Alles Gute zum Geburtstag Ray, Pt.2

Teil 2: Österreichs Qualitäts-Filmmagazin Ray feiert den 5. Geburtstag! Wir haben Herausgeber Andreas Ungerböck und Chefredakteur Roman Scheiber getroffen. In Teil 2 des Interviews erfährt ihr jetzt, warum sie George Clooney ohne Waffe bevorzugen und wie das Ray-Team hinter dem aktuellen 3D-Boom steht.

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50 Hefte, 50 Covers, ganze dreimal ist George Clooney in Großaufnahme darauf zu sehen. Was ist das Besondere an Clooney? Oder pflegt Ray da einen Fetisch?

(lachen)

Ungerböck: Er verkauft sich einfach gut. Obwohl mit Knarre verkauft er sich weniger gut. Oft ist es auch sehr überraschend, was sich gut verkauft.

Scheiber: Es ist aber nicht unsere höchste Priorität, Covers auszusuchen, die sich gut verkaufen. George Clooney hat ja auch seine sympathische Komponente, weil er nicht nur seine Fresse in die Kamera hält, sondern sein Geld auch in viele politisch brisante Filmprojekte investiert. Er gehört zu den Guten. Tom Cruise hat es da schwerer. Einen Unsympathen wird man nicht dreimal aufs Cover geben.

Steht Ray hinter dem 3D-Hype? Kann man überhaupt kritsische Stellungen zu solchen enormen Entwicklungen beziehen?

U: Stellung haben wir zu diesem Thema schon mit hämischen Kolumnen genommen. Ich stehe der Entwicklung aber positiv gegenüber. Ich sehe mir viele Kinderfilme mit meinem Sohn an. Manchmal frage ich mich nur, ob es notwendig gewesen wäre. Bei „Shrek 4“ habe ich mir gedacht: „Wozu?“.

S: Die nachbearbeiteten 3D-Filme sind unter jeder Kanone! „Piranha 3D“ war entsetzlich! Schau ihn dir an und du weißt, ohne eigene Kameratechnik funktioniert 3D nicht.

U: Aber jetzt kommt ja noch 3D ohne Brille, dann fällt noch ein Störfaktor weg.

Österreich hat mit Skip ein Gratisprodukt, das Film für das breite Publikum präsentiert. Seriöse Filmkritik wird von Standard, Presse und Profil ganz gut abgedeckt. Braucht es in Österreich ein Qualitäts-Filmagazin? Ist die Nachfrage danach tatsächlich zufriedenstellend?

S: Ausbaufähig ist es noch immer, aber wir haben schließlich ein Alleinstellungsmerkmal. Wir bilden Themen, zeigen Hintergründe. Unsere Leserinnen und Leser erhalten gleichzeitig einen Überblick über das nennenswerte Kinogeschehen und ausgesuchte Vertiefungen. Natürlich, wenn jemand nur an Popcorn-Kino interessiert ist, dann braucht er oder sie kein Ray. Dem anspruchsvollen Kinobesucher wollen wir aber zeigen, was interessant sein könnte. Auch die Form ist entscheidend, das Heft ist ja auch etwas für Sammler.

U: Da geht es über den Filmkreis hinaus. Es gibt ja so etwas wie Magazin-Fetischisten. Neben dem Inhalt sind ganz andere Dinge wichtig, das geht von der Qualität des Papiers bis hin zum Geruch des Hefts.

Die jüngere Generation wird immer leserfauler. Ist da euer Konzept von seitenlangen Dossiers nicht problematisch?

S: Diese Entwicklung ist zu befürchten!

U: Diese Generation wird ins Internet abwandern. Was das betrifft, sind wir einfach noch nicht so weit. Aber ich glaube, dass es Magazinleser immer geben wird. Man braucht das Heft ja nicht von vorne bis hinten zu lesen, sondern nur das, was einen interessiert. Printmedien nach 300 Jahren ganz umzubringen, wird schwer werden. Es findet zwar eine Umverlagerung statt, aber Lesen an sich ist doch Vergnügen. Das wird nicht aussterben.

Der typische Ray-Leser?

U: Der ist jünger als man glaubt. Neuabonnenten sind fast alles Studenten. Wir stellen uns auch selbst auf die Uni und werben für das Heft.

S: Und wenn es nur die Old-School-Studenten sind, das stört uns nicht! (lacht)

U: Extrem wichtig ist natürlich auch die ganze Filmbranche. Unser größter Erfolg ist, dass wir dort so stark verankert sind. Es wird von so vielen gut darüber geredet, dass es schon beschämend ist. Ein Magazin gegen die Branche zu machen wäre absurd.

Eigentlich gibt es Ray ja schon länger als 5 Jahre. Genau genommen ist die erste Ausgabe des Magazins 2001 erschienen. Warum macht ihr euch jünger?

U: In den ersten Jahren hat Probleme unterschiedlichster Art gegeben. Darum der Neustart. Seit 5 Jahren gibt es Ray jetzt unter neuer Führung und es läuft jetzt besser!

Hat Ray eine Erfolgslinie gefunden oder wird es in den nächsten Jahren noch Veränderungen geben?

U: Die Grundlinie passt jetzt. Mir ist wichtig, dass es eine große Bandbreite gibt, auch wenn andere gerne von Kraut und Rüben sprechen. Manchmal den Zufall mitspielen lassen, das hat sich sehr bewährt. Wenn sich langsam etwas zusammensammelt, wie neulich bei unserem Vampir-Dossier. So entstehen teilweise die schönsten Geschichten.

Danke für das Interview!

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