Apokalypse Wow

Das Open-World-Rollenspiel »Fallout 4« ist mit zwölf Millionen verkauften Exemplaren eindrucksvoll gestartet. Was fasziniert so an der Reise durch das Wasteland? Unterwegs auf einer Spurensuche durch Grafikdesign, Musik und die Farben der Postapokalypse.

Die Welt von gestern

In den ersten Stunden im Ödland trifft einen die Ästhetik der neuen Welt besonders. Da kommt man an Autos vorbei, an denen der Rost sich festgefressen hat und trifft auf verlassene, verblichene Spielplätze im Design großer fliegender Untertassen. An Straßenecken hängen Plakate von Uncle Sam, der für die Armee rekrutiert und vor dem Kommunismus warnt. Man bewegt sich auf der Erde eines verbrannten amerikanischen Traums, vorbei an mutierten Skorpionen und Skeletten im Fernsehsessel und erlebt zahlreiche Referenzen an die Popkultur, die »Fallout« so einzigartig machen. Unterwegs spielen Radiostationen Hits von Bing Crosby, aber auch Nat King Coles »Orange Colored Sky«, oder »Trying« von Ella Fitzgerald sind zu hören. Natürlich gibt es wieder den Sarkasmus, gepaart mit der Naivität und dem Optimismus der damaligen Zeit. Etwa, wenn The Five Stars im Doo-Wop-Stück »Atom Bomb Baby« von ihrer Angebeteten schwärmen: »Atom bomb baby, boy she can start. One of those chain reactions in my heart. A big explosion, big and loud. Mushrooms me right up on a cloud.«

Hoffnung im Hoffnungslosen

Im Vergleich mit seinen Vorgängern ist das Wasteland von »Fallout 4« stilistisch ein gutes Stück wärmer und farbenfroher. Die Zeit der vielen Braun-, Grau- und Grüntöne ist vorbei. Die Sonne zeigt sich immer wieder und taucht verfallene Ruinen in goldenes Licht. Bei der Präsentation auf der E3 meinte Game Designer Todd Howard: »Wenn ich auf ‚Fallout 3‘ zurückblicke, stelle ich eine Eintönigkeit bei den Spielumgebungen fest. Es kann, wenn eine Partie acht Stunden dauert, ein wenig depressiv machen.« Und tatsächlich, erstmals spürt man so etwas wie Hoffnung und sieht Schönheit in dieser kaputten Welt. Erstmals, so scheint es, geht es nicht ausschließlich um die Gegenwart und darum, dem allerorts sichtbaren Tod zu entkommen.

»Fallout 4« erzählt von einem Neubeginn. Es handelt von Menschen, die sich eine Zukunft in dieser Welt aufbauen. Verstärkt wird dieses Gefühl durch neue Möglichkeiten in der Interaktion mit der Umwelt. Man kann an bestimmten Stellen Essen zubereiten, aus gesammeltem Schrott Waffen und Rüstungen bauen oder so wie in »Minecraft« sich ein Zuhause bauen. Apropos Hoffnung: Es gibt hier wirklich treue Begleiter, etwa Dogmeat den Schäferhund, der die Welt weniger einsam macht. Wenn er im Sonnenuntergang den Weg vorgeht und mit seinem Bellen immer wieder zu neuen Herausforderungen führt, dann ist das durchaus eine Welt, in der man sich die nächsten 100 Stunden verlieren möchte.

»Fallout 4« ist bereits für PS4, Xbox One und PC erschienen. Das Buch »The Art of Fallout 4« zeigt Illustrationen, Konzeptzeichnungen und Artworks auf 368 Seiten. Ab 22. Dezember auf store.bethsoft.com

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