine gewisse Mühelosigkeit locker mitschwingt. Große Erwartungen jedenfalls für das erste Album der Spanierinnen, das für 2015 geplant ist. Courtney Barnett – Avant Gardener Dass man aus einem Asthmaanfall einen ziemlich lässigen Song machen kann, beweist Courtney Barnett mit „Avant Gardener“. Psychedelisch-entspannt zieht einen das Stück in den Bewusstseinsstrom der australischen Songwriterin. Ihr Sprechgesang mäandert durch die Ereignisse eines gar nicht so guten Tages, doch Barnett nimmt’s gelassen. Coole Frau! ALBEN Ought – More Than Any Other Day Der zwischen Überschwang und Verzweiflung, Melancholie und Raserei keine Grenzen ziehende Post-Punk der vier Kanadier gibt sich in Sachen Dynamik, Hingabe und Inhalt keine Blöße: bester, aber nicht unbedingt typischer Stoff aus dem Hause Constellation Records. Und live mindestens genauso überzeugend wie auf Platte. Iceage – Plowing Into The Field Of Love Die vier Dänen haben sich mit diesem Album neu erfunden. Ihr harscher Post-Punk macht Platz für Mandoline, Trompete und Klavier. Die Musik fällt dabei nicht weniger intensiv und kompromisslos aus und wird im Wechselspiel mit dem heiseren Gesang zu einer aufreibenden Angelegenheit – irgendwo zwischen Nick Cave und den Libertines. Mile Me Deaf – Holography Das Sperrige und das Eingängige, schöner Lärm unter besonderer Berücksichtigung US-amerikanischer Indie- und Underground-Spielarten der 90er-Jahre. Nenn es Slacker-, Noise- oder Lo-Fi-Pop. Die heimische Band rund um Wolfgang Möstl platziert konsequent die wunderbarste Musik ins Herz dieses Bezugssystems. Parquet Courts – Sunbathing Animal Von unruhigem Proto-Punk bis hin zu verhatschtem Indie-Rock – das in Brooklyn angesiedelte Quartett hat schon 2013 mit „Light Up Gold“ große Meisterschaft bewiesen. Auf „Sunbathing Animal“ macht es abermals sehr vieles sehr richtig. Definitiv eine konstante Lieblingsband. Sleaford Mods – Divide And Exit Das Duo aus Nottingham hat die Schnauze voll. Ensprechend enthemmt geht es in Jason Williamsons Sprechgesang auch zur Sache: pricks, cunts, wankers, wo man nur hinhört, denn die gesellschaftliche Gesamtlage ist – gelinde gesagt – etwas aus dem Gleichgewicht. Dazu Bassgitarre und monotone Billig-Beats. Einfach, aber effektiv! WEITERE LOBENDE ERWÄHNUNGEN David Lynch & Mark Frost
Für ihre nicht gerade unriskante Entscheidung, „Twin Peaks“ wieder aufleben zu lassen. Problembär Records
Fürs zeitgemäße – und gute! – Austro-Pop-Update mit Der Nino aus Wien und Wanda. Sia
Für „1000 Forms Of Fear“, ein Lieblingsalbum direkt aus dem Pop-Mainstream. Slash Filmfestival
Für eineinhalb Wochen fantastisches und sehr unterhaltsames Kino. Shy
Für ziemlich viel gute Popmusik und einen überraschenden, aber würdevollen Abgang. Alle Texte von Manuel Fronhofer. Der Autor auf Twitter.
Stefan Niederwieser
SONGS Ariana Grande ft The Weeknd – Love Me Harder
Kommt die halbe Redaktion von The Gap in eine Bar, dreht zu pädophilem Disneypop durch – keine Pointe. Sex als Schmerzmittel, das war heuer nicht nur im Pop so. Aber nirgends sonst so grandios betäubend wie hier. Sam Smith – Money On My Mind (Salute Remix)
Sam Smith zerfickt das ganze kaputte System mit seiner ganzen Liebe und Salute zerfickt einen sehr verkitschten Song mit Streichern, Bass und einem Beat aus Blei. Eine britische Nummer Eins offiziell remixen macht sich im Lebenslauf sowieso ganz gut. Eigentlich sollte das aber die reguläre Version sein. Wanda – Bologna
Der Tod, der Schnaps, der Witz, die Amore. Wie man aus den ältesten Zutaten der Welt Songs macht, die Menschen schreien und sich tätowieren lassen wollen, das hört man hier. Für die Stadt Bologna hatte sich davor eigentlich niemand interessiert. Und plötzlich sind dort alle Stundenhotels ausgebucht. Gianna Nannini, “Strada del Sole”, schaut mal her. Future Islands – Seasons (Waiting On You)
Ultimative Normcore-Hymne. Wer genau so wie Phil Collins schwarz trägt, in der wichtigsten US-Late Night Show singt und grunzt, darüber wie Menschen einfach nicht schlauer und besser werden, der soll bitte der Posterboy von dem Wunsch sein, dass endlich alles wieder normal wird. Lorde – Tennis Court (Flume Remix)
Ya Ya Ya, Lorde ist ein Role Model. Zuckerbube Flume macht daraus großes Drama. Nebenbei steckt das beste Pferdewiehern-Sample der Musikgeschichte drin (4:54). ALBEN FKA Twigs – LP1
Du machst dich high zwischen diesen Schenkeln und lässt dich von der Scheiße heilen. Hier finden das Netz, Sex, Verletzlichkeit und Macht zueinander. Ein unheimlich perfektes Album. Fennesz – Bècs
So richtig mitsingen kann man ja nicht bei diesen Liedern aus Sound. Tanzen oder dazu pumpen auch schwer. Man wird Fennesz wohl erst nach dem Tod eine Statue in den Wiener Stadtpark neben Schubert, Strauss und Bruckner stellen. Aber dieses Wien-Album würde dort hin passen. Noise, Spätromantik, Tondichtung, wer ausser Fennesz soll das sonst so perfekt hinbekommen? Haftbefehl – Russisch Roulette
Von Frankfurt bis nach Montpelliärh feiern sie Hafti. Azzlackz, Hipster, Intellektuelle und auch deine Mama rollt mitm Besten im deutschen Rap auf lautester Lautstärke. Kollegah verkauft mehr, Nazar ist eloquenter, Marteria schöner, Karate Andi dümmer, Money Boy ääh. Hafti aber ist schön und gut und wahr. Sia – 1000 Forms Of Fear
Wenn mehr Popalben so wären, wenn mehr Leute Songs über Luster, den Luschtaaa, Benzin, das Benziiihiiinhinhin oder Cellophähein singen würden, also glitzernde Metaphern über Angst, Alltag und Fame, wäre die Welt auch schon ehrlicher und besser. Run The Jewels – Run The Jewels 2
Es gab schon fettere Jahre im US-Rap. Könnte ein Kater nach dem Hype sein. Future, Schoolboy Q, Vince Staples, Shabazz Palaces, Big Krit, Azealia Banks waren natürlich eh toll, aber keine neue Bibel. Ausgerechnet zwei alte Säcke machen vor, wie Musik, Beats und Reime die Welt verändern können, weil sie die Gegenwart so, wie sie ist, nicht akzeptieren. Worte als Sprengstoff, so geht das. RANDOM Bestes Hurgh!-Sample: Hudson Mohawke – Chimes Bestes Fake-Fadeout: Dorian Concept – Tried (Now Tired) Beste Live-Überraschung: Angel Haze Bestes Dramolett: Money Boy verrichtet am dude die arbeit eines habichts walkt raus aus 1 Baumarkt als wäre es nuffin. Bester Rave: Wolfgang Amadeus Mozart, “Cosi fan tutte” in der Inszenierung von Michael Haneke bei den Wiener Festwochen Alle Texte von Stefan Niederwieser. Auf Twitter.
Tanja Schuster
SONGS The National – Vanderlyle Crybaby Geeks Der tollste-Konzertmoment 2014: Sommer, The National spielt in der Arena unter freiem Himmel und ein Chor an Zuschauern singt mit. Helene Fischer - Atemlos Das schlimmste, furchtbarste Lied, das mich 2014 verfolgt hat. Ich wünsche mir für 2015 wirklich es nie mehr irgendwo hören zu müssen. Bitte. Hört auf damit! Beatsteaks - Gentleman of the year Die Beatsteaks haben wieder ein neues Album, juhu! Und auch wenn das Album die früheren leider nicht überbieten kann und damit leider hier nicht reinkommt, ist eins der eingängigsten, motivierendsten Liedern des Jahres 2014 drauf, was auf jeden Fall hierher muss. Sweet Sweet Moon - My Night With The Prostitute Das Lied ist zwar nicht dieses Jahr erschienen, aber dafür der Film „Fuck the Atlantic Ocean“und ich bin, nachdem ich ihn gesehen hatte, in eine ziemlich schlimme Sweet Sweet Moon – Sucht verfallen. Deshalb gehört der Song zu meinen Charts einfach dazu. Wanda - Bologna Schönster Ohrwurm. Und wenn wer fragt wofür du stehst, dann sag Amore. Hach. ALBEN Olympique – Crystal Palace Genau in dem Jahr in dem es einen Social Media Aufschrei rund um Elke Lichtenegger gab, kommt irgend so eine unbekannte österreichische Band mit dem besten Debütalbum des Jahres daher. Danke dafür. Ja, Panik – Libertatia Ein so lebensbejahendes Ja, Panik-Album war anfangs überraschend und eher befremdlich für mich und nicht selten lobpreiste ich das gute alte DMD KIU LIDT. Schlussendlich wurde Libertatia aber doch eines meiner liebsten Alben 2014. Manchmal braucht’s halt eine Warmwerd-Phase. Die Nerven – Fun Bestes Miese-Laune-Album. Wie auch Ja, Panik machen die Nerven schön intellektuelle, deutschsprachige Musik, nur gefüllt mit einer doppelten Portion an Wut, Hass auf die Welt und Angst, die mir bei Ja, Panik anfangs fehlte. Alt-J – This is all yours Schönes, durchkomponiertes, dramatisches Album. Und dazu geliefert werden auch gleich die bildgewaltigsten Videos des Jahres. Ganz große Begeisterung meinerseits. Mile Me Deaf – Holography Gitarren, ein Spritzer Selbstironie, Retrosounds und eine Prise Strand-Feeling, was will man mehr? DIE 5 NERVIGSTEN TREND, DIE MEINE FACEBOOK SEITE ZUSPAMTEN Beer Challenge Toll, du kannst Bier trinken, na gratuliere! Ice-Bucket-Challege Grundidee und guter Zweck ist ja echt ganz schön, aber den Zeitpunkt meiner Duschen bestimm ich dann doch lieber selbst. Krankheiten gibt’s auch mehrerer für die Forschungsgeld ganz praktisch wäre und ich weiß ja nicht ob du’s wusstest, aber dafür spenden kann man auch ohne sich nass zu machen. Runtastic Du hast auf dem Weg vom Sofa zum Kühlschrank 3 Kalorien verbrannt? Teils doch der Welt mit! LookBack Videos Jetzt darf ich mir all deinen Schwachsinn, den du die letzten Jahre gepostet hast nochmal ansehen? Was für eine Freude! „This Is A Video EVERYONE Needs To See.“ Woah, muss ich mir unbedingt anschauen! Sind’s küssende Fremde? Erklärt uns wer, in Reimen, dass Smartphones das Böse sind? Aber egal, was es auch ist, ich bin sicher das erste Mal meines Lebens sprachlos. Bestimmt. Alle Texte von Tanja Schuster.
Max Zeller
SONGS GFOTY – Don’t wanna / Let’s do it Das Hype-Geschrei um PC Music ist laut. Vor allem online. Manche Tracks und Artists des Labels überstrahlen die Hype-Hysterie glücklicherweise. GFOTY ist eine davon. Neben A.G. Cook der gemeinsam mit SOPHIE als QT auf XL Recordings Furore macht, kämpft GFOTY an vorderster Front der undergroundigen Zuckerlpop-Revolution. „Don’t wanna / Let’s do it“ klingt jetzt schon wie ein Future-Classic. Wer SOPHIEs Output 2014 mochte, wird auch auf diesen Track trippen. By the way: Immer noch als gratis Download auf der Soundcloud-Seite von PC Music erhältlich. Ikonika - Position Ikonika ist eine DJ der Oberklasse. Ihre Releases wurden ihren fantastischen DJ Sets teilweise nicht ganz gerecht. Mit „Position“ hat sie nun endlich auch einen handfesten Hit an der Backe. Zu Recht. Der Track bohrt sich mit einer ohrwurmartigen Synthie-Modulation, dicken Beats und einem hyperaktiven Vocal-Loop tief ins Herz. The Bug – Funtion feat. Manga The Bug ist zurück. „Function“ ist so etwas wie das neue „Poison Dart“. Ein Hit. The Bug kann eben auch Grime besser. Seit ein paar Monaten kreiselt der Track auf unzähligen Plattentellern und zerlegt Clubs von London bis Graz. Zum Beispiel als Abschlussnummer von Malas großartigem Set beim heurigen Elevate Festival. Okmalumkoolkat – Holy Oxygen Der Südafrikanische Rapper Okmalumkoolkat hat sich mit den Wiener Producern Cid Rim und The Clonious auf ein Packl gehauen und eine fantastische Ep namens „Holy Oxygen“ produziert. Die groovenden Raps von Okmalumkoolkat schmiegen sich gekonnt an die chordverliebte und verjazzte Elektronik der beiden Affine Records Boys. Der Titeltrack „Holy Oxygen“ sticht heraus und saugt sich im Ohr fest. Da muss jeder mit. Zharp Zharp! Future Brown – Wanna Party feat. Tink Das omnipräsente Gebrabbel von Future R’n’B war nach dem Release des hochgejazzten aber faden FKA Twigs-Albums kaum auszuhalten. Future Brown ist echte Medizin dagegen. Warp vertreibt diese leckere Brause. Hinter dem Namen verstecken sind Fatima Al Quadiri, J-Cush und die unausprechlichen Nguzunguzu. Supergroup-Alarm hin oder her, diese Producer bringen dem R’n’B ein Stück weit Zukunft zurück. ALBEN Millie & Andrea – Drop the vowels Andy Stott und Miles Whittaker alias Millie & Andrea verkochen eiernden Jungle, angedubbten Techno und krautige Electronica zu süchtigmachendem Stoff. Come on, take a hit. Dorian Concept – Joined Ends Mozart, Falco, Dorian Concept. Oder so. Österreich hat wieder einen Weltmeister und dieser ist zur Abwechslung kein Skifahrer. Omid Walizadeh – Modern Persian Speech Sounds Nomen est omen. Beatbastler und Hiphop-Producer Omid alias Omid Walizahdeh verquickt oberdelizöse Beats’n’Synthies mit Field-Recordings und Samples aus vorrevolutionären Iranischen Schallplatten und Tapes. Beste Instrumental-Platte dieses Jahr. Diese Musik ist ein Statement und schwirrt deshalb irgendwo auf Soundcloud auch als Free Download herum. Frag Google. (Inga) Copeland – Because I’m worth it Die ehemalige Hype Williams-Hälfte Inga Copeland hat Recht. Sie ist es wirklich wert. Dieses Album ist so viel mehr als nur wundervolle „Listening Electronic“ (Oh fuck, welch schlimmes Wort). Sun Kil Moon – Benji Ja, das ist der mit dem The War On Drugs-Beef. Ja, das ist die beste Singer-Songwriter-Platte der letzten Jahre. FÜNF MAL GUTES OHNE KATEGORIE Linus Volkmann – Lies die Biber (Buch) SOPHIE - Ray-Ban X Boiler Room LA DJ Set (Performance) Kane West – Western Beats (Mix) Our Vinyl Weighs A Ton – This Is Stones Throw Records (Film) Girl Band @ Waves Vienna 2014 (Konzert) Alle Texte von Max Zeller. Der Autor auf Twitter.
Franziska Tschinderle
SONGS Ja, Panik - ACAB
ACAB: Wie oft hat die Kunst versucht diese Parole neu auf Wände zu sprühen? Andreas Spechtl schreibt seinen ganz eigenen Punk, eigentlich ja fast Chanson oder NDW-Schlager. Sorry, Schwarzer Block aber das ist eindeutig der zärtlichste Protestsong des Jahres. Mapei - Don't Wait
Die Phrase "Let´s laugh and cry, until we die" bringt auf den Punkt was man bei Mapei so fühlt. Eigentlich sollte man ja feiern, dass die Schweden gerade dabei sind mit Soul, RnB und Gospel Popraketen zu zünden aber warum fühlt sich das dann gerade wie ein verdammter Abschied an? Douglas Dare - Nile
Der Neo-Neo-Klassizist des Jahres: Mit seinen gerade mal 24 Jahren bringt der Brite Douglas Dare James Blake Engelsgesang mit Nils Frahm Piano und SOHN Loops unter einem Hut. "Nile" ist wie mit der Liebe von gestern Nacht verkatert im Konzerthaus sitzen. Carl Barat and the Jackals - Glory Days
Alle drehen durch weil nächstes Jahr die Libertines zurückkommen, dabei hat Pete Dohertys zweite Hälfte längst still, leise und solo das bessere „Can´t stand me now" geschrieben. Schon lange nicht mehr hat die "Class of 2005" wieder aufgetaut so gut Feuer gefangen. Kwabs - Walk
Dieser Song wäre selbst dann ein verdammter Hit wenn ihn Kwabs acapella am Nordpol performen würde. Viel schöner dann die stampfenden Beats und Piano-Lines, die diese Jahrhundertstimme begleiten dürfen. Kwabs steht heuer stellvertretend für die Zusammenführung von Elektro und Soul und lässt ganz nebenbei Afrobeat wieder aufatmen. ALBEN Sylvan Esso - Sylvan Esso
Singt da Feist? Fast, die eine Hälfte, Amelia Meath von „Mountain Man“ kommt vom Folk, die andere, der Produzent Nick Sanborn lässt ihre Stimme von Hyänen zerfleischen. Zwischen Bassgetöse und dahintickernden Beats bekommt Elektro-Pop hier Beides: ein wildes und intimes Gesicht.
Thanks - Blood Sounds
Ein (noch) ungoogelbarer Name: Thanks! Danke für diesen von Soul und Jazz beschwingten Spelunken-Gitarrenrock. Klingt als hätte Janis Joplin mit dem Rauchen aufgehört um richtigen Gesangsunterricht zu nehmen. Portland, du bist Indie-Swing!
Glass Animals - Zaba
Sie hätten das Potenzial einmal die Besseren Alt-J zu werden. Die Glass Animals perfektionieren das, was man im Vorjahr vorsichtig "Odd Pop" nannte: Afrobeat, Soul, Psychodelic Pop, dazu ein hauchendes Männerfalsett. Dance-Pop für wuchernde Wälder. Azealia Banks - Broke with expensive Taste
Das „Matangi“ für die Rap-Welt: Banks zeigt dem Major den Mittelfinger, lässt Pharrell und Paul Epworth links liegen und "beyonciert" ihr Debüt über Nacht ins Netz. Darauf erfindet sie sich in jedem Track neu: Afrobeat, Salsa, Disco bis Trance zu schnellzüngeliger Kaltschnäuzigkeit. Thurston Moore - The Best Day
Zu "glatt" und "berechenbar" höre sich der Sonic Youth Gründer hier an: Exakt das Gleiche hat man in den 90ern auch über "Goo" gesagt, bevor es eines der wegweisendsten Alternative-Rock Platten aller Zeiten wurde. Moore kann das immer noch: Grobkörnige Gitarren in ölige Melodien packen, Spannung aufbauen, beschleunigen und dann freihändig den Highway runterrollen. DIE TOP 5 MENSCH + NATUR MUSIKVIDEOS
Mc Fitti: Mama Halblang
Marteria: Wunder
Zola Jesus: Dangerous Days
Alt-J: Every Other Freckle
Olympique: The Reason I Came Alle Texte von Franziska Tschinderle. Die Autorin auf Twitter.
Franz Lichtenegger
SONGS Ariana Grande & The Weeknd - Love Me Harder Weeknd im Duett mit einer rehäugigen Disney-Lolita macht auf den ersten Blick wenig Sinn - beim Hören dann aber schon. So, so viel. Wundert wenig, dass das mal wieder auf die Kappe von Max Martin geht. Tinashe - 2 On ft. Schoolboy Q Mustard on the beat, hoe. Neben Mila J hat vor allem Tinashe diesen Aaliyah-Spirit wieder zurückgebracht. Am meisten Spaß macht "2 On" dann so gegen halb 5, wenn man richtig übel mitbouncen möchte. Erik Hassle - Pathetic Hätten "Kiss" von Prince und "Madness" von Muse ein sexy Lovechild, es wäre "Pathetic". Erik selbst kommt zur Abwechslung mal aus Schweden. Amira Ben Saoud hat einst so schön gesagt: "Don’t hassle the Hassle". Charli XCX - Boom Clap BOOM! BOOM! BOOM! Es war ein gutes Jahr für Charli XCX. Das bereitet natürlich Vorfreude auf den kommenden Longplayer – ein Album voller "Boom Clap"s wäre aber eh auch okay, eigentlich. Danity Kane - All in a Day’s Work Das Comeback-Album von Diddys kleinen Mädchen wurde wegen Bitchfights inkl. Körperverletzung schnell wieder zum Farewell-Album. Ändert nichts an dem Brett, das sich "All in a Day’s Work" nennt. Noch besser übrigens in der geleakten Version mit Vocals von Aundrea - die ist überhaupt noch vor Release ausgestiegen, weil sie erst mal ein Baby droppen musste. ALBEN Beyoncé - BEYONCÉ Streng genommen bereits 2013 veröffentlicht, damals aber leider zu spät für etwaige Rankings und Bestenlisten. Beyoncé hat bewiesen, warum sie der größte Popstar unserer Zeit ist. An dieses Album wird man sich noch lange erinnern. Bow down. Tove Lo - Queen of the Clouds Wenn dieses Jahr auch nur irgendwas Gutes hervorgebracht hat, dann Tove Lo. Die ist nämlich so was wie die ungeduschte, grobkörnigere Version von Robyn. Nur echt mit Schweden-Gütesiegel. Was für ein Album. Sia - 1000 Forms of Fear Es gibt Metaphern, es gibt große Refrains, es gibt Balladen-Bombast und es gibt noch mehr Metaphern. Und das alles ohne David Guetta. Sia mag vielleicht soziophob sein, aber sie ist ein ziemlich guter Popstar. Katy B - Little Red Was war das für ein Ankick für 2014, als Katy B plötzlich so kühl, so elegant und so tanzbar mit "Little Red" angefegt kam. Wem die Kollegin Kiesza etwas zu sehr quäkt, der ist bei Katys Samt-Vocals bestens aufgehoben. Taylor Swift - 1989 Ja, Swifto hat unter der Leitung von Max Martin tatsächlich eines der besten Pop-Alben des Jahres gemacht. Yo Taylor, I’m really happy for you, I’mma let you finish, but – gebt’s dem Mädel halt einen Preis. Sie hat ihn sich verdient.
IRRITIEREND Ärsche S Club 7-Reunion Saxophone Royal Emoji Society Jessie J Alle Texte von Franz Lichtenegger. Der Autor auf Twitter.
Kevin Reiterer
SONGS Future Islands – Seasons (Waiting On You)
Sollte nur ein Song von 2014 übrig bleiben, dann dieser. Todd Terje feat. Bryan Ferry – Johnny & Mary
Ein Monolith von einem Song. Retro und doch so in der Gegenwart. Sanft, feinsinnig und emotional. Ten Walls – Walking With Elephants
Kein Producer liefert momentan mit einer vergleichbaren Präzesion derat große Nummern ab – „Epic Music“ reicht vollkommen als Beschreibung. Kölsch feat. Gregor Schwellenbach – Cassiopeia
Multi-Instrumentalist Gregor Schwellenbach hat Rune Kölsch’ Track „Der Alte“ um ein fantastisches String-Arrangement erweitert. Kwabs – Walk (Jaded Remix)
2015 wird wohl das Jahr von Kwabs werden, bis dahin drängt sich dieser Albumvorbote im Jaded-Remix auf – auf die Tische, fertig, tanzen. ALBEN Kasabian – 48:13
Der letzte Schritt bevor sie zur größten Band im UK werden – Powerchord-Singalongs und Pathos-Beidlrock im Extasyrausch. Duck Sauce – Quack
Trotz der großen Namen zu unrecht untergegangenes Album. Durchwegs stimmige Feelgood-Grooves und zuckerglasierte Lebensfreude. Kate Tempest – Everybody Down
In eindringlister Dichtung und Dramatik erzählt Tempest eine düstere Geschichte aus dem Arbeitermoloch der Insel, Schwermut war nie schöner. Young Fathers – Dead
Dreckiger Grime trifft auf shaky Afrobeats, energiegelandener Hip Hop mit treffsicheren Punchlines, Soul untermalen mit knurrenden Bässen. Elektro Guzzi – Observatory
Ein Album aus einem Guss, dass in einer guten Dreiviertelstunde alle Facetten und Verzahnungen des Genre zeigt. MUSS MAN 2014 GESEHEN HABEN The Lego Movie
Konsumkritik in einen Marketingfilm zu verpackten ist die eine Sache, wenn das Endergebnis aber auch noch so witzig und intelligent ist, hat man ziemlich sicher einen Film des Jahres vor sich. Will Arnett on Wetten Dass
Eine 100 Meter lange Bühne, ein Jeep, der über ebendiese fährt, eine riesige, rotierende Couch, Hunde die in Frisbees beißen. Will Arnett verstand zurecht nicht ganz das Konzept hinter der deutschen Talkshow „What The Fuck Is Happening“. Sherlock – Season 3
Besser geht Fernsehen kaum noch! Fesselnd und fordernd, kurzum grandios. Cumberbatch und Freeman scheinen sich sekündlich gegenseitig zu toppen, der vielschichtige Plot bietet dafür genügend Spielraum. Boyhood
Linklaters Mammutprojekt – 12 Jahre Drehzeit! – erzählt unaufgeregt und zeitlos die Geschichte des heranwachsenden Mason, der Soundtrack bereitet als Mitzwanziger mindestens genauso viel Spaß. Future Islands – Seasons @ Letterman
Für die Band Fluch und Segen zugleich, war es ohne Frage der Kickstart für das erfolgreichste Jahr der Band. Seither üben wir alle unseren Knöchelschwung und Herring’s Gröll- und Grunzeinlagen sind legendär! Alle Texte von Kevin Reiterer.
Julia Gschmeidler
SONGS Olympique – Face down the earth Irgendwie bin ich erst spät auf den Olympique-Express aufgesprungen und hab sie auch richtig bewusst erst bei einer FM4 Soundpark Session gehört. Die maximale Euphorie überkam mich bei diesem Song, bei dem man von der jazzigen Stimme des Sängers weggeblasen wird. (Live wesentlich noch mehr als auf Platte!) Steaming Satellites – How dare you Bei der von den Steaming Satellites musikalisch unterlegten Schlüsselszene in „Das finstere Tal“ haben sich Bild und Ton zu einem derartigen Gesamtkunstwerk verwoben, dass es mich vor Spannung in den Kinosessel gedrückt hat. Zugezogen Maskulin – Alles brennt Kein Pfarrer, kein Back-up und kein Mos Def T-Shirt sind vor diesen wahnsinnigen Rappern aus dem Brandenburger Umland sicher. Bitte lieber Booker, holt diese Energiebündel endlich mal nach Wien! Audio88 – Fusionbändchen „Natürlich regt es mich auch mehr auf, dass Ben Affleck den neuen Batman spielt, als das, was gerade in Syrien passiert“ – Oh, wie spricht Audio88s Sarkasmus uns auf diesem Track aus der Seele! The Unused Word – The Healer Cover Ich wage es zu sagen, dass mir das Cover besser gefällt, als das Original von Erykah Badu. Zumindest hat es mich über ein Monat lang mit aktivierter Replay-Funktion begleitet. ALBEN I Salute – To Nothing But You Für mich die Überraschung des Jahres. Der ehemalige Indie-Band-Frontman textet auf seiner Debüt-EP wunderbare, wirkungsvolle Metaphern auf dramatische Beat-Raketen. Karate Andi – Pilsator Platin Noch so einen Beatmeister hatte Karate Andi bei seinem Debüt zur Seite. 7inch produzierte Ami-Hits für den wortgewandten Druffi, von dem man seit seinem Debüt leider nicht mehr so viel gehört hat. Ich hoffe, die Generation Andi kehrt bald zurück. Kensee & Cobane – Target Reached Der Linzer Produzent Kensee und der Londoner MC Cobane packten auf ihrem Album elektronische Facetten der Comicfilme aus den 70ern aus. Diese polnisch-jamaikanische-EastLondon-Wien-Connection hat definitiv den Retro-Scifi-Stil. Karma Art – Bloom Neben salute einer meiner Lieblings-Produzenten aus Wien. Live ein Wahnsinn, auf Platte immer noch beeindruckend. Die selbst produzierten Videos zeigen zudem noch den Allround-Künstler hinter Karma Art. Gold Roger – MOT Der Junge hat dieses Jahr das Splash-Mag Videobattleturnier für sich entschieden und seine Eindrücke auf dem Mixtape festgehalten, für die Beats sorgen dabei Größen wie Fid Mella, Mecstreem oder Dexter. Schon lange keinen so guten politischen Track wie den Freundeskreis-Remake „Schiene der Geschichte“ gehört! TOP 5 – COMEBACKS DER DEUTSCH-RAPPER
Prinz Porno (nicht Pi!) nach 9 Jahren Curse nach 6 Jahren Kool Savas nach 3 Jahren Samy Deluxe nach 3 Jahren Kroko Jack aka Tibor Foco aka Jack Untawega nach 2 Jahren Alle Texte von Julia Gschmeidler.
Christoph Kranebitter
SONGS Schnipo Schranke – Pisse Die zwei BFFs von Schnipo Schranke wurden im selben Puff geboren und verpacken gerne Anrüchigkeit in Kinderlieder. Pisse zielt treffsicher dorthin, wo heutzutage Apps und Oberflächlichkeit den Ton angeben. Dort schmeckt’s natürlich oft unangenehm. Du brauchst Liebe. Du brauchst Halt. Und Einen der dich knallt halt. Wanda – Bologna Gespickt mit den vielen zitierwürdigen Zeilen und den dreckigen Schrammelakkorden stößt Bologna hart in den Hit-Olymp. Passt irgendwie. Griechische Götter mögen ihre Cousinen ja auch ziemlich gerne. Shura - Touch Videos wo hippe, hübsche Menschen rumknutschen sind ja letztens ein bisserl in Verruf geraten. Touch lehnt trotzdem ziemlich lässig an der Elektropop-Bar und mahnt, dass zu spät kommen ab und zu wirklich beschissen ist. Trümmer – Wo Ist Die Euphorie Das Schlachtross der Hamburger versammelt Motive des Gitarren-Sturm-und-Drangs und stellt ihnen die Perspektivenlosigkeit zur Seite. Immer der letzte an der Bar sein kann’s halt auch nicht wirklich sein. Ernst Palicek - Summer in Wien Gekleidet in braune Sandalen samt Tennissocken und Raiffeisen-Weltspartag-Geschenks-Bauchtasche schwärmt der Palicek vom heuer leider nicht vorhandenen Sommer in Wien. DER Übersommerhit. ALBEN Der Nino Aus Wien – Bäume Bäume, ein steter, Trost spendende Begleiter vereint sämtliche Gründe, warum uns dieser Mandl so taugt: Finnegans Wake Kolbenrhetorik geschmiert von leicht verdreckten Gitarrenakkordölen. Und ja: Help us, we need somebody! Wanda – Amore Die Luzia und der Thomas sind ja eh schon jedem ans Herz gewachsen. Zudem verändert das Album nachweislich den Sprachgebrauch: Liebe heißt Amore. St. Vincent – St. Vincent Bei der guten Verschrobenheit der superen St. Vincent konnte man heuer schwer weghören. Hier wird Hektik, innere Unruhe und Ungemütlichkeit zelebriert. Immer auf der Suche nach dem nächsten Screenshot. MØ – No Mythologies To Follow Die dänische Jungfrau bestimmte dieses Jahr wie kraftvoller Pop im Gewand der neuen Selbstbestimmtheit zu klingen hat. Alt J – This Is All Yours Das Gute an der Musik von Alt J ist, wenn sie zuschlägt, tut sie halt nicht weh. Immer noch stark nasal wedelt die Dreierformation mit ihren Chansons die Bühnen ab. Miley darf da auch nicht fehlen. TOP 5 MOMENTE DES VERLUSTS Brut – Bretterbodendisko - iPhone Ich prahle den ganzen Abend mit meinem iPhone und mache Idiotenselfies. Irgendwann finde ich es dann ganz besonders erheiternd, schlafende Leute zu fotografieren. Ich drücke, gutmütig wie ich nun mal kurz vor dem Delirium bin, mein Telefon einem Unbekannten in die Hand - Er möge doch bitte die Szenerie festhalten, während ich die Toilette aufsuche. Hat er gemacht. Hoffentlich. Celeste – Club zwar mit Baby aber ohne Leihhandy Dem Celeste gehen ja gerne die Gläser aus. Das hätte an diesem Abend wohl besser auch passieren sollen. Dann hätte ich zumindest nicht so viel Wodka getrunken. Kaum eine Woche nachdem also mein iPhone und ich beschlossen hatten, getrennte Wege zu gehen, passiert mir dasselbe im Celeste. Bitter. Bitterer. Kranebitter (Copyright Amira). The Gap Release #145 - Brut - Haustürschlüssel Gut. Das passiert nun wirklich Allen mal. Außerdem ist das auch ziemlich egal, wenn man zuvor bei obiger Fête grande war. Gürtelnightwalk – Rhiz – Jacke Der Klassiker unter den Dingen, die verlorengehen im Klassiker unter den Lokalen, in dem Dinge verlorengehen. Allerdings völlig selbstverschuldet: Ich gebe mich, Averna Sauer sei Dank, dem Selbstversuch hin, ohne Jacke das nächste Taxi zu besteigen. Hat funktioniert. Tirolerabend - Alt Wien - Schal Da ich mir meiner Tendenz zum Verlust inzwischen durchaus bewusst bin kaufe ich Wintersachen ja immer in mehrfacher Ausführung. Das nächste, das ansteht sind Handschuhe. Also falls wer welche braucht... Alle Texte von Christoph Kranebitter.
Stefan Schallert
SONGS The War on Drugs – An Ocean In Between The Waves The War On Drugs haben auch heuer wieder den Roadtrip, den wir alle nicht gemacht haben, vertont und zwar besser denn je, stimmts Sun Kil Moon? Kid Atlaas – Winter Is Coming Der Pariser Underdog in der Liste vereint Hiphop und elektronische Samples irgendwo da, wo sie zwar klassisch vertraut, aber trotzdem angenehm neu klingen. Hundred Waters – Down From The Rafters Down From The Rafters muss man nicht diskutieren, es passiert und Leute sind überzeugt. Diese Zurückhaltung, diese engelhafte Stimme, das Warten auf die Erlösung, Hundred Waters haben etwas gemacht das wirklich anders klingt und das ist noch nicht mal ihre größte Leistung. Interpol – Breaker 1 Auch wenns auf Albumlänge wiedermal nicht gereicht hat, Breaker 1 kann qualitativ an die alte Liebe anknüpfen und die alte Liebe ist es, die uns immer wieder gern zu Interpol zurückkehren lässt. Fanboy bleibt Fanboy. Ought - Habit Wir sind bei Tim Beeler (Vocals) während er sich durch die Verse schleppt, exzentrisch zwischen Kopf- und Bruststimme wechselnd. Wir sind bei ihm wenn er endlich ausbrechen darf und kathartisch seinen Habit besingt, wir wollen mit ausbrechen, wollen uns auch losreißen. ALBEN Run the Jewels – Run the Jewels 2 Run The Jewels is the answer, the question is what’s poppin‘! Killer Mike und El-P lassen alles andere einfach fader erscheinen, Ende. Was für ein herrliches Biest, keine Playlist mehr ohne RTJ. Hundred Waters – The Moon Rang Like a Bell Die Antithese dazu. So rein, so zart, so flüchtig, dass man am liebsten nur flüsternd darüber spricht. Sollte man vielleicht auch, denn dieses Kleinod gilt es zu bewahren. Mac DeMarco – Salad Days Nachdem wir jetzt erst von der Bestie verschlungen wurden und anschließend in ergebener Stille im Glanz von Hundred Waters ausgeharrt haben ist es Zeit einen Gang zurück zu schalten, zu chillen, einfach zu sein. Salad Days ist zwar alles andere als simpel, aber Mac DeMarco macht es einem einfach. Er fordert nicht, er gibt nur und dafür lieben wir ihn. Bombay Bicycle Club – So Long, See You Tomorrow BBC ist definitiv kein Name den jemand, der was auf seinen Geschmack hält (und das tun wir doch alle) hier stehen haben will. Swans, Arca oder FKA Twigs wären hier richtig und trotzdem Bombay Bicycle Club haben das, was sie machen, noch nie so gut gemacht. It’s pop and it’s fun! Aphex Twin - Syro Und Aphex Twin steht auch hier. Richard James macht elektronische Musik für den Kopf und nicht für die Tanzfläche. Geh scheissen mit easy listening, eingängigen Rhythmen. Auf Syro kann man hören lernen, sollte man auch. 5 PERSONEN, DIE 2014 IMMER NOCH NICHT GELERNT HABEN, ÜBER IHR EGO HINWEG ZU KOMMEN Mark Kozelek (Sun Kil Moon) Frank Stronach Morissey der personifizierte deutsche Rap @schallandr Alle Texte von Stefan Schallert. Der Autor auf Twitter.
Voriges Jahr probierten wir es zum ersten Mal: Wir baten unsere engsten, liebsten und ergebensten Redaktionskollegen um eine persönliche – vor allem musikalische – Bestenliste. Das war das Ergebnis. Weil man auf einen funktionierenten Chandelier immer wieder schwingt, baten wir heuer noch einmal um jahresgemäße Listen.
Zum ersten Mal in der The-Gap-Geschichte wurde dabei sogar die Deadline für die Abgabe von allen 13 Beteiligten eingehalten. Sogar schon Wochen vorher wurden nervöse SMS und Mails mit Inhalten von: "He, hast du Amore?" oder "Scheiße, ich brauch‘ noch ein Hip-Hop-Album." versandt. Die Gretchenfragen "Arca oder Twigs", "Sia oder Ariana" wurden nicht nur einmal aufs Tapet geworfen. Manche sammelten ihre Favoriten in Vorfreude gar schon seit dem 1.1.2014 mit komplexen Punktesystemen und Farbcodes.
Denn 2014 ist nicht 2013 – es gab sehr viele sehr gute Veröffentlichungen – aber so richtig ausgezeichnet, dass wir sofort alle gewusst hätten, was The Gaps Lieblingsalbum 2014 wäre – keine Chance.
Umso besser, dass wir hier 13 feine Zusammenstellungen haben, die sich großteils – so wie auch die Musik 2014 – über Genrezuordnungen einfach hinwegsetzen. Nachhören kann man die Songs soweit verfügbar übrigens auch mit dieser Spotify-Liste.