Kino andersrum. Nö… Nicht so! Theater auf Abwegen. Nein… Erzähltes Kino? Kino im Schauspielhaus. Wie auch immer. Julia Melcher war dort.
Warum sich nicht einmal etwas anderes einfallen lassen? Ins Kino gehen kann man immer. Ins Theater auch. Eine lange Nacht des nacherzählten Films ist fast wie Kino – pardon "Besser als Kino" – wenn es nach "Wasmahatdashatmagandhi" geht. "Wir sind das erste Kino für das ihr keine 3D-Brille braucht," wird das Publikum eingangs begrüßt. Das 20th Century-Fox Leitmotif spielt die "legendäre Schauspielhausband" auch selber … zwar ziemlich schief, aber das macht nichts, denn ernsthaftes Theater war ohnehin nicht die Absicht. Was auf der Bühne stattfindet ist nämlich (wer hätte es vermutet?) Filme-nacherzählen. Das Publikum darf auch ein bisschen mitmachen.
On Stage
Nacheinander stellen sich die Ensemble-Mitglieder des Schauspielhaus Graz, auf der Bühne der Ebene 3, dem verbalen Wettbewerb. Der zu errringende Preis ist um nichts geringer, als "Der Slip, den Sharon Stone in der Verhörszene von Basic Instinct NICHT anhatte". Angelehnt war das Programm an eine Las Vegas "Stand-Up-Comedian" Bühnenshow mit Hausband, die sich da eben mal "Wasmahatdashatmagandhi" nennt (Wo sind bitte die legendären Band T-Shirts geblieben?). Das Grazer Ensemble einmal von einer neuen Seite. Spannend!
Leider wurde es aber zwischendurch, trotz der vielen falschen Töne im Getriebe, etwas eintönig. Irgendwo fehlte mittendrin die `Action!´und die Erzähler verloren sich ab und an in zu verworrene Details. Die gut vorbereiteten Witze vermochten dann und wann auch nicht so recht unsere Gemüter zu erheitern, wobei die spontan improvisierten uns doch wieder ein Kichern zu entlocken vermochten. Die weibliche Bühnenpräsenz war auch etwas rar besät.
Ist das wieder einmal dieses alte Klischee, dass Jungs die besseren Klassenkasper sind, das wir hier bestätigt finden? Oder geben sich die Damen für so einen "Blödsinn" nicht gerne her? Naja, vielleicht machen sie sich auch einfach nicht so gut im schwarzen Smoking wie die Jungs, wer weiß? Wir verließen die Show ein wenig zwiegespalten, denn die Idee zu diesem Abend fanden wir fabelhaft famos. Immerhin wurden wir sogar höchstpersönlich auf dem Red Carpet verabschiedet.
Berlin Calling
Auf diesen wird sich das Grazer Schauspielhausensemble demnächst selbst begeben, und zwar beim Berliner Theatertreffen, wo sie für das von Viktor Bodó inszenierten Handke-Stück "Die Stunde da wir nichts voneinander wussten" nominiert wurden. Eine grosse Auszeichnung innerhalb der Theaterbranche. Victor Bodó, dessen viel gelobte Liliom-Inszinierung derzeit in Graz läuft, ist einer jener seltenen Virtuosen und Vieltalente, bei dem Genie und Wahnsinn nahe beieinander liegen. Als gebürtiger Ungar weiß er wohl ausgelassen zu feiern und so ranken sich schon die dubiosesten Mythen um den begabten Regisseur (von zertrümmerten Kantinentischen und Orgien im frisch gefallenen Schnee ist da die Rede). Aber Schauspieler und Statisten können einem ja alles erzählen, von Berufs wegen quasi.
So wie letzten Samstag eben. Und für "Besser als Kino Vol.1" ist auch schon ein Sequel geplant. Mal sehen wohin sich die Story entwickelt, vielleicht kommt der Kracher ja im zweiten Teil, oder im Dritten, ganz im Stile einer Trilogie? Vielleicht gewinnt das beste Drehbuch nächstes Mal ja "Die Schlange, die Salma Hayek in From Dusk `Till Dawn NIE um den Hals getragen hat"? Und alle so: "ÄKTSCHOOON!"