Avantgarde goes (Main)Stream

Filmmit zeigt Sixpackfilm. 27 Filme aus dem Archiv – darunter viele preisgekrönte Werke von bekannten Filmemachern wie Anja Salomonowitz oder Virgil Widrich – sind pünktlich zum Auftakt der Diagonale 2013 bis 30. April sehr günstig im Netz sichtbar. Anna Bürger von Flimmit erzählt uns im Interview von der Kooperation, von Zugpferden, Nischenfilmen und der Heterogenität des österreichischen Marktes.

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Was dürfen wir uns von der Filmauswahl erwarten?

Die aktuelle „Sixpackfilmschau“ auf Flimmit hat einen starken dokumentarischen Schwerpunkt. Die meisten Beiträge wurden innerhalb der vergangenen fünf bis zehn Jahre gedreht, darunter so spannende Arbeiten wie „Eine von 8“ von Sabine Derflinger, die sich mit dem Leben von Frauen nach einer Brustkrebsdiagnose beschäftigt. Oder „Jobcenter“ von Angela Summereder, ein Film, der zeigt, wie Menschen am Rande des Arbeitsmarktes zu reinen Aktenvorgängen verkommen. Mit im Programm sind aber auch formal innovative Formate. Kurzfilme wie „Copy Shop", um nur einen zu nennen, der 2002 sogar für den Oscar nominiert war. Das Ziel war, gemeinsam mit Sixpackfilm eine möglichst ausgewogene Kollektion zusammenzustellen.

Wie soll die Kooperation nach Ende des Crossing Europe Festivals aussehen?

Nach dem hoffentlich erfolgreichen Auftakt, möchten wir gerne weiterhin Filme aus dem Sixpackfilm-Bestand über unseren Video-On-Demand-Katalog anbieten. Dabei wird es auch in Zukunft verschiedene Sonderaktionen und kuratierte Filmreihen geben. Geplant ist u.a. eine regelmäßige Präsentation ausgesuchter Werke im Rahmen einer Gratisfilm-Reihe. Damit hoffen wir, auch langfristig ein neues Publikum für den österreichischen Kunstfilm zu gewinnen.

Sixpackfilm hat einen großen Namen in der Avantgardefilmszene. Die funktioniert in Österreich aber eher abseits des regulären Filmbetriebs. Wieso haben Sie sich also für eine Kooperation mit Sixpackfilm entschieden?

Der Dokumentar- und Experimentalfilm ist ja nicht nur in Österreich eher eine Nischenveranstaltung. Das bedeutet aber nicht, dass es für solche Werke kein Publikum gibt. Wir sind davon überzeugt, dass die Filme, die wir gemeinsam mit Sixpackfilm zeigen werden, wert sind, gesehen zu werden. Das kann aber nur passieren, wenn sich auch jemand findet, der sie anbietet.

Mit Anja Salomonowitz‘ „Das wirst du nie verstehen“ gibt es anfangs einen Film einer Preisträgerin zu sehen. Wie sehen Sie das Potenzial des österreichischen Films abseits der großen Verleihungen?

Natürlich sind Filme, die mit einem Preis ausgezeichnet wurden, wichtige Zugpferde. Ob sich der österreichische Film darüber hinaus auch in der Breite weiterentwickelt, hat nicht zuletzt auch damit zu tun, dass neue, zeitgemäße Vertriebskanäle für diese Inhalte gefunden werden. Genau hier wollen wir mit Flimmit unseren Beitrag leisten.

Trotz des Booms leiden österreichische Kinofilme an Zuschauerschwund. Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang das Potenzial von Video-On-Demand-Plattformen?

Video on Demand ist eindeutig ein Zukunftsmarkt, auch in Österreich. Allerdings gab es lange kaum Angebote, von illegalen Downloadseiten einmal abgesehen. Daran etwas zu ändern, gehört zu unseren zentralen Zielen, wir wollen den österreichischen Film im Internet sichtbarer machen. Die Kooperation mit Sixpackfilm ist ein weiterer wichtiger Schritt in diese Richtung.

In den USA sind Filme und Serien über Plattformen wie Hulu oder Netflix schon seit Jahren im Netz verfügbar und machen einen beträchtlichen Marktanteil aus. In Österreich wird Video on Demand bis her noch nicht einmal statistisch erfasst. Woran liegt das?

Das hat sicher mehrere Gründe. Eine Ursache ist aber wohl der Umstand, dass der Markt in Österreich relativ klein und heterogen ist. Das trifft im Übrigen auch auf den Rest Europas zu. In den USA sind die Dimensionen größer, wodurch eine Entwicklung wie Video on Demand gerade am Anfang schneller an Fahrt gewinnt. Dadurch ist es in den USA zum Beispiel auch einfacher an Lizenzen zu kommen.

Wie glauben Sie, die Konsumenten für kostenpflichtige Videos on Demand beim derzeitigen Angebot an illegalen Streams begeistern zu können?

Durch Qualität und einfache Handhabung – nicht nur auf dem PC, sondern auch auf dem iPad oder iPhone, sowie den Smart TV-Geräten von Philips und zukünftig auch auf Fernsehgeräten von Samsung, für die wir gerade eine App entwickeln. Außerdem durch Nischen- und Independentfilme, die wir anbieten können und die in dieser Form auf den gängigen Plattformen kaum zu finden sind. In Zukunft werden wir eben auch verstärkt auf redaktionell betreute Angebote wie z.B. die „Sixpackfilmschau“ setzen. All das sind Dienste und Services, die illegale Streams dem Nutzer nicht bieten können.

Die Filme der Kollektion sixpackfilmschau sind noch bis 30. April 2013 auf www.flimmit.at aufrufbar.

Bild(er) © Anja Salomonowitz, Harald Friedl, Angela Summereder, sixpackfilm, Widrich Film
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