Alles wird zu Aktivismus – Schapkas überzeugendes Debüt »Wir sind Propaganda«

Schapka haben euch was mitgebracht: das Album »Wir sind Propaganda«, das euch endlich den letzten Rest der binären Geschlechterordnung aus dem Hirn blasen wird. Versprochen.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.
© Fabian Kasper

Kunst ist immer politisch. Das haben sich die vier Schapka-Mitglieder wohl irgendwo auf die Stirn tätowiert, so der Eindruck, wenn man ihrem Debütalbum »Wir sind Propaganda« lauscht. Vielleicht auch auf Russisch – wie ihr Bandname, der eigentlich Шапка geschrieben wird und übersetzt »Haube« bedeutet. So wird alles, was Schapka angreifen, zu Aktivismus: Wenn sie am Internationalen Hurentag am Urban-Loritz-Platz auf- und damit für ein Ende der Stigmatisierung eintreten. Wenn sie am Protestsongcontest 2017 mit »USQQ« und Herzchen auf den Wangen Queerness-Quoten fordern. Oder wenn das vor Kurzem veröffentlichte Musikvideo zur Single »Vibratorinnen« vom lila Ladyfinger mit Wackelkontakt erzählt.

Und jetzt auch das Debüt, das sich mit seinen Nummern wie das Zehn-Punkte-Programm einer fantastischen Queer-Partei liest. Gleichzeitig ist »Wir sind Propaganda« aber auch ein Geburtstagsgeschenk an die Bandmitglieder selbst, feiern Marie Luise Lehner, Laura Gstättner, Dora Lea de Goederen (überdies Drummerin bei Dives) und Lili Kaufmann damit doch auch das fünfjährige Bestehen Schapkas.

Eine verliebte Waschmaschine

Was bei so einem Debüt natürlich nicht fehlen darf? Ein eigens kreiertes Zine. Ganz gemäß der Riot-Grrrl-Tradition. Musikalisch verbirgt sich aber noch viel mehr als Drei-Akkorde-Punk hinter den zehn Songs auf »Wir sind Propaganda«. Zwischen hingerotzten Gitarrenriffs und politischen Kampfansagen kommt die Band mit Songs wie »Durchnachtet und überlebt« auch einmal zur Ruhe. Das klingt dann schon wieder fast mehr nach verjazztem Experimental als nach Bikini Kill. Und ein Song wie »Elisabeth« wird gar zur Indie-Ballade an eine verliebte Waschmaschine.

Mit Wortspielereien wie »Oder in der Bim noch ein Sudoku am Weg in die Boku« (»Fahrschule Ekstase«) beweisen Schapka außerdem Gespür für die richtige Line. Jeder einzelne Song verbirgt ein kleines Manifest, etwa »No No No«: »Feminism is not a radical theory against man. No!« Wer Antworten abseits des herkömmlichen, auf H&M-Shirts gedruckten Marketplace Feminism sucht, wird hier fündig.

Schapka »Wir sind Propaganda«

»Wir sind Propaganda« von Schapka erscheint am 28. Oktober 2017 bei Unrecords. An eben diesem Tag findet im EKH in Wien auch die Album-Release-Party statt. Es soll ein regelrechtes Happening – unter Beteiligung von FreundInnen der Band wie First Fatal Kiss, Denice Bourbon und Marlo von La Sabotage – werden.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...