Geschafft! Nach langem Ausharren in der Warteschleife hat Graz nun endlich den Titel „City of Design“ von der UNESCO verliehen bekommen und gesellt sich damit zu Städten wie Berlin oder Shanghai. Und was bringt’s?
Schon im Sommer 2009 hat sich Graz als „City of Design“ beworben. Federführend war dabei die „Creative Industries Styria“ (CIS) Nach öfterem Nachjustieren hat die UNESCO schließlich eingewilligt und der Stadt den Titel verliehen. Graz ist damit die mittlerweile 10. Stadt weltweit, die sich jetzt „City of Design“ nennen darf. Anders als beim Titel „Kulturhauptstadt Europas“ – was Graz ja auch schon war und immer wieder gerne erwähnt – ist dieser ohne Zeitbeschränkung. Um dem elitären Netzwerk (darunter auch u.a. Berlin, Buenos Aires oder Shanghai) betreten zu können, sind 1,5 Mio. Euro locker gemacht worden.
Und was bringt das jetzt der Stadt? Vor allem hört es sich gut an und macht den Standort attraktiver. „Wir sind jetzt sichtbar – eine Musterregion“, verkündete Bürgermeister Siegfried Nagl stolz. Für die Kreativindustrie bedeutet das infolge eine Ankurbelung und Förderungen. Die Beschäftigung im Kreativbereich soll gesichert, zusätzlich Arbeitsplätze geschaffen werden. Ein Anziehungspunkt für Studenten allerorts – so die Vision. Außerdem will man die Grazer Hochschulabsolventen aus dem Kreativbereich noch stärker an die Stadt binden. Und dem Tourismus kann es ja auch nicht schaden.
Aber wer sind eigentlich diese Kreativen, denen man als „City of Design“ neue Impulse geben will? Laut CIS fallen allein in der Steiermark 40.000 Arbeitsplätze in die Bereich der Kreativwirtschaft, Tendenz steigend. Außerdem merkt CIS-Geschäftsführer Eberhard Schrempf an, dass die Aufnahme ins Netzwerk der Design-Städte sich nicht ausschließlich auf die Kreativindustrie beschränkt, sondern in allen Bereichen ein „Design-Thinking“ auslösen muss. Was das bedeuten soll und wer schlussendlich tatsächlich von dem neu gewonnenen Status der Landeshauptstadt profitieren kann, wird sich noch zeigen. Mit inhaltsloser Dekoration wie dem Aufstellen stylischer Bänke oder Mistkübeln will man sich jedenfalls nicht begnügen. Na zum Glück!
Graz hat sich mit seinem Vorhaben, als Musterbeispiel voranzugehen, jedenfalls viel vorgenommen. Die Veränderungen sollen sich nicht nur auf den öffentlichen Raum beziehen, sondern auf das gesamte Erscheinungsbild, wie z.B. auch den Web-Auftritt. Da sollte der politische Aspekt nicht davon ausgenommen werden. Bürgermeister Nagl betont immerhin, der USP der Stadt sei "besonders aufgeschlossen zu sein", auch in der Politik. Ja, wenn das so ist, sollte Graz auch baldigst einen Schritt in Richtung Open Government Data gehen. Für ein offenes, modernes Stadtbild, off- sowie online. Zugegeben, eine andere Baustelle.