Österreichisches Design soll in Zukunft besser koordiniert im Ausland präsentiert werden. Dazu wurde nun die Plattform „Austria Design Net“ gegründet.
Die Zeiten, als es vor allem Private waren, die österreichisches Design anderswo bekanntmachten, sind Gott sei Dank vorbei. Mit den diversen Förderprogrammen der Kreativwirtschaft ist man international gesehen gut aufgestellt, damit steigt aber auch verständlicherweise der Wunsch, das Geförderte international zu präsentieren. Bereits in den vergangenen Jahren haben sich heimische Player um Auftritte im Ausland bemüht, die Vienna Design Week etwa mit Gastspielen bei befreundeten Festivals oder die Außenwirtschaft Österreich mit Präsentationen in Mailand.
Allein schon aus Gründen der Kosteneffizienz war der Schritt logisch, der nun mit der Gründung des „Austria Design Net“ gesetzt wurde. Der Gedanke dahinter: nicht unterschiedliche Initiativen bei ihren Auftritten zu fördern, sondern gemeinsam österreichisches Design zu promoten. Als Förderer treten das Wirtschaftsministerium, das Austria Wirtschaftsservice (Aws) mit seinem Programm Impulse sowie die Außenwirtschaft Österreich auf (alle stellen zunächst jeweils 20.000 Euro zur Verfügung), von den teilnehmenden Initiativen (Designaustria, Designforum Wien, MAK, Creative Industries Styria, Vienna Design Week) kommen zusätzlich 25.000 Euro.
Testlauf in Finnland
Einen ersten Probegalopp absolviert die neue Plattform mit einem Auftritt in der World Design Capital Helsinki, der ab 6. September zu sehen ist und bei dem unter anderem Entwürfe von Patrick Rampelotto, Dottings oder Marco Dessí zu sehen sind (Projektbudget: 110.000 Euro). Alles Weitere soll demnächst folgen, fixe Strukturen gibt es noch nicht. Die neue Plattform soll auch als Anlaufstelle für Kreative dienen und außerdem definitiv nicht Wien-lastig sein, daher möchte man auch weitere Initiativen – etwas aus Vorarlberg oder Oberösterreich – einbinden.
Die Idee, die Kräfte zu bündeln, ist überlebensnotwendig. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Auf den internationalen Bühnen (Festivals, Messen etc.) wimmelt es vor nationalen Designpräsentationen – eine Ironie in einer Branche, die vehement darauf verweist, dass es keine nationalen Design-Eigenheiten mehr gebe, sondern Design eine offene internationale Disziplin ohne Grenzen sei.
Aber schließlich geht es darum, das Kreativpotenzial der jeweiligen nationalen Wirtschaft ins beste Licht zu stellen. Wie gut dies im Falle von „Austria Design Net“ funktioniert, wird davon abhängen, wie tragfähig die Kompromisse zwischen den einzelnen Playern sein werden. Denn dass es hier große Auffassungsunterschiede gibt, was die Ausrichtung und die Qualität von Design betrifft, ist ein offenes Geheimnis – das Spektrum reicht von experimentellen kunstnahen Positionen bis zum Hardcore-Industriedesign.
Es ist zu hoffen, dass es weniger um inhaltliche Einzelpositionen geht als um größtmögliche Qualität, die man über die Grenzen hinaus bekannt machen will. Denn jede Präsentation österreichischen Designs steht und fällt mit dem Level und der internationalen Relevanz der einzelnen Objekte, ob industrielles Massenprodukt, Tischlerobjekt oder künstlerisches One-Off. Wäre schön, wenn „Austria Design Net“ kompromisslos Gutes in die Auslage stellt und Partikularinteressen eine untergeordnete Rolle spielen.
Austria Design Net