Die Wirtschaftsagentur Wien verzichtet in Zukunft auf die Submarken departure und ZIT, gefördert wird nun alles unter einem Dach. Geschäftsführer Gerhard Hirczi im Gespräch über erhofften Vorteile des zentralen Eingangs zu allen Förderstellen.
Wiens Kreative sollen es einfacher haben. Das ist die Idee hinter der Zusammenlegung diverser Förderprogramme der Stadt. Es ist heutzutage weniger leicht eine Grenze zu ziehen zwischen technischen und kreativwirtschaftlichen Projekten, im Internet und am Rechner greift viel davon ineinander. Das wäre neben zwei Abgängen – an der Spitze von departure, der Kreativagentur, und ZIT, der Technologie-Agentur – der Hauptgrund für die Neustrukturierung. Fördervolumen sollen gleich bleiben, ebenfalls der Mitarbeiterstand.
Natürlich stellen sich nun viele die Frage wie es genau weiter geht. Beantworten kann das Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien.
Die Förderungen werden ja zusammengelegt, weil es zu viele Eingänge ins Fördersystem gegeben hätte. Welche Hürden gab es? Wie wird der Eingang in Zukunft aussehen?
Gerhard Hirczi: Wir haben ein breites Portfolio an Förderungen, das von den unterschiedlichen Zielgruppen unter Umständen nicht in seiner Gesamtheit wahrgenommen wird. Unter dem Motto »There is no wrong door« möchten wir, dass Wiener Unternehmen über alle Wirtschaftsagentur-Angebote auch Bescheid wissen. Und zwar sämtliche Unternehmen, ob groß ob klein, ob aus der Kreativwirtschaft oder aus der Technologiebranche – genauso wie klassische Unternehmen.
Ein Grund für die Zusammenlegung wäre u.a. ja, dass die Grenze zwischen Kreativ- und Technologieförderung immer schwieriger zu ziehen sei. In welchen konkreten Bereichen gibt es besonders große Konvergenz?
Ganz konkret: Beim Kreativ-Wettbewerb »Cycling Affairs« letztes Jahr gab es enorm viele Einreichungen aus dem Multimedia- und Technologiebereich. Und dasselbe gilt umgekehrt für den Content Award, der einen starken Technologie-Schwerpunkt hat: Hier gibt es viele Einreichungen aus der Kreativwirtschaft. Die Quantensprünge in der Informations- und Kommunikationstechnologie der letzten zehn Jahre haben die Grenzen aufgeweicht.
Wäre es ohne die beiden Abgänge von Departure-Chefin Bettina Leidl und Claus Hofer, Leiter der ZIT, mittelfristig zu demselben Schritt gekommen?
Es war schon geplant, alle unter einem Dach zu integrieren. Durch die beruflichen Veränderungen hat sich dieser Schritt früher ergeben.
Wie ist jetzt die Stimmung? Gibt es Unmut, oder wird die Zusammenlegung sogar begrüßt?
Wir haben unsere Zielgruppen sehr früh darüber informiert und wir haben keine einzige negative Rückmeldung erhalten. Freilich gibt es Fragen, und die versuchen wir, so ausführlich wie möglich zu beantworten. Es ist uns wichtig, die Zielgruppen auf dem Laufenden zu halten und transparent zu kommunizieren, damit keine Verunsicherungen entstehen. Mitte Mai werden wir über unsere weiteren Schritte informieren.
Das Portfolio und Fördervolumen sollen sich fürs Erste nicht ändern. Wird es langfristig Anpassungen geben, das Portfolio vielleicht sogar erweitert?
Die Angebote für die Zielgruppe der Creative Industries werden mehr, weil nun alle aus dem großen Pool der Wirtschaftsagentur Wien schöpfen können. Die Kommunikation mit den Zielgruppen bleibt auf Augenhöhe, die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner bleiben gleich.
Wien ist nicht Kärnten oder Salzburg – wie schwierig ist es aber, das Fördervolumen für die Kreativwirtschaft in wirtschaftlichen Krisenzeiten gleich hoch zu halten?
Es gibt ein eindeutiges Bekenntnis der Wiener Stadtpolitik – und zwar seit Beginn der Krise – die Fördertöpfe nicht zu schmälern, sondern gleich hoch zu halten. Dieses Bekenntnis besteht auch weiterhin.
Wie steht die Wirtschaftsagentur zu Crowdfunding, kollektiven Arbeitsformen und kreativem Tauschhandel? Diese sind ja häufig schwer bemessbar und verrechenbar …
Grundsätzlich ist Crowd Investing eine gute alternative Finanzierungsform. Es ist allerdings eine Risiko-Investition, und man muss sich darüber im Klaren sein, dass es nicht für jedes Unternehmen und für jede Unternehmensphase geeignet ist.
Bei Mode gibt es ja gerade eine Leerstelle, der Startup-Sektor hat nur wenige Leuchtturm-Projekte hervorgebracht. Wie schätzen sie die Kreativwirtschaft und den Innovationssektor Wiens im internationalen Vergleich ein?
Kreativwirtschaft ist ein Spiegelbild des innovativen Milieus einer Stadt. Hier hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten enorm viel getan – Wien wird fast jedes Jahr von renommierten Organisationen wie den UN oder den Financial Times unter die innovativsten Städte der Welt gereiht. Ich denke, darauf dürfen wir ruhig auch ein wenig stolz sein.
Die Wirtschaftsagentur Wien wird künftig zentrale Anlaufstelle für Förderungen der Kreativ-, Tech- und IT-Branche sein. Mehr Infos unter: i>www.wirtschaftsagentur.at