Kleine Umwege im Studium zu nehmen können sich viele Studierende mittlerweile nicht mehr leisten. Dabei bergen gerade diese oft wichtige Meilensteine.
Die Wohngelegenheit als Sparmöglichkeit
In einer WG wohnt Donna einfach weil es günstiger ist. Mit 28 könnte sie sich eine eigene Wohnung auch gut vorstellen, doch mit 420 Euro für ihr WG-Zimmer ist sie bereits an ihrem Budget-Limit angekommen. »Wären es 500 Euro, müsste ich mich in anderen Bereichen doch sehr einschränken, deshalb ist diese Lösung in Ordnung«, fügt sie hinzu. Gerne heimzugehen und genug Platz für die eigenen Sachen zu haben, stehen für die Studentin an oberster Stelle.
Auch die 25-jährige WU-Studentin Katharina Stadtler kommt gerne heim und nennt, seit seiner Eröffnung, das Studentenheim Milestone am WU-Campus ihr Zuhause. Von hier wegzuziehen kann sie sich eigentlich gar nicht vorstellen, schließlich fühlt sie sich im Milestone gut aufgehoben und »irgendwie wie in einem Gemeindebau für Studenten, aber einem, den man auch den Eltern zeigen kann. Man muss sich nicht schämen, manchmal bleibt in der Lobby schon etwas stehen, aber es ist immer Cleaning Personal da, das voll dahinter steht.«
In einem kleinen Dorf in Niederösterreich aufgewachsen, war es ihren Eltern wichtig, dass es an ihrem neuen Wohnort sauber und sicher ist. Ganz hinter sich gelassen hat sie ihr Leben vor dem Milestone aber noch nicht, bezeichnet sie die Lobby doch als Dorfplatz, auf dem während eines Workshops für Erasmus-Studierende schon mal Wiener Walzer getanzt wird. Die Verschränkung von Luxus-Gemeindebau, Lobby mit Dorfplatz-Atmosphäre, Fitnessstudio, Lernraum und Portier liegt preislich allerdings auf demselben Niveau wie eine Wiener Single-Wohnung. 655 Euro kostet Katharinas Einzelzimmer mit Prater-Aussicht, die von ihren Eltern übernommen werden. Zusätzliche Kosten kann sie durch zwei geringfügige Jobs selbst tragen.
Ein paar U2-Stationen davon entfernt lässt es sich, mit 350 Euro für ein Einzelzimmer, etwas günstiger wohnen. Die Pop-up-Dorms in Aspern sprechen wegen ihres guten Preis-Leitungs-Verhältnisses vor allem Erasmus- und Joint Study-Studierende wie Maria Revert an. »Der große Gemeinschaftsbereich macht es einfach Leute kennenzulernen. Aspern ist zwar etwas weit vom Zentrum entfernt, aber vielleicht ist das ohnehin besser so für mich, weil Wien schon ziemlich teuer ist und ich mich so besser aufs Lernen konzentrieren kann«, beschreibt sie ihr erstes Semester in der Seestadt. Auch Studierende, denen Ökologie und Nachhaltigkeit wichtig sind, werden sich in den Holz- und Schiffscontainern eher angekommen als nur gestrandet fühlen. Die Container können bis zu fünfmal ab- und wieder aufgebaut werden und sollen zeigen, dass flexibler Wohnraum möglich ist. Über mehr Durchlässigkeit, Flexibilität und nachhaltigere Ansätze in der Hochschulpolitik würden sich auch die Studierenden freuen. Wichtige Meilensteine können schließlich auch mit der ein oder anderen Bummelei zwischendurch erreicht werden.