Alles, nur kein Stillstand

"Elevate the Apocalypse!" lautet der Slogan des Elevate 2012. Fünf Tage dauert der Weltuntergang in Graz. Am dritten Tag regierte Kevin Martin aka The Bug den Dom im Berg.

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„Act“ war das Motto des zweiten Diskurstages. Im Forum Stadtpark fand eine Diskussionsrunde darüber statt, wie Lebensmittelversorgung gemeinsam solidarisch gestaltet werden kann. Im Grunde darf jeder und jede einen Garten anlegen, in Stadt und Land, vielleicht manchmal halb legal, aber es ist durchführbar. Oder eine der vielen Flächen am Lande, die leer stehen, können kostensparend bewirtschaftet werden. Ulli Klein vom GeLaWi (Gemeinschaftlich getragene Landwirtschaft) sammelte viele Erfahrungen in den USA, wo sich schon eine Stadtflucht beobachten lässt. Viele Höfe stehen auch in Österreich leer, weil Kinder von Bauernfamilien oftmals nicht weiter anbauen wollen. Die Zukunft der Landwirtschaft mit einem nicht-industriellen Antlitz liegt wohl genau dort: landwirtschaftliche Zellen am Land. Passend zu dem Diskussionsthema gab es von einem Teilnehmer der Lecture, der Grazer Gemüsewerkstatt, bekömmliches Catering für die Menschen, die im Forum waren.

Politische Bewegungen Gestern und Heute

Weitere Projekte aus der Praxis, die tagsüber vorgestellt worden waren, kamen abends zusammen um untereinander und mit dem Publikum die Motivation, Bedeutung und Gemeinsamkeiten ihrer jeweiligen Inititative zu diskutieren. Betriebswirtin und Journalistin Elisabeth Voß zeichnete nach wie sich frühere Initiativen, die aus bestehenden politischen Bewegungen, wie z.B. der Anti-Atomkraftbewegung, heraus entstanden, von den aktuellen unterscheiden. Während im Prinzip früher alles verfügbar war, v.a. Arbeit, aber klassische Lebensentwürfe, "den ganzen Tag zu buckeln", von vielen abgelehnt wurden, kämpfe man heute in erster Linie darum sein Leben überhaupt in den Griff zu bekommen – Job, Gesundheits- und Alters-versorgung und ein bezahlbares Dach über dem Kopf.

Bass, Bass, Bass

Eine kurze Rückschau auf den Beginn seiner Musikkarriere bei der Jazzcore-Formation God und seine Anfangstage als The Bug hielt auch Kevin Martin. Da er aber lieber nach vorne blickt als zurück, ging es beim Elevate Music Talk v.a. darum, was ihn dazu antreibt seine Visionen umzusetzen. Eine davon, eine Clubnacht mit Musik, wie er sie sich wünscht, mit individuellen und markanten Künstlern, sollte am gleichen Abend noch Wirklichkeit werden. The Bug himself bestückte das Freitags-Line-up im Dom im Berg. Er wünschte sich u.a. Ras G, Disrupt, DJ Rashad und DJ Spinn ins Vor- und Nachprogramm seines eigenen Sets. Die bouncende Menge war wunschlos glücklich und hatte inmitten des Bass-Infernos ein seeliges Lächeln auf den Lippen, bis die Juke-Salven von Spinn und Rashad sie mit 160 bpm aus den Träumen rissen.

Schweiß und Geister

Mit oben erwähntem Bio-Gemüse im Magen ließ es sich dann später zum Set vom Redshape im Tunnel gut tanzen. Sein Sound ist der Detroit Techno Tradition verpflichtet und wurde von der dicht gedrängt tanzenden Crowd sichtlich mit Schweiß und Atemlosigkeit gewürdigt.

Ebenso gab es Zwischenapplaus des Publikums für A Made Up Sound/2562. Schön fließend und niemals uncharmant war sein Set und der DJ lächelte bescheiden bei soviel Anerkennung durch die tanzenden Menschen.

Nach ihm trat die Wienerin Fauna an die Regler und Teller, ganz in schwarz gekleidet und das blasse Gesicht halb verdeckt von den dunklen Haaren und in Begleitung einer schwarz vermummten, geisterhaften Burka-Tänzerin. Was dann aus den Boxen kam, klang anders als erwartet: Tracks zwischen Instrumental Hip Hop und Post-Dubstep. Weder eine positive noch negative Rolle sollte ja eigentlich das Geschlecht des DJs spielen. Dass sie augenfällig den musikalischen G-Punkt der anwesenden Frauen traf, lässt sich am leichtesten damit erklären, dass sie selbst eine ist. So blöd die Idee an sich ist, wenn uns immer ein derartiges Tanzvergnügen erwartet, sind wir für die Quote. Aber vor allem wollen wir mehr Fauna.

Wir wollten aber auch noch eine After Hour. Die fanden wir im Parkhouse mit Willfling und Kido Soon (Praterei). Wo man dann bis 12 Uhr mittags mit Deep House und Ähnlichem beschallt wurde und wir das Vergnügen hatten ganz privat mit Sensational zu plaudern: "Yeah, man, I’m from Brooklyn", meinte er. Vielleicht wird der Samstag im Dungeon dann ein bisschen Brooklyn, wir werden sehen.

http://2012.elevate.at

Bild(er) © Andreas Edler, Lupi Spuma und Lia Rädler
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