Wo stehst du mit deiner Kunst? – Pauls Jets im Porträt

Das Wiener Trio Pauls Jets steckt mit seiner Kunst eigentlich noch in den metaphorischen Kinderschuhen – nun erscheint das Debütalbum »Alle Songs bisher«. Dessen Schuhgröße klingt allerdings schon ziemlich nach Bigfoot.

© Philipp Schuster — Üben, üben, üben oder einfach mal am Balkon rumstehen: Romy Park, Xavier Plus und Paul Buschnegg.

Wenn die erste Single einer Band »Üben üben üben« heißt, dann kann man diese Band doch eigentlich nur in ihrem Proberaum zum Interview treffen. Pauls Jets üben ihre Songs jede Woche in einem Keller am Yppenplatz. Zwischen AU, Hipster-Frühstück und Brunnenmarkt stehen Paul Buschnegg, Romy Park und Xavier Plus hinter ihren Instrumenten und feilen an zukünftigen Hits. Der Sound, der dabei rauskommt, wird hauptsächlich von E-Gitarre, E-Bass, Keyboard, Schlagzeug und einem Computer als, wenn man so will, viertem Bandmitglied produziert. Musikalisch flanieren Pauls Jets dabei irgendwo zwischen DIY-Pop, Indie-Garage und ein bisschen Autotune-Flair hin und her, getragen wird das Ganze von großen Lyrics mit vielen Bildern.

Kennengelernt haben sich Paul und Xavier schon früh, nämlich als Jungspunde in der Musikschule. »Xavier hat alle Beatles-Lieder auf der E-Gitarre gekonnt, das war sehr beeindruckend.« An dieser Stelle könnte man einen kleinen Image-Mythos anzetteln, der mit der gemeinsamen Simmeringer Musikschule beginnt, mit einer Indie-Band weiter geht und schließlich in dem gipfelt, was Pauls Jets heute sind. Hier geht es aber um keinen ausgelutschten Bilderbuch-Verschnitt, deshalb fängt die eigentliche Pauls-Jets-Geschichte erst damit an, dass Romy per Facebook als Bassistin angefragt wird und das Trio damit komplettiert wird. Seitdem ist – mal abgesehen von den Studioaufnahmen für ihr Debütalbum – so einiges passiert. Pauls Jets spielten auf geheimen WG-Partys, am sommerlichen Popfest und am herbstlichen Waves Vienna. Als Vorband von Wanda gaben sie in Klagenfurt ihr erstes Stadionkonzert.

Overhype und Understatement

Seit der ersten Single – und mit Fanboy Stefan Redelsteiner als Manager – ist das mediale Interesse groß. Es gipfelt in den meisten Fällen in Lobgesängen und Bauchpinseleien. Da treten sie in der einen Ankündigung in die großen Fußstapfen von Ja, Panik, in der anderen fallen Begriffe wie »Genie«, »Wunderkind« oder einfach nur »Everybody’s Darlings«. Als die neuen Hoffnungsträger der österreichischen Popmusik werden die drei Jets darin beschrieben, die der eingeschlafenen heimischen Szene nach dem Österreich-Hype der letzten Jahre den Boden unter den Füßen wegziehen sollen. Bei so viel Lob kann die Erwartungshaltung für das Debütalbum natürlich nur riesig sein. Romy, Xavier und Paul sehen das mit dem Hype aber eher nüchtern und pragmatisch: »Im Endeffekt müssen wir jetzt erst einmal überzeugen. So gesehen ist uns ein medialer Hype eigentlich wurscht.«

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