Aus der Zwangsjacke befreit

Polarität generiert bekanntlich Power. Das Elektropop-Duo Rangleklods hat gestern zum dritten Mal in Wien und erstmals im intimen Rahmen des B72 gespielt: Mit Höhen und Tiefen, Frau und Mann, Plus und Minus.

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Ein schönes Paar sind die beiden, Esben Andersen mit seiner imposanten Baritonstimme und Pernille Smith-Sivertsen mit ihrem reinen Gesang – sie ergänzen einander perfekt. Yin und Yang sozusagen, wobei nicht immer klar ist, wer welche Rolle verkörpert. Es ist auch nicht ganz durchschaubar, was sie da auf der Bühne genau machen, mit dem Haufen an Equipment – Pulte, Effektgeräte und endloser Kabelsalat. Fakt ist, dass sie die Verflechtung von organischen Samples und dem Einsatz ihrer Instrumente und Stimmen perfekt beherrschen und so – Achtung Klischee – wie für die Bühne geschaffen wirken. Erhaben und doch greifbar sind die beiden Dänen bei ihren Konzerten, manchmal nicht ganz von dieser Welt. Jeder Vergleich würde sowieso hinken, denn Rangleklods entziehen sich jeglicher Konvention. Spätestens mit ihrem im Frühjahr erschienenen Zweitwerk "Straitjacket" haben sie sich aus allen möglichen Schubladen, in die man sie stecken könnte, befreit.

Zeitreisende

Äußerlich würde man Techno-Queen Pernille und den langhaarigen Esben im Metallica-Shirt als 90er-Jahre-Kids einordnen. Doch mit ihrer gestrigen Performance haben sie bewiesen, dass sie sich musikalisch in allen möglichen Jahrzehnten wohlfühlen. Der Opener "Cough" war ein eher entspannter Einstieg, bei dem Esben die Menge mit seiner spannungsgeladenen Stimmgewalt und sich selbst mit verdammt coolen Moves aufwärmte. Alle jubeln. Mit sanftem Groove funkten sie weiter. "Order" bestätigte dann allen, die es bereits geahnt hatten: Rangleklods sind in der Zeit reisende Hohepriester des Samplings. Der zuckende Beat von "Yound and Dumb" versetzte letztendlich jede Muskelfaser mit gefühlten 1000 Volt bevor dann alles schon wieder viel zu schnell zu Ende war.

"Vienna is one of our favourite cities to play in", sagten sie und man glaubt es ihnen gerne. Immer schön nach vorne schaun: Sie werden wieder kommen, und sie werden wieder so unglaublich großartig gewesen sein.

Bereits im Frühjahr traten Rangleklods in Wien auf. Gestern verbreiteten sie im B72 Boiler-Room-Feeling. Erli Grünzweiel fotografierte.

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