Auch bei Charity-Events fällt Engagement leichter, solange es sich auf einen Klick beschränkt. Warum es manchmal Sinn macht, nicht so angesagt zu sein.
In den kommenden winterlichen Monaten des Gebens werden sie sich wieder häufen, die Benefizveranstaltungen. Neben alteingesessenen Organisationen wie Licht ins Dunkel und den Helden unter Österreichs notorischen Gutmenschen von »Bock auf Kultur« versuchen immer wieder auch kleinere Veranstalter, ihren Beitrag zu leisten. Das erweist sich allerdings oft als gar nicht so einfach – gerade in der Wiener Clubkultur wird das Raven für den guten Zweck manchmal nur mittelgut angenommen.
Stell dir vor es ist Charity, alle nehmen teil, aber niemand geht hin.
Stell dir vor es ist Charity, alle nehmen teil, aber niemand geht hin. So ist das auch im vergangenen Jahr immer wieder geschehen. Gerade um Weihnachten ließen Besucher teils auf sich warten. Dabei hätten Line-up und Location doch als Besuchermagnet fungieren müssen. Man will nun niemanden herausgreifen, denn aus niederen Instinkten organisiert so etwas niemand. Aber saufen wir also einfach lieber für uns selbst als für andere? Sind Spaß und Katastrophenhilfe vereinbar?
Erst kommt der Spaß, dann die Moral
»Generell gilt, so gut und bekannt die Acts sind, so viele Leute kommen auch«, meint Emanuel Hinterbauer, der alle Charity-Veranstaltungen für den Verein Ute Bock organisiert. Auch Marvin Mangalino, Geschäftsführer des Hotels am Brilliantengrund, gibt ihm diesbezüglich Recht. Als der Taifun »Haiyan« letztes Jahr mehrere Regionen auf den Phillipinen dem Erdboden gleichmachte, organisierte Mangalino eine Benefiz-Fotoausstellung und einen Clubabend in der Wiener Grellen Forelle. »Primär kommen die Leute, weil sie sich für den Inhalt und das Umfeld interessieren. Dabei etwas Gutes zu tun, ist nur ein Zusatznutzen und wird positiv aufgenommen«, so Mangalino.
Zweifel beim Geben
Grundsätzlich alles schön und gut und erfolgreich also. Gute Organisation und die richtigen Künstler sollten für genug Spenden sorgen. Trotzdem scheint es Unterschiede je nach Veranstaltung und Zielpublikum zu geben. Amy Webb prognostiziert digitale Trends für Non-Profit und For-Profit-Unternehmen, sie ist Geschäftsführerin der Webmedia Group. Laut ihr unterzieht sich unsere Gesellschaft einem drastischen Wandel. Sie ist sich nicht sicher, ob das Gefühl, aus Verpflichtung Spenden zu müssen, in 20 Jahren noch vorhanden sein wird.
Das allgemeine Misstrauen der Millennials im Bezug auf große Organisationen und Autoritäten scheint auch vor Wohltätigkeitsorganisationen nicht Halt zu machen. Man ist sich trotz aller Transparenz und offener Jahresbilanzen nicht sicher, wie viel vom gespendeten Geld tatsächlich dort ankommt, wo es hingehört und wo geholfen wird. Wenn keine wirklich glaubwürdigen Namen dahinterstehen, ist man lieber mal vorsichtig mit dem Geldgeben.
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